Mit Eröffnung des Hauptverfahrens zur Rettung des staatlich gestützten Ferienfliegers Condor hat die heisse Phase im Ringen um die Zukunft der deutschen Traditionsmarke begonnen.

Nachfolgend einige Szenarien zu erhofften neuen Eigentümern der Airline, die dem Strudel des Untergangs ihres pleite gegangenen britischen Mutterkonzerns Thomas Cook entkommen will. Bieter sind bisher nicht bekannt. Doch laut Condor gibt es Gespräche mit Interessenten - darunter Airlines, Reiseveranstalter und Finanzinvestoren. Bis Mitte Dezember erwartet Condor-Chef Ralf Teckentrup nach eigenen Worten nicht bindende Angebote.

"Dann werden wir entscheiden, mit welchen Interessenten wir in Vertragsverhandlungen eintreten", bekräftigte er am Dienstag. Eine Lösung solle es im Frühjahr geben. Denn Condor muss bis Ende März den Brückenkredit des Staates von 380 Millionen Euro zurückzahlen.

Tochter einer grossen Airline

Für die Fluggesellschaft mit ihren fast 4900 Beschäftigten und knapp 60 Flugzeugen wäre das die favorisierte Lösung. Doch wo passt die Airline mit ihrer Mischung aus Europaverbindungen und Langstreckenflügen zu Fernzielen in Amerika oder in der Karibik hinein? Die Lufthansa erklärte, sie scheide als Käufer der Condor aus kartellrechtlichen Gründen aus.

"Wir sind nicht im Bieterprozess", sagte ein Sprecher. Der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG will sich gerade für eine Milliarde Euro die spanische Air Europa einverleiben. Die Billigflieger Ryanair und Easyjet hatten kurz nach der Thomas-Cook-Pleite vor zwei Monaten abgewunken. Die Low-Coster beschränken sich auf Europa und wollen keine Langstrecke.

Unklar ist, wieviel Condor kosten würde. Die Airline hat auf längere Sicht einen hohen Investitionsbedarf, da die grösstenteils geleaste Flotte stark erneuerungsbedürftig ist. Sie schreibt zwar schwarze Zahlen, doch der operative Gewinn von zuletzt 57 Millionen Euro erlaubt keine grossen Anschaffungen.

Eigentümerkonsortium für Condor

Als zweite Option wäre eine Gruppe von mehreren Eigentümern denkbar. Interesse am Fortbestand von Condor haben in erster Linie die grossen Reiseveranstalter Alltours, Schauinsland oder die Rewe-Tochter DER Touristik. Sie setzen auf günstigere Preise, wenn Condor als Konkurrent der Lufthansa auf der Langstrecke erhalten bleibt.

Doch die Reiseveranstalter kämen wegen begrenzter finanzieller Mittel nur als Juniorpartner in Betracht und wären auf einen grossen Investor als Partner angewiesen, hiess es in Branchenkreisen. Wenn sich keine Airline findet, könnte das auch ein Finanzinvestor sein. Allerdings wurde in der Branche bisher kein heisser Kandidat bekannt.

Der US-Investor Indigo habe kein Interesse, erklärten zwei Branchenkenner. Indigo selbst äussert sich nicht. Triton hat nach Medienberichten das Skandinavien-Geschäft des Reisekonzerns Thomas Cook samt der dortigen Airline im Auge. Der Branchenprimus TUI hat eigene Fluggesellschaften und verstärkt mit dem Start von Langstreckenflügen der deutschen TUIfly im kommenden Jahr die Konkurrenz zu Condor.

Aufteilung und Teilverkauf

Möglich wäre, Europa- und Überseegeschäft von Condor zu trennen. "Wenn man auf die grossen strategischen Investoren in Europa schaut, ist eine Aufteilung der Condor zum Beispiel in Kurz- und Mittelstrecke ein nicht wegzudiskutierendes Szenario", räumte Condor-Chef Teckentrup ein.

Dann könnten Ryanair oder Easyjet ins Spiel kommen. Die Lufthansa könnte mit dem guten Dutzend Langstrecken-Maschinen liebäugeln. Sie will das Ferienfluggeschäft stärken, indem sie Fernstrecken der Töchter Eurowings und Brussels Airlines bündelt. Aber auch hier wäre nur das möglich, was die Kartellwächter dem deutschen Platzhirschen erlauben. In Branchenkreisen wird spekuliert, ein Finanzinvestor könnte Condor übernehmen und dann in Teilen weiterveräussern.

Das letzte Wort in dem Schutzschirmverfahren, ein spezielles Insolvenzverfahren für angeschlagene, aber zahlungsfähige Unternehmen mit guten Aussichten auf Fortbestand, hat jedoch der Gläubigerausschuss. Neben dem Kaufpreis sind für diesen auch ein Erhalt von Arbeitsplätzen und die Zukunftsfähigkeit des Geschäftskonzepts Entscheidungskriterien. In dem Gremium sitzen unter anderem Vertreter von DER Touristik und dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport.

(Reuters/cash)