"US-Präsident Donald Trump hat das Gesetz zur Stärkung der Protestbewegung in Hongkong unterzeichnet", sagt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Zu einem solch heiklen Zeitpunkt der Handelsgespräche könnte dies den Ausschlag zulasten einer Einigung geben."

Auch Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader mahnt zur Vorsicht. "Der Dezember ist generell ein guter Börsenmonat, und die Anleger haben die Weihnachtsrally bereits vor Augen. Aufgrund der politischen Unsicherheiten ist ein erfolgreiches Ende eines bislang sehr starken Börsenjahres 2019 aber bei weitem nicht garantiert."

Völlig aufgegeben haben Börsianer die Hoffnung auf ein Teil-Abkommen zwischen den beiden weltgrößten Wirtschaftsmächten aber nicht. Der Swiss Market Index gewann diese Woche 1,2 Prozent und erreicte ein Rekordhoch, ebenso der Dow Jones, der auf Wochensicht 0,6 Prozent zulegte.

Der deutsche Dax gewann in den vergangenen Tagen insgesamt ein knappes Prozent und steuerte auf das siebte Plus in acht Wochen zu. Der breit gefasste europäische Index Stoxx600 kletterte zeitweise sogar auf ein Viereinhalb-Jahres-Hoch. Seit Jahresbeginn haben diese beiden Indizes jeweils mehr als 20 Prozent zugelegt. Damit winkt dem Dax der größte Jahresgewinn seit sechs Jahren. Für den Stoxx600 wäre es sogar das höchste Plus seit 2009.

US-Arbeitsmarktdaten im Fokus

Etwas Abwechslung vom Dauerbrenner-Thema Zollstreit versprechen die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Von ihnen versprechen sich Investoren Rückschlüsse auf die Geldpolitik der Notenbank (Fed). Diese hatte unlängst signalisiert, in der Geldpolitik die Füße vorerst still halten zu wollen. Experten erwarten für November die Schaffung von 183'000 neuen Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft. Im Vormonat hatte das Plus bei 128'000 gelegen. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen liefern am Mittwoch die Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP. "Trotz vieler Unkenrufe bewegt sich die US-Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz.

Diesseits des Atlantiks werden am Montag die Barometer für die Stimmung der deutschen und europäischen Einkaufsmanager aus der Industrie veröffentlicht. Am Mittwoch folgen diejenigen für den Dienstleistungssektor. "Angesichts der etwas besseren Stimmung gehen wir davon aus, dass die anstehenden Zahlen verhalten positiv ausfallen werden", prognostiziert Commerzbank-Experte Balz.

Opec und ihre Verbündeten treffen sich

Parallel dazu treffen sich Ende der neuen Woche die Opec und ihre Verbündeten, um über ihre Rohöl-Förderpolitik zu beraten. Die Exportstaaten würden ihre im März 2020 auslaufende Vereinbarung zur Förderbremse voraussichtlich um drei bis sechs Monate verlängern, prognostiziert Analyst Giovanni Staunovo von der Bank UBS. "Zusätzliche Kürzungen sind unwahrscheinlich."

Darüber hinaus wirft die für den 12. Dezember geplante Parlamentswahl in Großbritannien ihre Schatten voraus. Sollten die Tories von Premierminister Boris Johnson wie in den Umfragen vorhergesagt die absolute Mehrheit erringen, gehen Experten davon aus, dass Johnson seinen Brexit-Deal durchs Unterhaus bringt und Großbritannien zum 31. Dezember offiziell aus der EU ausscheidet.

Unabhängig davon steht die neue EZB-Chefin Christine Lagarde am Montag erstmals Abgeordneten des Europäischen Parlaments Rede und Antwort. Experten gehen davon aus, dass sie den künftigen geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) umreißen wird. 

(Reuters)