Der Kursrückgang bei den US-Technologieaktien erinnert an den September 2020, als der Nasdaq 100 über einen Zeitraum von drei Wochen um fast 13 Prozent verlor. Ähnlich ein Jahr später: Seit dem Allzeithoch des US-Technologieindex am 7. September haben die fünf grössten US-Technologieunternehmen Apple, Amazon.com, Facebook, die Google-Muttergesellschaft Alphabet und Microsoft mehr als 500 Milliarden Dollar an Marktwert verloren.

Bis zum Höchststand gehörten US-Technologieaktien zu den diesjährigen Gewinnern. Der Nasdaq 100 wies ein Kursplus von fast 22 Prozent aus. Apple, das weltweit grösste börsennotierte Unternehmen, ist seither um mehr als 8 Prozent gesunken. Bei Facebook summiert sich der Verlust auf fast 7 Prozent. Allein am Montag ging es bei den grössten US-Technologieunternehmen Apple (-2,1 Prozent), Amazon (-3,1 Prozent), Facebook (-2,5 Prozent), Alphabet (-1,5 Prozent) und Microsoft (-1,9 Prozent) deutlich bergab.

Zum Wochenstart hat der chinesische Krisenkonzern Evergrande die Stimmung bei den Anlegerinnen und Anlegern gedrückt. Sie fürchten bei einer Pleite des zweitgrössten Immobilienentwicklers in China einen Domino-Effekt auf dem Immobilien- und Finanzmarkt. Evergrande sitzt auf einem 305 Milliarden Dollar schweren Schuldenberg und muss in den kommenden Tagen Zinszahlungen leisten. Die Regierung in Peking machte bislang keine Anstalten, den Konzern zu unterstützen.

Marktkorrektur nur technischer Natur?

Für einige Marktexperten wie etwa Ross Gerber, CEO des Finanzdienstleisters Gerber Kawasaki Wealth & Investment Management, ist der jüngste Ausverkauf eine gute Gelegenheit, den Dip zu kaufen. "Ich habe noch nicht angefangen, aber ich werde bald kaufen," sagte er in einem Interview.

Ähnlich sieht dies Marko Kolanovic, globaler Marktstratege bei JP Morgan. In einer Notiz vom Montag schrieb er, dass der eskalierte Marktausverkauf in Hongkong eine technische Reaktion in einem Umfeld geringer Liquidität gewesen sei. "Unsere fundamentale These bleibt unverändert, und wir sehen den Ausverkauf als Chance, den Dip zu kaufen", führte Kolanovic weiter aus. Die Risiken seien bekannt und eingepreist.

JPMorgan hat kürzlich seine S&P-500-Prognose zum Jahresende von 4600 auf 4700 angehoben, und die Bank geht davon aus, dass der US-Hauptindex im nächsten Jahr die 5000-Marke übersteigen könnte. "Wir bleiben in Bezug auf Risikoanlagen konstruktiv und haben letzte Woche unser Kursziel für den S&P 500 angehoben, da wir mit dem Abklingen der Delta-Welle eine erneute Beschleunigung der Aktivität erwarten", sagte Kolanovic. 

Bevor Anlegerinnen und Anleger ihre Aktieninvestitionen hochfahren, sollten sie jedoch die Sitzung der US-Notenbank Fed vom Mittwoch abwarten. Von dieser erwarten manche Marktexperten ein klares Signal für ein Zurückfahren der milliardenschweren Anleihekäufe. Fed-Chef Jerome Powell hatte auf der Notenbankenkonferenz von Jackson Hole Ende August ein solches Manöver für dieses Jahr in Aussicht gestellt, jedoch noch keinen Zeitplan vorgelegt.

(Bloomberg/cash)