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Schon seit Wochen bietet sich den Aktionären der beiden Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis derselbe zermürbende Kurszerfall.

Auf mögliche Gründe angesprochen, argumentieren Händler gerne mit sogenannten Sektorrotationen. Mächtige Grossinvestoren würden im grossen Stil Geld aus den Pharmawerten abziehen, so heisst es dann jeweils lapidar.

Interessante Einblicke liefern nun die Pharmaanalysten der UBS. Nach über hundert verschiedenen Treffen mit einer Vielzahl von Grosskunden aus Grossbritannien, Deutschland, Frankreich und der Ostküste der USA melden sie sich in einem fünfzehnseitigen Kommentar zu Wort.

Anscheinend teilen längst nicht alle Kunden die eher vorsichtige Meinung der Schweizer Grossbank. Nur gerade jene aus Übersee haben das Heu auf derselben Bühne wie die Analysten, rechnen doch auch diese mit einschneidenden politischen Eingriffen und dadurch mit Druck auf die Medikamentenpreise.

Europäische Grosskunden äusserten hingegen die Hoffnung, dass die Pharmawerte alleine schon aufgrund der gedrückten Bewertung zu einer Gegenbewegung ansetzen könnten. Wo die faire Bewertung der Branche liegen könnte, darüber ist man sich allerdings uneins.

Während die amerikanischen Kunden in Zuge der Aufhebung von Obamacare einen geringeren Medikamentenabsatz erwarten, befürchten jene aus Europa auch unter Donald Trump politische Einschnitte, wie sie ursprünglich Hillary Clinton oder Bernie Sanders nachgesagt wurden.

Den Analysten zufolge war bei den Grosskunden aus Übersee ein wiedererwachtes Interesse an Novartis und Roche zu verspüren. Gerade die Erwartungen an Novartis scheinen allerdings recht gering. Bei Actelion standen - wenig überraschend - die Verhandlungen mit Johnson&Johnson im Zentrum des Kundeninteresses. Noch immer heisst es für die Aktionäre: Warten und bangen.

Vergleich der Genussscheine von Roche (rot) mit den Aktien von Actelion (violett) und Novartis (grün); Quelle: www.cash.ch

Skepsis schwappte den Experten der Schweizer Grossbank hingegen bei ihrer Kaufempfehlung für die Aktien von Galenica entgegen. Gerade der langsame Verkaufsstart für das mit der Übernahme von Relypsa erworbene Schlüsselmedikament Veltassa hält die Kundschaft von einem Einstieg ab (siehe auch Kolumne vom 20. Januar).

Was die zukünftige Kursentwicklung hiesiger Pharmawerte anbetrifft, so lassen alle diese Aussagen vor allem auf eines schliessen: Auf eine gehörige Portion Ratlosigkeit bei den Grosskunden...

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Gut zwei Wochen ist es her, dass der Familie Hayek an der Börse Titelverkäufe nachgesagt wurden. Auslöser war eine nicht ganz vollständig von den Nachrichtenagenturen wiedergegebene Offenlegungsmeldung der Swatch Group an die SIX (siehe Kolumne vom 10. Januar). Ein Sturm im Wasserglas, wie sich längst herausstellte.

Schon damals liefen ziemlich umfangreiche Wetten im Umfang von mehr als 30 Prozent aller ausstehenden Inhaberaktien gegen den in Biel beheimateten Luxusgüterkonzern. Ganz so viele sind es inzwischen zwar nicht mehr. Allerdings sind die vorwiegend ausländischen Leerverkäufer dringend auf frische Argumente angewiesen.

Schliesslich kosten die Inhaberaktien heute knapp 40 Prozent mehr als noch Ende Juli. Mit anderen Worten: Wetten gegen die Swatch Group gingen in den vergangenen Monaten ziemlich ins Geld.

Schon seit Tagen laufen die Swatch-Aktien gegen die Leerverkäufer, Quelle: www.cash.ch

Ausgerechnet der für Bernstein tätige Analyst versucht den Leerverkäufern nun die letzten Illusionen zu nehmen, wird der amerikanischen Investmentbank doch schon seit Jahrzehnten eine gewisse Nähe zur Hedgefonds Industrie nachgesagt. Im Ausblick auf die für Mitte Februar angesetzte Veröffentlichung des Jahresergebnisses zieht er das Kursziel für die mit "Market Perform" eingestuften Papiere auf 290 (250) Franken nach. Die Unternehmensbewertung werde in Erwartung einer Belebung im Uhrenbereich auf absehbare Zeit hoch bleiben, so lässt der Autor den Leser des Ausblicks wissen.

Einzig mit seinen Aussagen zu den randvollen Warenlagern sorgt er zumindest für ein bisschen Wasser auf die Mühlen der Leerverkäufer. Im Zuge der rückläufigen Umsatzentwicklung erwartet der Analyst, dass die Lagerbestände Ende des letzten Jahres bei 79 Prozent des Umsatzes zu Buche standen. Schmerzhafte buchhalterische Korrekturen schliesst er jedenfalls nicht länger aus.

Verhält es sich wie in den letzten Jahren, könnte die Swatch Group schon vor Mitte Februar mit Vorabinformationen an die Öffentlichkeit gelangen. Womöglich werden schon diese verraten, ob die ausländischen Leerverkäufer tatsächlich auf verlorenem Posten stehen.

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