Negative Impulse aus dem US-Handel bremsten die Dynamik jedoch wieder etwas. Rückenwind erhielt der SMI von den beiden Schwergewichten Nestlé und Novartis. Am Markt mache sich nach der Elefantenrunde im Weissen Haus und vor dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole Lethargie breit, kommentierte ein Händler gleichwohl. Viele Anleger hätten das Risiko in ihren Büchern reduziert.

Sie warteten nun auf Lösungen für einen Frieden in der Ukraine und insbesondere auf Signale zur US-Geldpolitik aus Jackson Hole. «Powell ist derzeit der mit Abstand wichtigste Einflussfaktor für die Zinserwartungen», fasste es ein Analyst zusammen. Falls das Fed im September eine Senkung plane, müsse Powell die Märkte jetzt darauf vorbereiten. Die grösste Hürde blieben die möglichen Inflationseffekte der neuen Zölle. Indes griff US-Präsident Donald Trump am Nachmittag erneut ein Mitglied des Fed-Vorstands an, dieses Mal Gouverneurin Lisa Cook. Trump versucht bereits lange, mit persönlichen Angriffen auf Fed-Chef Jerome Powell eine Zinssenkung zu erzwingen.

Der Leitindex SMI schloss um 0,52 Prozent höher bei 12'276,26 Punkten. Das Tageshoch markierte er gegen 16.00 Uhr bei 12'299 Punkten. Der breite SPI gewann immerhin 0,46 Prozent auf 17'035,70 Zähler, während der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, quasi unverändert auf 2023,28 Punkten verharrte (+0,06 Prozent). Im SLI standen 18 Verlierer 13 Gewinnern gegenüber.

Für Aufmerksamkeit sorgte der Lebensmittelriese Nestlé, dessen Titel um deutliche 3,6 Prozent zulegten. Diese waren seit Ende Juli klar eingebrochen. Händler verwiesen auf eine technische ausgelöste Aufwärtsbewegung, die gestern begonnen hatte. Dazu kamen ebenfalls positive Impulse der europäischen Konkurrenz. Davon profitierte auch der Schokoladenhersteller Lindt&Sprüngli (+3,1 Prozent).

Als Stütze für den SMI erwiesen sich zudem die Aktien des Pharmaschwergewichts Novartis (+1,5 Prozent auf 102,36 Fr.). Diese erreichten am Nachmittag mit 102,72 Franken ein neues Jahreshoch. Auch Roche (+0,9 Prozent) legten etwas zu.

Mit Givaudan, Zurich, Swiss Re und Swisscom waren weitere weniger konjunktursensible Titel im Gewinnerfeld mit Kursgewinnen von bis zu 2,5 Prozent. Aber auch einzelne zyklische Papiere wie SGS (+2,2 Prozent) oder Schindler (+1,2 Prozent) wurden gekauft.

Auf der anderen Seite standen Alcon, die um über 9,4 Prozent einbüssten. Nach der zweiten Reduktion der Jahresvorgaben in Folge berichteten Händler von Abgaben aus dem amerikanischen Raum.

Auch Geberit (-3,0 Prozent) gaben nach Zahlenvorlage nach. Nach der starken Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf nahmen die Investoren Gewinne mit, wie es am Markt hiess. Daneben wurden auch Amrize (-3,6 Prozent) im US-Handel weiter abgestossen.

In der zweiten Reihe legte der Baukonzern Implenia (+5,9 Prozent) nach einem guten Auftragseingang zu. Auch die Milchverarbeiterin Emmi (+7,3 Prozent) konnte die Anleger vor allem mit dem «starken» organischen Wachstum überzeugen.

Ins Auge stachen auch Kursgewinne vor den morgigen Halbjahreszahlen bei der Lebensmittelgruppe Orior (+6,6 Prozent). Im Handel war hierbei von Deckungskäufen aus dem Lager der Leerverkäufern die Rede.

Die Gurit-Aktien schlossen nach einem volatilen Handelsverlauf um 3,9 Prozent im Plus. Zwar enttäuschte der Verbundwerkstoff-Spezialist mit einem Umsatzrückgang von 20 Prozent in Lokalwährungen. Er stellte aber eine Verbesserung der Profitabilität im Windgeschäft in Aussicht. Die Aussagen des Managements führten derweil zu Kurseinbussen bei Branchennachbar Schweiter (-2,4 Prozent), wie es am Markt hiess.

Indes schlossen die Papiere von Sensirion nach temporären Gewinnen um 0,9 Prozent im Minus. Nach einem euphorischen Start ins Geschäftsjahr geht der Sensorspezialist von einer leichten Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte aus.

(AWP)