Das sommerliche Börsengewitter hat nicht nur nationale Börsen tüchtig durcheinander gewirbelt. Auch globale Aktienindizes kamen in diesem Jahr mächtig unter Druck. So hat der Welt-Aktienindex von MSCI seit Mitte August einen jähen Absturz erlebt.

Vielerorts gingen auch Befürchtungen um, Chinas wirtschaftliche Verlangsamung würde eine Schwellenland-Krise wie 1997/1998 auslösen. Doch im Gegensatz zu damals ist die derzeitige Problematik von aufstrebenden Märkten nicht regional konzentriert. Wie skeptisch Investoren derzeit gegenüber Emerging Markets sind, zeigt zum Beispiel ein Blick auf den weltweiten Index (MSCI EM): Zwischen Ende April und Ende August ist er von 1048 auf 819 Punkte gefallen. Das ist ein Minus von 22 Prozent.

Dennoch gibt es kleine, zurückgebliebene Märkte, die aus verschiedenen Gründen auf eine positive Zukunft zusteuern und langsam aber sicher auf dem Anleger-Radar auftauchen dürften.

Vietnam

In jüngster Zeit haben sich globale Grosskonzerne wie Samsung oder Intel in Vietnam angesiedelt, ein Land, das Investoren in die Kategorie "Frontier Markets" einstufen. Einerseits ist die geographische Lage günstig, andererseits sind die Löhne um einiges niedriger als in China. Zusätzlich gelten – anders als in Thailand oder den Philippinen – die politischen Verhältnisse als stabil.

Bezüglich Wachstumspotenzial ist Vietnam einer der ganz grossen Hoffnungsträger – nicht zuletzt dank hohen Vorkommen von Erdöl, Erdgas und Eisenerz. Das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers traut dem Land bis 2050 jährliche Wachstumsraten von mehr als 5 Prozent zu.

An der Börse in Ho Chi Minh dominieren zahlreiche Öl- und Gasunternehmen, und diese leiden unter den derzeit tiefen Rohstoffpreisen. Auch die Turbulenzen an Chinas Aktienmarkt haben in den letzten Wochen Spuren im "VN-Index" hinterlassen. Seit Anfang Jahr kommt die Börse dennoch auf ein Plus von 6 Prozent. Für westliche Investoren ebenfalls interessant ist, dass ausländische Investoren seit Kurzem nicht mehr durch Beteiligungsobergrenzen eingeschränkt werden. Früher durften sie höchstens 49 Prozent an einem einheimischen Unternehmen halten.

China ist in den letzten Jahren zum wichtigsten Handelspartner von Vietnam geworden. Der Nachteil an dieser Abhängigkeit: Vietnams Wirtschaft ist verletzlich, wenn der Wachstumsmotor in China stottert. Umso willkommener ist das neue Freihandelsabkommen mit der EU, das ab Ende 2015 in Kraft tritt. Nach Europa exportiert Vietnam vor allem Kaffee, Textilien, Reis und elektronische Produkte. S&P-Rating: BB-, Ausblick stabil

Myanmar

Analog zur politischen Öffnung schreitet auch Myanmars Wirtschaft voran. Mittlerweile gehört die Volkswirtschaft zu den am schnellsten wachsenden Südostasiens. Investoren strömen ins an Bodenschätzen reiche Land, genauso wie Touristen. Jüngstes Beispiel ist die Ansiedlung von zwei Bier-Giganten. Nachdem im Mai bereits Carlsberg eine Niederlassung in Myanmar eröffnete, zog Europas grösster Bierkonzern Heineken im Juli nach.

Im laufenden Jahr soll Myanmars Wirtschaft um 8 Prozent wachsen. Laut der Asiatischen Entwicklungsbank würden vor allem die Mittelklasse und deren Konsum schnell wachsen. Am zügigsten vorwärts geht es mit dem Textilsektor. 2014 habe jede Woche eine neue Fabrik aufgemacht, wie eine Vertreterin des Textilverbandes kürzlich gegenüber Nachrichtenagenturen sagte. Bereits lassen die Modefirmen Gap, H&M und Adidas in Mynamar produzieren – vor allem wegen der tiefen Arbeitskosten.

Mit den Parlamentswahlen im kommenden November ist eine zusätzliche Stabilisierung der Rahmenbedingungen zu erwarten, wovon auch Investoren profitieren. Genauso wie von der Eröffnung einer Aktienbörse. Die Investment-Firma FMI hat als erstes Unternehmen einen Börsengang an der "Yangon Stock Exchange" bekanntgegeben. Auch die Bekanntgabe des ersten Kredit-Ratings könnte Myanmar auf die Investoren-Landkarte bringen.

Portugal

Das Land an Europas westlichstem Zipfel gilt vielerorts als europäischer Musterschüler. Noch vor wenigen Jahren stand das Land vor der Pleite, mittlerweile hat es sich aus der Krise gespart. Im vergangenen Jahr wuchs die portugiesische Wirtschaft um 0,9 Prozent, in diesem Jahr sollen es 1,6 Prozent sein. Geschafft hat das Portugal mit einem strengen Sparprogramm: Der öffentliche Dienst musste abspecken, Renten und Sozialleistungen wurden gestutzt. Gleichzeitig lockerte die Regierung den Arbeitsmarkt.

Baustellen bleiben hingegen die Staatsverschuldung und die Arbeitslosigkeit. Die Verschuldung ist unter den höchsten in Europa, die Arbeitslosenquote beträgt hohe 12 Prozent. Die Reformpolitik könnte Anfang Oktober infrage gestellt werden. Dann stehen Parlamentswahlen an, wobei sich die amtierende Mitte-Rechts-Koalition der sozialistischen Opposition gegenüber sieht.

Der heimische Aktienmarkt wiederspiegelt Portugals Aufschwung. Mit einem Plus von 10 Prozent gehört er zu den besten europäischen Börsen des laufenden Jahres. Unternehmen wie Altri (Chemie), NOS (Medien) oder Jerónimo Martins (Einzelhandel) haben sogar mehr als 30 Prozent zugelegt. Portugiesische Aktien dürften auch in Zukunft vom billigen Geld der Europäischen Zentralbank profitieren. S&P-Rating: BB, Ausblick positiv.

Kuba

Erst kürzlich feierte die diplomatische Annäherung zwischen Kuba und den USA einen neuen Höhepunkt: In Havanna wurde die US-Botschaft neu eingeweiht. Doch bereits davor zeigten sich in Kubas Wirtschaft deutliche Lebenszeichen. Die Zahl der Touristen beispielsweise hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Aktien von Kreuzfahrt- oder Airline-Unternehmen, welche die Karibik-Insel ansteuern, haben in diesem Jahr merklich an Wert gewonnen. Auf Bestrebungen der USA soll bereits ab Dezember der kommerzielle Flugverkehr zwischen den beiden Ländern wieder aufgenommen werden.

Für Tabak und Rum ist Kuba schon lange bekannt. Doch die wirtschaftliche Öffnung könnte Kubas Exporte befeuern. Zu den Nutzniessern dürfte dann unter anderem Pernod gehören. Der französische Alkoholriese ist bereits an Havana Club beteiligt, Kubas beliebtestem Rum. Zwar sind noch immer Staatsunternehmen für die meisten Jobs verantwortlich, es deuten sich jedoch Veränderungen an. Dazu gehört: Über Airbnb werden bereits Zimmer und Wohnungen angeboten und auch der kalifornische Taxidienst Uber soll seine Fühler ausstrecken.

Auch die offizielle Schweiz verstärkt den wirtschaftlichen Dialog mit Kuba. Aussenminister Didier Burkhalter weilte im August für einen Besuch in der Karibik und im November reist eine Schweizer Unternehmer-Delegation dorthin. Zudem wurde der kubanische Präsident Raul Castro ans Weltwirtschaftsforum in Davos eingeladen. Moody's-Rating: Caa2, Ausblick stabil.