Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat sich letzte Woche darauf geeinigt, dass grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb der Bankenunion aus Risikosicht genauso behandelt werden sollten wie rein inländische. Das erklärte das Gremium internationaler Aufseher am Dienstag und bestätigte damit einen Bericht von Bloomberg vom Montag. Ein Effekt dieser Änderung ist, dass Übernahmen innerhalb Europas nicht mehr automatisch mit dem Risiko höherer Kapitalanforderungen einhergehen.

Die Vereinbarung würde "den Weg für eine weitere Vertiefung der Bankenunion und vor allem für grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen ebnen", schrieben die Morgan Stanley-Analysten um Magdalena Stoklosa am Dienstag in einer Analyse der Auswirkungen.

Konsolidierung gab es bisher grösstenteils innerhalb nationaler Grenzen, so dass die Institute weiter gegenüber ihren grösseren Konkurrenten an der Wall Street zurückblieben. Die Branche argumentiert schon lange, dass Aufsicht und Investoren die Region als einheitlichen Markt betrachten sollten, da er wie die USA über eine gemeinsame Währung und Zentralbank, über eine gemeinsame Aufsichtsbehörde und einen für alle geltenden Abwicklungsrahmen verfügt.

Die Europäische Zentralbank, die die grösseren Banken der Eurozone beaufsichtigt, begrüsste die Entscheidung des Basler Ausschusses. Die Einigung sei "ein weiterer Schritt in Richtung eines stärker integrierten Bankensektors in Europa und der Schaffung eines echten Binnenmarktes", so ein EZB-Sprecher.

BNP Parisbas als grösster Nutzniesser

Die grösste Bank der Eurozone, die französische BNP Paribas, dürfte von der Regel zunächst am meisten profitieren. Der gestaffelte Kapitalaufschlag für globale systemrelevante Banken, dem sie unterliegt, dürfte für die Franzosen durch die Regeländerung sinken, da sie in dem risikobasierten Ranking eine Stufe nach unten rutscht.

Morgan Stanley sieht aber auch die Commerzbank als einen "Hauptnutzniesser" der Regeländerung. Sie gilt seit einiger Zeit als Übernahmekandidat. "Die potenziellen Änderungen würden die Kapitalberechnungen bei jedem Deal verbessern", an dem die Commerzbank beteiligt ist, schrieben die Analysten. Auch den grenzüberschreitenden Ambitionen der UniCredit würde dadurch geholfen.

Im Basler Ausschuss treffen sich internationale Aufseher wie die EZB, Bafin, Federal Reserve und die Bank of England. Die neuen Regeln ändern nichts an der Einstufung einer Bank als "global systemrelevant", und sie sind nur für Banken aus der Bankenunion relevant, die im Wesentlichen deckungsgleich mit der Eurozone ist.

(Bloomberg)