Die wichigsten Aktienmärkte stehen vor einem empfindlichen Einbruch, während der Ölpreis auf 16 Dollar für das Fass herunterfallen wird, wie der "Daily Telegraph" eine Mitteilung der Grossbank zitiert. Der Rat eines Bankteams lautet daher: "Verkaufen Sie alles ausser hochqualitativen Obligationen." Statt dem Ertrag auf Kapital gehe es nun um die Rückführung des Kapitals in sichere Häfen: Die Empfehlung lautet vor allem auf deutsche und amerikanische Staatsanleihen.

Die RBS spricht von einem Deflationsszenario und vergleicht die Situation mit einem überfüllten Saal mit zu engen Fluchttüren. Die Finanzmärkte sendeten Stressalarme aus, die vergleichbar seien mit den Entwicklungen vor dem Lehman-Brothers-Desaster im September 2008, das zur grössen Finanzkrise der vergangenen Jahrzehnte geführt hat, heisst es. Der Welthandel und die Kreditvergabe schrumpften, wird der Chef des Credit Teams der RBS, Andrew Roberts, zitiert. In Verbindung mit den rekordhohen Verschuldungsniveaus sieht die Bank darin einen gefährlichen Cocktail.

«Gar nichts ist mehr sicher»

Von China werde eine Korrektur ausgehen, die im Schneeball-Effekt andere Märkte erfassen werde. Ohne ein deutlich abgewertete Währung und ohne positive Daten in den nächsten zwei oder drei Monaten werde sich der Pessimismus um China nur verschärfen.

RBS-Mann Roberts geht davon aus, dass in der Folge die Wall Street und andere europäische Aktienmärkte um 10 bis 20 Prozent nachlassen werden. Der britische FTSE100 dürfte noch weiter zurückfallen, da er stark von Energie- und Rohstofffirmen geprägt ist: "All die Leute, die mit Öl- und Bergbaufirmen 'long' gegangen sind und glauben, dass sie Dividenden einsammeln können, werden herausfinden, dass sie gar nicht sicher sind", so Roberts.

Die Nordsee-Ölsorte Brent, die bereits gegen 30 Dollar gefallen ist, dürfte noch einem weiter absacken - laut der RBS bis 16 Dollar pro Fall. Prognostiker von Morgan Stanley und Goldman Sachs haben auch schon vor Wochen vorausgesagt, dass der Ölpreis gegen 20 Dollar oder weniger fällt.

Kehrtwende der Fed?

Der steigende Dollar verheisst laut der RBS ebenfalls nichts Gutes. Während er den Rohstoffpreis-Verfalls beschleunigt, setzt er auch die Notenbanken unter Druck. Die RBS kann sich vorstellen, das die Federal Reserve in Washington einen Kehrwende machen muss und in einer Aktion, die einem Gesichtsverlust nahekommt, die Zinsen wieder senken werde. Im eigenen Land erwartet er keinen Zinsschritt der Bank of England. Mehr noch: Der Straffungszyklus der Notenbanken in den englischsprachigen Ländern gehe schon wieder dem Ende entgegen.

Die Erinnerung an 2008 wiegt auch für die RBS schwer. Die Bank gehörte zu den weltweit von der Subprime-Krise am schwersten getroffenen Instituten und musste von der britischen Regierung gerettet werden. Der Staatsanteil belief sich auf bis 70 Prozent, wobei das Londoner Schatzamt im vergangenen Juli mit dem Verkauf der Beteiligung begonnen hat.