Die Wirtschaft hat den ersten kräftigen Aufschwung nach dem Kollaps im Zuge der Corona-Ausgangssperren geschafft. Doch die Frage, wann sie wieder an das Niveau vor dem Ausbruch des Virus anknüpfen kann, dürfte die Anleger noch längere Zeit beschäftigen. Dabei stünden nun vor allem die Konsumenten im Mittelpunkt, sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. "Eine nachhaltige Konjunkturerholung ist ohne zunehmenden privaten Konsum unmöglich."

In der abgelaufenden Woche hatten die Börsenplätze unterschiedliche Leistungen. Der Swiss Market Index stieg auf Wochensicht 0,5 Prozent. Der Dow Jones hatte eine Nullperformance. Der S&P 500 stieg 0,7 Prozent, während der Euro Stoxx 50 1,4 Prozent fiel.

Die Politik in vielen Ländern habe Konjunkturprogramme in Rekordhöhe aufgelegt, sagte Alexander Lukas, Experte bei der Weberbank. Doch in den USA liefen viele Hilfen etwa für Arbeitslose zuletzt wieder aus. Demokraten und Republikaner ringen seither um ein weiteres Paket, während US-Präsident Donald Trump Geld per Verordnung freigegeben hatte. "Je länger eine Einigung auf sich warten lässt, desto höher ist das Risiko für die gebeutelte US-Wirtschaft", sagte Lukas.

Die USA sind besonders stark von der Pandemie betroffen, täglich infizieren sich Zehntausende mit dem Coronavirus. Das lastet auf der US-Währung, die allein im vergangenen halben Jahr um 7,1 Prozent zu einem Währungskorb und fast neun Prozent zum Euro verlor. Ein festerer Euro macht normalerweise den Exportfirmen zu schaffen. Diesmal sei die Gefahr geringer, weil der Nachfrageeinbruch in den USA die Abhängigkeit vieler europäischer Unternehmen vom Dollar reduziert habe, sagte Markus Wallner, Aktienexperte bei der Commerzbank. "Hält die Euro-Stärke allerdings an, würde dies von den Dax-Unternehmen insbesondere BMW, Daimler, Adidas und Infineon belasten."

Kein Pauschaleffekt auf risikobehaftete Anlagen

Für Aufsehen sorgen dürfte der US-Wahlkampf: Nach der offiziellen Nominierung von Joe Biden als Kandidaten der Demokraten wollen nun die Republikaner Donald Trump für eine zweite Amtszeit aufstellen. Derzeit scheine es so zu sein, als ob Biden vorne liege, sagte Sandrine Perret, Volkswirtin bei  Vontobel. Er trete in erster Linie für höhere Steuern ein, mit denen er ein grünes Infrastrukturprojekt finanzieren wolle.

Zudem dürfte er im Streit mit China eine weichere Strategie verfolgen. Die Wahl dürfte jedoch keinen Pauschaleffekt auf risikobehaftete Anlagen haben, sondern es sei mit Auswirkungen innerhalb der unterschiedlichen Sektoren zu rechnen, sagte sie.

Impulse von den Unternehmen sind in der kommenden Woche dagegen kaum zu erwarten, nur noch wenige Nachzügler legen ihre Geschäftszahlen vor. Es sei eine sehr gute Berichtssaison gewesen, sagte Weberbank-Experte Lukas. "Gemessen an der äußerst geringen Erwartungshaltung der Analysten konnten die Unternehmen deutlich bessere Geschäftsergebnisse verkünden. Das beflügelt die Aktienkurse zusätzlich."

(Reuters/cash)