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Steigende Zinsen - sie gelten als der natürliche Feind der Aktien. Ab wann sie zu einer Belastung für die Aktienmärkte werden, darüber streiten sich die Experten allerdings.

Das Lehrbuch besagt, dass es an der Leitbörse in New York erst dann ungemütlich wird, wenn dort die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf über 2,85 Prozent steigt - wie das zuletzt der Fall war.

Wurden die einschneidenden Steuersenkungen und das von der amerikanischen Regierung in Aussicht gestellte Infrastrukturpaket anfänglich noch frenetisch gefeiert, macht sich nun Katerstimmung bemerkbar. Denn die Kombination aus Steuerausfällen und Mehrausgaben mündet zwangsläufig in deutlich höheren Staatsschulden. Und diese wollen finanziert sein.

Verständlich, dass die grossen Gläubiger der Vereinigten Staaten den wirtschaftspolitischen Kurs nicht länger mittragen wollen. Nun droht gar ein Handelskrieg mit China und damit just mit jener Grossmacht, die amerikanische Staatsanleihen in dreistelliger Milliardenhöhe hält.

Zu denken, dass uns das im Herzen Europas nichts angeht, wäre etwas gar verwegen. Steigen die Zinsen in Übersee, steigen sie auch bei uns. Und fällt der Dollar, schlägt sich das auch bei vielen Schweizer Unternehmen schmälernd in der Gewinnentwicklung nieder.

Anders als an der Börse in New York gibt es bei uns keine Faustregel, was die Auswirkungen der Zinsen auf die Aktienkurse anbetrifft.

Darf man den Aktienstrategen von Helvea Glauben schenken, dann sollte uns die Zinsentwicklung der letzten Wochen noch bis weit in den Sommer hinein begleiten. Um ihren Erwartungen den nötigen Nachdruck zu verleihen, nehmen sie bei ihren Schlüsselkaufempfehlungen grundlegende Veränderungen vor.

Aus Schweizer Sicht werden die Valoren des Energiekonzerns BKW und des Logistikspezialisten Kühne+Nagel sowie jene des Industriekonzerns OC Oerlikon auf die Liste der "Top Stock Ideas" gesetzt. Den Strategen zufolge haben diese Aktien eines gemeinsam: sie alle stehen für defensives Wachstum, Qualität und sollten von steigenden Zinsen profitieren.

Kursvergleich der Aktien von Kühne+Nagel (rot), OC Oerlikon (grün) und BKW (gelb) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Platz machen müssen die Valoren von Dätwyler und Vifor Pharma. Weiterhin als Schlüsselkaufempfehlungen gelten hingegen die Aktien von Dufry, GAM, Nestlé, Rieter und Swiss Life.

Ob ein Grossteil dieser Unternehmen - wie die Strategen von Helvea schreiben - tatsächlich von steigenden Zinsen profitieren, wird sich zeigen müssen. Mir scheint diese Wette eher fragwürdig.

Da halte ich mich lieber an die hiesigen Versicherungsaktien. Schon mein Mentor lehrte mich vor über zwanzig Jahren, dass sich höhere Renditen bei diesen Unternehmen in höheren Gewinnen niederschlagen. Umso mehr überrascht mich, dass mit Swiss Life bei Helvea nur eine Versicherungsaktie auf der Liste der "Top Stock Ideas" zu finden ist.

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Die Aktionäre von Aryzta müssen sich noch bis Montag in einer Woche gedulden. Dann legt der angeschlagene Backwarenhersteller sein Halbjahresergebnis vor.

Spätestens nach der einschneidenden Gewinnwarnung vom Januar dürfte klar sein: Das Tagesgeschäft lief nicht wie ursprünglich erhofft.

Dass die Aktien von Aryzta in den letzten Tagen wieder in die Nähe der historischen Tiefstkurse zurückgefallen sind, hat einen weiteren, nicht weniger triftigen Grund: Nach übernahmereichen Jahren ist das Unternehmen bis über beide Ohren verschuldet.

Die Aryzta-Aktien geraten in altes Fahrwasser (Quelle: www.cash.ch)

Wie Jon Cox von Kepler Cheuvreux schreibt, könnte es dann ungemütlich werden, sollte der Backwarenhersteller keinen vernünftigen Käufer für die Picard-Beteiligung finden. Er selbst sieht zwar weiterhin nicht den Bedarf einer Kapitalerhöhung, hält die Angst vor einer solchen jedoch nicht völlig für an den Haaren herbeigezogen.

In Anbetracht der vorwiegend hausgemachten Probleme, drohender Goodwill-Abschreibungen sowie der hohen Verschuldung eignen sich die Valoren von Aryzta nur für ganz hartgesottene Anleger. Erst eine für bisherige Aktionäre verwässernde Kapitalerhöhung würde das Risikoprofil beim Backwarenhersteller in einem neuen Licht erscheinen lassen.

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