Die Lage ist eigentlich paradox: Einerseits versetzen Terroranschläge die Welt in Angst und Schrecken. Das World Economic Forum (WEF) bezeichnet in seinem jüngsten Global Risks Report terroristische Attacken als eine der wahrscheinlichsten Bedrohungen für die Menschen und die globale Wirtschaft.

Andererseits sind die Straftaten in vielen Industriestaaten rückläufig. In der Schweiz zum Beispiel nahmen 2016 die Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch um 4,1 Prozent ab. Unter anderem wurden 11 Prozent weniger Einbrüche gemeldet. Das ändert allerdings nichts daran, dass das Sicherheitsbedürfnis von Menschen, Unternehmen und Staaten zunimmt. Davon profitieren Unternehmen, die gross sind im Geschäft mit Schutz und Überwachung.

Bodyscanner: Smiths Group

Das Geschäft mit Bodyscannern profitiert zum einen von den Mega-Flughäfen in Asien, wächst aber überproportional zum Flugverkehr (rund 6 Prozent pro Jahr), weil auch bestehende Flughäfen mit diesen Systemen nachgerüstet werden. Die britische Smiths-Gruppe ist in diesem Bereich Weltmarktführer und erwirtschaftet etwa ein Fünftel ihres Umsatzes mit Bodyscannern sowie mit Geräten, die Waffen, Sprengstoffe sowie Biokampfstoffe, Drogen und Schmuggelware aufspüren können. Das übrige Portefeuille der Gruppe umfasst auch Kontrollsysteme und medizinaltechnische Anlagen.

Die Aktie des in London domizilierten FTSE100-Konzerns verdoppelte ihren Wert seit Anfang 2016 von 896 auf aktuell 1620 Pfund nahezu. Die Ende März vorgestellten Zahlen zeigten einen starken Umsatzansteig der "Detection"-Einheit. Der geplante Zukauf  der Einheit Morpho vom französischen Industriekonzern Safran würde Smiths in diesem Geschäftsfeld noch stärken.

Als Exporteur profitiert Smiths zudem von deutlich gefallenen Kurs des britischen Pfunds. Analysten sind zwar wegen des lang anhaltenden Kursansteigs der Smiths-Aktie mit Empfehlungen etwas vorsichtiger geworden, doch sind die Aussichten für die Gruppe weiterhin gut.

Auf Twitter sorgte jüngst das US-Laptop-Verbot auf Flügen für Furore:

 

 

Rüstungselektronik: Thales

Der französische Rüstungselektronik-Konzern Thales, hervorgegangen aus der skandalumwitterten einst staatseigenen Thomson-CSF, steht seit langem in der Gunst der Anleger. Der Kurs der Aktie steigt seit 2014 fast unaufhaltsam. Im Oktober jenen Jahres war die Aktie 38 Euro wert, aktuell befindet sich der Kurs bei 90,13 Euro. Wie die Smiths Group profitieren auch die Franzosen massgeblich von den Anti-Terror-Ausgaben von Regierungen und von privater Seite.

Bei Thales handelt es sich um einen eigentlichen Rüstungskonzern, der elektronische Systeme und Equipment unter anderem für die französischen Streitkräfte herstellt und auch Kampfjets und Kriegsschiffe ausstattet. Auf diese Weise profitiert das Unternehmen von Sicherheitsausgaben der Regierung, zumal Frankreich nach den Terroranschlägen von Paris im November 2015 im Ausnahmezustand ist.

Thales rechnet sowohl in Asien als auch ein Europa, wo die USA an die Nato-Mitglieder die Forderung höherer Verteidigungsbudgets gestellt haben, mit weiter steigenden Rüstungsausgaben. Dabei spielt nicht nur der Terrorismus eine Rolle, sondern die Machtpolitik von Ländern wie China oder Russland.

Private Sicherheit: Securitas AB

Im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen steht besonders die Überwachung von öffentlichen Plätzen im Fokus. Weil vielerorts bei den Polizeikräften gespart wird, boomt das Geschäft mit privaten Sicherheitsfirmen. Marktführerin in diesem Bereich ist die schwedische Securitas AB mit mehr als 300'000 Mitarbeitenden. Seit Dezember 2015 und den Attentaten in Paris hat die Aktie 17 Prozent zugelegt. Diese eher bescheidene Ausbeute hat damit zu tun, dass der Konzern noch stark von Personenschutz und Geldtransport abhängt – zwei Bereiche, die rückläufig sind.

Besser läuft die Aktie von Prosegur, dem spanischen Konkurrenten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wuchs der Umsatz um 12 Prozent, erfolgreichste Sparte war dabei Prosegur Alarms. Zudem wurde der Bereich für Geldtransporte (Prosegur Cash) als Europas grösstes IPO des Jahres an separat an die Börse gebracht.

Überwachungskameras: Hikvision und Logitech

Vom Geschäft mit der Sicherheit profitieren auch die Hersteller von Überwachungskameras. Führend ist die chinesische Hikvision, die mit Kameras zuletzt einen Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar erwirtschaftete. Die in Shenzhen kotierte Aktie hat sich in den letzten 52 Wochen um 52 Prozent angestiegen. Ebenfalls aus China stammt die Nummer zwei im Markt, Dahua, die im selben Zeitraum auf ein Plus von 10 Prozent kommt.

Aus Schweizer Sicht spannend ist der Fall von Logitech. Neben Tastaturen und Mäusen stellt Logitech auch Webcams her. So werden beispielsweise Ein- und Ausreisende nach Thailand bei jedem Grenzübertritt mit einer entsprechenden Webcam fotografiert. Auch bei der Ausreise aus China wird der Reisende mit Logitech-Kameras erfasst. Dieser Bereich macht laut Geschäftsbericht 2016 einen Umsatzanteil von 11 Prozent aus.

Ebenfalls klein (rund 3 Prozent), aber mit Zukunftspotenzial ist der Bereich Überwachung und Steuerung des Eigenheims. Eine der neusten Anwendungen ist Logitech Circle, eine Lösung zur Überwachung des Hauses. Die Software ist zum Beispiel in der Lage, Haustiere von Menschen zu unterscheiden.

Cybersicherheit: Kudelski

Für Unternehmen stellt Cybersicherheit eine der grössten Bedrohungen dar. IT-Fachleute witzeln gerne: Es gebe nur zwei Sorten von Firmen: wissentlich und unwissentlich gehackte. Der Schutz vor böswilligen Angriffen macht deshalb einen immer grösseren Teil an den Gesamtausgaben von Firmen aus. Schätzungen gehen davon aus, dass die jährlichen Ausgaben für Cybersicherheit bis 2020 auf 114 Milliarden Dollar ansteigen werden.

Zu den technologischen Vorreitern gehört hier die Westschweizer Kudelski. Die Anwendungen von Kudelski kommen beispielsweise bei Zugangskontrollen von Personen und Fahrzeugen zu Liegenschaften oder Veranstaltungen zum Einsatz. Die Aktie kommt derzeit aber nicht voran. Die Bilanz per Anfang Jahr lautet -6 Prozent, jene für 52 Wochen +3 Prozent. Für 2017 stellt Kudelski weniger Gewinn in Aussicht und will überschüssiges Geld nicht an die Aktionäre weitergeben, sondern in den Ausbau der Cybersecurity-Sparte investieren. Gut möglich, dass sich die Aktionäre noch gedulden müssen bis zum nächsten Anstieg des Aktienkurses.

Als Alternative gibt es in diesem Bereich auch einige breit abgestützte Anlageprodukte. Zum Beispiel Aktienfonds von Credit Suissse oder Pictet. Dort finden sich Firmen, die Zutrittssysteme herstellen, die im Bereich IT-Sicherheit oder in der Luft- und Lebensmittelkontrolle tätig sind.

Schlüssel und Türen: Dormakaba

In der Sicherheitsindustrie tätig ist auch Dormakaba. Von einfachen Schlüsseln bis zu komplexen Zutritts- und Türsystemen produziert der Konzern Vorrichtungen, mit denen Gebäude gesichert werden können. Eingebaut werden solche Systeme beispielsweise in Flughäfen, U-Bahnen, Hotels und öffentlichen Gebäuden, also hoch frequentierten Orten, an denen das Sicherheitsbedürfnis in Zukunft eher steigen wird.

Nach der mehrjährigen Hausse befindet sich die Aktie derzeit allerdings in einer Verschnaufpause. Gemessen am Umsatz ist Dormakaba die Nummer zwei im Markt, hinter der schwedischen Gesellschaft Assa Abloy und vor den Amerikanern von Allegion. Bei Assa Abloy könnte noch etwas mehr Potenzial schlummern. Der Titel bewegt sich seit längerem in einem Seitwärtstrend.