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Auf den ersten Blick haben der Schraubenspezialist SFS Group, der Maschinenbauer Bobst und der Backwarenhersteller Aryzta herzlich wenig gemeinsam. Doch obwohl die drei Unternehmen unterschiedlichen Wirtschaftszweigen zugehören, eint sie etwas: Sie alle ächzen unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie.

Innerhalb kürzester Zeit haben sich die Aussichten im Tagesgeschäft dieser Unternehmen eingetrübt. Wie rasch alles ging, zeigt sich am Beispiel von Aryzta. Vor gut zwei Wochen legte der Backwarenhersteller sein Halbjahresergebnis vor und bekräftigte bei dieser Gelegenheit auch gleich die Jahresvorgaben. Am gestrigen Dienstag räumte er dann aber ein, dass letztere nicht länger realistisch seien.

Hat bereits gewarnt: Der Backwarenhersteller Aryzta (Quelle: www.cash.ch)

Meine Prognose: Aryzta und die anderen beiden Unternehmen bleiben nicht die einzigen, die ihre Zielvorgaben kassieren und in den Krisen-Modus schalten. Denn die hiesige Wirtschaft befindet sich generell im Blindflug.

Wichtige Anhaltspunkte verspreche ich mir von der Quartalsberichterstattung - wobei sich der Staub rund um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie wohl auch Mitte April noch nicht wieder gelegt haben dürfte. Umso mehr wird es nur so Umsatz- und Gewinnwarnungen hageln. Dem Schweizer Aktienmarkt steht die Bewährungsprobe damit wohl erst noch bevor.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine ziemlich delikate Angelegenheit zu sprechen kommen: Nämlich auf die Titelverkäufe aus dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung von Schweizer Unternehmen. Niemand kann kurzfristige Schwankungen im Tagesgeschäft besser einschätzen als dieser privilegierte Aktionärskreis.

Es dürfte mehr als ein Zufall sein, dass sich Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder alleine seit Ende Februar von Aktien ihres Mandats- oder Arbeitgebers im Gesamtwert von mehr als 111 Millionen Franken trennten. Zu grösseren Verkäufen kam es vor allem beim Laborausrüster Tecan, beim Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan, beim Reisedetailhändler Dufry sowie beim Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli. Zugegeben: In der Vergangenheit war um diese Zeit des Jahres stets eine Häufung solcher Transaktionen zu beobachten - auch bei den genannten Unternehmen. Allerdings setzen diese Titelverkäufe für gewöhnlich erst nach der Berichterstattung für die ersten drei Monate ein.

Alle anderen Aktionäre sind dazu verdammt, der Dinge zu harren, die da in den nächsten Wochen kommen mögen. Zumindest eines lässt sich schon heute mit ziemlicher Sicherheit sagen: Für grössere Kursbewegungen ist bei den jeweiligen Einzelaktien wohl gesorgt - wobei ich mir durchaus auch die eine oder andere positive Überraschung vorstellen könnte.

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Lange Zeit galten die Aktien kleiner und mittelgrosser Unternehmen als das Mass aller Dinge. Auch in der Schweiz könnte ich aus dem Bauch heraus eben mal schnell ein Dutzend Nebenwerte aufzählen, die sich über die letzten Jahre im Kurs vervielfacht haben.

Davon profitierten auch Research Partners, eine auf Schweizer Nebenwerte spezialisierte Boutique.

Nach goldenen Jahren sehen sich die Anleger nun genau in diesem Bereich aber einer schwierigen Situation ausgesetzt. Denn die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie setzen den kleinen und mittelgrossen Unternehmen besonders übel zu. Das spiegelt sich am hiesigen Aktienmarkt mittlerweile auch in den Kursen wider. Kaum ein Nebenwert, der in den letzten Wochen nicht unter die Räder kam.

Die Aktien von LEM stehen stellvertretend für viele andere Schweizer Nebenwerte (Quelle: www.cash.ch)

Doch während die Analysten vieler Banken noch zögern, verhalten sich jene von Research Partners wie ein Kind im Süsswarenladen. Alleine in den vergangenen 48 Stunden stuften sie die Aktien von Huber + Suhner, (Kursziel 70 Franken), Inficon (Kursziel 650 Franken), LEM (Kursziel 1200 Franken) und Phoenix Mecano (Kursziel 420 Franken) von "Hold" auf "Buy" herauf.

Im Wissen, dass sich die Unternehmenswelt vor schweren Zeiten steht, zeugt diese geballte Ladung an Kaufempfehlungen von Mut. Bleibt mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass dieser Mut belohnt wird.

 

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