Neben unzähligen Firmenbilanzen - allein aus dem US-Index S&P 500 kommen dieser Tage 140 Unternehmensabschlüsse - schauen die Märkte diese Woche auch verstärkt auf die Währungshüter. Gleich drei der wichtigen Notenbanken der Welt befinden diese Woche über Zinsen und Geldpolitik.

Möglich ist, dass bei keiner der drei Institutionen - es sind die Bank von Japan (Dienstag), die Federal Reserve (Mittwoch) und die Bank von England (Donnerstag) - am Zinsniveau etwas geändert wird. Aber es wird auch auf die Zwischentöne gehört. Schon kleinere Abweichungen von erwarteten Haltungen können die Finanzmärkte bewegen. Vor allem in Bezug auf Japan sind die Anleger etwas nervös.

Bank von Japan (BoJ)

Der Zinsentscheid der Bank von Japan am morgigen Dienstag wird in Asien genau verfolgt. Der Grund: Um die Motive der Notenbank gibt es Spekulationen. Beobachter halten es für möglich, dass die BoJ das Renditeziel für zehnjährige japanische Staatsanleihen leicht anheben wird. Mithilfe ihrer Kontrolle der Anleihenrenditen steuert Japans Zentralbank die Geldpolitik. Indem die BoJ bisher stets die Zinskurve ins Minus gedrückt hat, will sie die Kreditvergabe im Land ankurbeln.

Eine Änderung dieser Politik entspricht zwar nicht den Konsenserwartungen, gilt aber als möglich. Obwohl der Kurswechsel gering wäre, wäre der psychologische Effekt bedeutend. Anleihenrenditen würden angetrieben und der Yen zum Dollar gestärkt. Als Folge käme der japanische Aktienmarkt unter Druck. Offiziell hält BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda noch eine zeitlang an der ultralockeren Geldpolitik fest. Deren Wirkung auf die Konjunktur in Japan ist aber seit Jahren und immer noch schwächer als erwünscht.

Federal Reserve (Fed)

Die mächtigste Notenbank der Welt wird am Mittwoch das Zinsniveau wohl unverändert lassen, aber weiter unter der generellen Prämisse verfahren, dass die Zinsen in den USA grundsätzlich und relativ rasch steigen sollen. Seit Juni liegt das Zinsband der Fed bei 1,75 bis 2 Prozent.

Da sich der Arbeitsmarkt und die Inflation im Sinne der Notenbank entwickeln, werden für dieses Jahr noch zwei Zinsschritte und für das nächste Jahr drei erwartet. Dies hat aber auch Kritik ausgelöst und das Tempo der Zinsschritte ist wieder verstärkt zum Thema geworden. Einerseits hat Präsident Donald Trump am 19. Juli die Fed-Zinserhöhungen in einem Interview verurteilt, was einiges an Aufsehen erregte und auch Unsicherheit schürte.

Auf anderen Seite befürchten gewisse Beobachter, dass relativ schnelle Zinserhöhungen dazu führen, dass die Renditen der kurzfristigen Treasury Bills, also Staatsanleihen, jene der Langfrist-Anleihen übertreffen könnten. Eine inverse Zinskurve gilt als Vorbote für eine Rezession. Warum, ist hier beschrieben.

Bank von England (BoE)

Die britische Zentralbank hat Zinserhöhungen schon mehrfach hinausgeschoben. Im Juni beliess die geschichtsträchtige Institution den Zins bei 0,5 Prozent. Drei der neun Mitglieder des Direktoriums stimmten aber für eine Zinserhöhung. Deswegen wird nun spekuliert, dass der Leitzins am Donnerstag in Grossbritannien um 0,25 Prozent erhöht wird. Die Inflation im Vereinigten Königreich liegt bei 2,4 Prozent, während die Arbeitslosigkeit weiterhin relativ tief ist. Auch die Wirtschaft entwickelt sich robust. All dies würde einen Zinsschritt rechtfertigen.

Das Gefühl von Instablität herrscht aber wegen des britischen Austritt aus der EU. Nach wie vor ist nicht definiert, in welcher Form im kommenden März der Brexit stattfinden wird. Angesichts dieser Unsicherheit könnte die Bank von England mit Rücksicht auf die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen den Zinschritt weiter hinausschieben.

Die BoE steht aber mehr als andere Zentralbanken unter Druck, die Geldpolitik zu normalisieren. Wahrscheinlich ist ein Zinsschritt bei einem gleichzeitig betont vorsichtigen Ausblick durch BoE-Gouverner Mark Carney.

Aktuelle Leitzinsen wichtiger Notenbanken

 Letzter Zins und
Zinsschritt
Aktueller LeitzinsTendenz
Federal Reserve1,75 % (6. Juni 2018)2 %
Europ. Zentralbank (EZB)0,05 % (10. März 2016)0 %
Bank von Japan0 % (1. Feb. 2016)-0,1 %
Bank von England0,25 % (2. Nov. 2017)0,5 %→↑
Bank von Kanada1,25 % (11. Juli 2018)1,5 %→↑
Schweiz. Nationalbank (SNB)0,5 % (15. Jan. 2015)-0,75 %
Reichsbank von Schweden-0,35 % (11. Feb. 2016)-0,5 %
Norweg. Zentralbank0,75 % (17. März 2016)0,5 %
Reserve Bank of Australia1,75 % (2. August 2016)1,5 %

Daten: www.global-rates.com/cash.ch