Von unterwegs 100 Mal schneller surfen als bisher. Darüber hinaus eine Signalverzögerung von nur noch einer Millisekunde oder weniger, die für Menschen nicht mehr wahrnehmbar ist. Das ist zwar Zukunftsmusik, doch löst die Mobilfunkgeneration 5G, die eigentlich erst 2020 marktreif sein soll, bereits jetzt hohe Erwartungen aus.

5G ermöglicht dank der kurzen Latenzzeit die Vernetzung von Maschinen und Haushaltsgegenständen untereinander, bringt voraussichtlich den technologischen Durchbruch bei selbstfahrenden Autos und setzt neue Massstäbe im Bereich Virtual Reality sowie Augmented Reality (wird in der Industrie und bei Videospielen verwendet).

Am 22. Februar kündete die Swisscom nun überraschend an, dass das neue Mobilfunknetz punktuell schon 2018 aufgebaut werden soll. Für Anleger stellt sich spätestens jetzt die Frage, welche Schweizer Aktien bei einer schnellen Einführung von 5G im Fokus stehen - obwohl die Hauptprofiteure des Infrastrukturausbaus hauptsächlich in den USA und in Asien zu finden sind.

"Grundsätzlich dürften verschiedene Unternehmen aus den Branchen Telekommunikation, Informationstechnologie und Smartphone-Herstellung profitieren", sagt Arno Endres, Leiter Finanzanalyse der Luzerner Kantonalbank (LUKB), auf cash-Anfrage. Jedoch befinde sich die Entwicklung der neuen Mobilfunkgeneration noch in einem frühen Stadium. Erste 5G-fähige Endgeräte werden frühstens ab 2019 auf den Markt kommen.

Telekom-Firmen nicht teuer bewertet

Nutzniesser des schnelleren Internet sind natürlich speziell die Titel der Telekom-Firmen selber, für Anleger im Fokus stehen also die kotierten Swisscom und Sunrise. Sie profitieren mittelfristig von der Übermittlung steigender Datenmengen, auch wenn es Einschränkungen gibt: "Vorab dürften beträchtliche Aufwendungen für den Erwerb nötiger Frequenzen sowie Investitionen in den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur nötig sein", so Endres.

Trotzdem sind die traditionellen Telekom-Unternehmen für den Aktienexperten interessant, da der voraussichtliche Schub durch die 5G-Technologie "derzeit noch nicht vollständig eingepreist zu sein scheint".

Über die Telekombranche hinaus zeigt sich beim Thema 5G Ypsomed auffallend aktiv. Das Burgdorfer Medizinaltechnikunternehmen präsentierte diese Woche konkrete Anwendungsfälle für die neue Technologie. Etwa zur Digitalisierung der Warenverfolgung, für die Echtzeit-Auswertungen von Maschinendaten oder für die Virtualisierung von Qualitätstest. Gemäss Ypsomed werden die Prozesse durch 5G einfacher, sicherer und effizienter.

Huber + Suhner erhofft sich hohe Auftragsvolumina

Huber+Suhner, Hersteller von Komponenten für elektrische und optische Verbindungstechnik, profitierte bereits bei der Einführung des 4G-Standards um das Jahr 2012. Das Unternehmen verbuchte weltweit Aufträge in dreistelliger Millionenhöhe für Verbindungstechnik an Mobilfunkmasten. Huber+Suhner-CEO Urs Ryffel sagte letzten Herbst gegenüber der "Finanz und Wirtschaft", dass er sich 5G-Aufträge in ähnlicher Höhe erhofft - allerdings erst ab 2020.

Mobilezone könnte profitieren, sobald 5G-fähige Handys auf den Markt kommen. Oder Firmen, die Technologien im Bereich Internet of Things anbieten. Neben Ypsomed zum Beispiel ABB, die mit der Übernahme der österreichischen B&R Industrial Automation vor einem Jahr ihre Lücke in der industriellen Automation zu schliessen versuchte.

Aber auch Unternehmen wie AMS und EMS (beide Smartphone-Zulieferer), Inficon und u-Blox (beide in Halbleiterbereichbranche tätig, die dank Internet of Things wächst), Comet (Entwicklung eines intelligenten Röntgengenerators), Kudelski und Wisekey (IT-Sicherheitslösungen) oder Sensirion (Sensoren) kommt das superschnelle Internet sehr entgegen.

Die schnelle Einführung des neuen Mobilfunkstandards könnte in der Schweiz zwar noch scheitern. Der Ständerat hat am Montag eine Motion abgelehnt, die Strahlenschutzwerte für Mobilfunkantennen zu lockern. Dies deshalb, da gesundheitliche Bedenken wegen der höheren Strahlung bestehen. Ohne höhere Grenzwerte werde der Aufbau des 5G-Netzes länger dauern und lückenhaft bleiben, warnt die Swisscom. Schlussendlich entscheidet über die Grenzwerte jedoch nicht der Ständerat, sondern der Bundesrat. Und 5G wird so oder so kommen.