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Allen Unkenrufen zum Trotz war mit dem Vorstoss des Swiss Performance Index (SPI) auf über 10 '000 Punkte noch lange nicht fertig. Von Anschlusskäufen erfasst, kletterte das breit gefasste Börsenbarometer mit 10 '371,65 Punkten vorübergehend sogar auf den höchsten Stand in der traditionsreichen Geschichte. Und obwohl der SPI in der zweiten Mai-Hälfte etwas davon zurückgefallen ist, bleibt die Bilanz beeindruckend: Alleine seit Jahresbeginn errechnet sich ein Plus von 14,3 Prozent.

Doch auch sonst hatte es das Geschehen der vergangenen vier Wochen faustdick hinter den Ohren. Für viele Beobachter überraschend, flüchtete sich der Basler Spezialitätenchemiehersteller Clariant in die Arme des amerikanischen Rivalen Huntsman. Die Nachricht der transatlantischen Hochzeit kam allerdings nicht überall gut an. Für die Aktionäre von Syngenta hingegen hatte das lange Bangen endlich ein Ende. Sie wurden von Chem China ausbezahlt und durften über die 465 Dollar je Aktie in bar hinaus eine Sonderdividende von 5 Franken einstreichen.

Wer unterinvestiert oder gar falsch positioniert war, für den erwies sich der Mai als äusserst schmerzhaft. Schwer hatten es insbesondere die Leerverkäufer. Sie zogen sich hierzulande in den letzten Wochen auf breiter Front zurück.

Auch die Kapitulation der Leerverkäufer lässt erahnen, dass die im Frühjahr 2009 gestartete Aufwärtsbewegung schon sehr weit fortgeschritten ist - gemeinsam mit den sich häufenden starken Kursausschlägen (siehe Kolumne vom 20. April), den immer abstruseren Spekulationen (siehe Kolumne vom 12. Mai) und den sich gegenseitig mit immer abenteuerlicheren Kaufempfehlungen und Kurszielen überbietenden Analysten (siehe Kolumne vom 25. April).

Folglich tritt der Schweizer Aktienmarkt in eine heisse Phase ein. Wichtig ist, dass sowohl der Swiss Market Index (SMI) als auch der SPI schon in den nächsten Wochen neue Jahreshöchststände erklimmen. Ansonsten steigt die Gefahr einer grösseren Gewinnmitnahmewelle. "Make or break", würde der Amerikaner sagen.

Zuverlässige Frühindikatoren sind die beiden Schweizer Grossbankaktien. Sie hinken dem breiten Markt im laufenden Jahr weit hinterher. Sollten die Valoren von UBS und Credit Suisse unter ihre bisherigen Jahrestiefststände bei 15,11 Franken respektive 13,11 Franken fallen, hätte das negative Signalwirkung für unseren Heimmarkt.

Rückschlagsgefährdet wären dann vor allem die heissgelaufenen Nebenwerte. Der Rückzug Singapurs aus dem Aktionariat von Straumann und Dufry und die kürzliche Beteiligungsplatzierung der Partners Group bei der VAT Group lassen jedenfalls tief blicken. Diese Finanzinvestoren sind bekannt dafür, anderen Marktakteuren keine Geschenke zu machen.

Nachstehend nun aber zu meinen Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2017. Mit einem Plus von 11,98 Prozent seit Jahresbeginn hinken sie dem SPI weiter hinterher. Während die Aktien von Meyer Burger in den Genuss eines Kursfeuerwerks kamen, erwiesen sich die Aktien von Swiss Re und insbesondere Basilea als bremsend. Auch dass ich absichtlich mit der Wiederanlage der Auszahlung für Syngenta zuwartete, erwies sich falsch.

Mit dem heutigen Tag hole ich dieses Versäumnis nun nach und investiere rund 10'000 Franken in die Aktien von Clariant. Es hätte zwar bestimmt attraktivere Kandidaten für einen Zusammenschluss gegeben. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass die geplanten Kostensynergien im Umfang von 400 Millionen Dollar womöglich tief angesetzt sind und übertroffen werden. Ausserdem schliesse ich - anders als viele Analysten - eine Gegenofferte für den Spezialitätenchemiekonzern aus Basel nicht völlig aus. Ich möchte an dieser Stelle jedoch betonen, dass der Kaufentscheid in keinster Weise auf dieser Überlegung beruht. Viel eher rechne ich mit einer Wiederaufnahme des Bereinigungsprozesses beim Firmenportfolio. Das neu entstehende Unternehmen dürfte sich von wenig rentablen Geschäftsbereichen trennen - und im aktuell ziemlich günstigen Umfeld gute Verkaufserlöse erzielen.

Aktuelle Positionen Aktienfavoriten:

Titel

Anzahl

Einstand

akt. Wert*

Erfolg

G/V

Barmittel

  

13'278,21

  

ABB N

465

21,50

11'313,45

1'315,95

+13,16%

Clariant N

477

20,95

9'997,50

0,00

neu

Nestlé N

137

73,15

11'323,05

1'301,50

+12,99%

Novartis N

135

74,15

10'705,50

695,25

+6,95%

Swiss Re N

115

88,90

10'154,50

-69,00

-0,67%

Basilea N

137

72,60

10'480,50

534,30

+5,37%

Burckhardt N

30

304,25

9'105,00

-22,50

- 0,25%

Dätwyler I

73

137,60

12'015,80

1'971,00

+19,62%

Meyer Burger N

12'600

0,79

13'608,00

3'654,00

+36,71%

      

Total

  

111'981,51

 

+11,98%

* Schlusskurse vom 31. Mai 2017

Noch vor wenigen Wochen war ich nah dran, bei Novartis das Handtuch zu werfen. Mittlerweile bin ich etwas entspannter. Die Anhaltspunkte häufen sich, dass die Umsatz- und Gewinnentwicklung die Talsohle im zurückliegenden ersten Quartal durchschritten haben dürfte und der Gesundheitskonzern aus Basel im Laufe des nächsten Jahres auf den Wachstumspfad zurückfindet. Auch die deutliche Absage an einen Zusammenschluss mit einem grossen Rivalen ist zu begrüssen, wurde in der Vergangenheit doch immer wieder auf eine Übernahme von AstraZeneca oder Bristol-Myers Squibb spekuliert. Sich im jetzigen Zeitpunkt in ein solches Abenteuer zu stürzen, hätte schlichtweg keinen Sinn gemacht. Neue Kursimpulse verspreche ich mir von Entresto. Dieses Schlüsselmedikament scheint endlich Fahrt aufzunehmen. Dasselbe gilt für die sich abzeichnende Abspaltung von Alcon. Die in der Augenheilkunde tätige Tochter ist bei Novartis eigenen Angaben zufolge noch mit 21 Milliarden Dollar in den Büchern.

Grössere Veränderungen erhoffe ich mir auch bei Nestlé. So richtig will sich Mark Schneider, der neue starke Mann am Hauptsitz in Vevey, noch nicht in die Karten blicken lassen. Damit baut er aber auch keine übertriebene Erwartungshaltung auf und hat das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns sind mittlerweile kein Schnäppchen mehr, weshalb ich von Zukäufen abrate.

Freude bereiteten in den letzten Tagen die Aktien von Meyer Burger. Anfang Woche erhielt der Solarzulieferer gleich zwei Grossaufträge aus Asien. Die Gesamtsumme von rund 80 Millionen Franken lässt vermuten, dass sich der auftragsseitige Knoten nach Jahren des Wartens endlich zu lösen beginnt. Und auch der neue Konzernchef Hans Brändle scheint dem Unternehmen gut zu tun. Meines Erachtens stehen die Leerverkäufer bei diesem Unternehmen immer mehr mit dem Rücken zur Wand.

Bisherige Transaktionen:

Datum

Titel

 

Anzahl

Kurs CHF

Total

30.12.2016

Dätwyler I

Kauf

73

137,60

10'044,80-

30.12.2016

Zurich N

Kauf

36

279,80

10'072,80-

30.12.2016

Syngenta N

Kauf

24

405,90

9'741,60-

30.12.2016

Nestlé N

Kauf

134

74,65

10'003,10-

30.12.2016

Ascom N

Kauf

626

15,95

9'984,70-

30.12.2016

Basilea N

Kauf

137

72,60

9'946,20-

30.12.2016

Novartis N

Kauf

135

74,15

10'010,25-

30.12.2016

ABB N

Kauf

465

21,50

9'997,50-

30.12.2016

Nestlé N

Kauf

137

73,15

10'021,55-

30.12.2016

OC Oerlikon N

Kauf

1'004

9,96

9'999,84-

06.01.2017

Ascom N

Verkauf

626

15,80

9'890,80+

06.01.2017

U-blox N

Kauf

52

190,00

9'890,80-

12.01.2017

U-blox N

Verkauf

52

174,10

9'053,20+

26.01.2017

Meyer Burger N

Kauf

12'600

0,79

9'954,00-

09.02.2017

Burckhardt N

Kauf

30

304,25

9'156,50-

28.02.2017

OC Oerlikon N

Verkauf

1'004

10,80

10'843,20+

11.04.2017

Puts ABBBJZ

Kauf

7'000

0,13

910,00-

20.04.2017

Puts ABBBJZ

Verkauf

7'000

0,11

770,00+

05.05.2017

Zurich N

Verkauf

36

277,00

9'972,00+

05.05.2017

Swiss Re N

Kauf

115

88,90

10'223,50-

18.05.2017

Syngenta N

Offerte

24

460,70

11'056,80+

02.06.2017

Clariant N

Kauf

477

20,95

9'997,50-


 

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