Die weltgrösste Kryptowährung Bitcoin hat seit Jahresbeginn 53 Prozent an Wert eingebüsst. Die steigenden Zinsen weltweit haben einen Krypto-Winter eingeläutet und die Flucht aus Risikoanlagen beschleunigt. Gegenüber dem Allzeithoch im November 2021 bei knapp 69'000 Dollar beträgt das Kursminus bereits 68 Prozent. Nach dem jüngsten Ausverkauf im Nachgang zum Zusammenbruch des Kryptoprojekts Terra (Luna) pendelt der Bitcoin um die Marke von 20'000 Dollar.

Die Abwärtsspirale im Kryptomarkt hat auch hausinterne Gründe. Zum Beispiel Celsius Network, eine Art Bank, die auch Kryptowährungskredite vergibt und sehr hohe Renditen verspricht. Aus Sorge vor einer finanziellen Schieflage musste Celsius den Zahlungsverkehr Mitte Juni einfrieren. Auch die Krypto-Plattformen Vauld und CoinLoan befinden sich in Schieflage. Dem hochverschuldeten Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital droht das aus, das Konkursverfahren wurde eröffnet.

Hausgemachte Probleme, Imageproblem und Regulierungsdruck

Neben diesen Problemen und den steigenden Zinsen sorgen drei weitere Faktoren für einen anhaltenden Verkaufsdruck. Der Kryptomarkt befindet sich in einer Entschuldungs-Phase. Anlegerinnen und Anleger, die mit fremdem Geld auf steigende Kurse gewettet haben, sind gezwungen, Teile ihrer Krypto-Bestände zu verkaufen, um den Verpflichtungen gegenüber den Brokern nachzukommen. Der Milliardär und Krypto-Bulle Mike Novogratz ist zwar optimistisch, dass 90 Prozent des notwendigen Abbaus schon stattgefunden habe. Aber auch das Imageproblem von Bitcoin wird im Angesicht der Klimaerwärmung immer grösser und der staatliche Regulierungsdruck nimmt zu. 

"Wir würden Bitcoin in diesem Umfeld immer noch verkaufen", sagte Ian Harnett, CIO vom Researchhaus Absolute Strategy Research, gegenüber CNBC. Harnett begründet seine Meinung aufgrund vergangener Krypto-Rallyes und dem Ende des billigen Geldes. Demnach falle der Bitcoin meist um etwa 80 Prozent von seinen Allzeithochs. Demnach würde der Preis für einen Bitcoin in der aktuellen Baisse auf etwa 13'000 Dollar zurückgehen. Dass Bitcoin letzte Woche den grössten Wochengewinn seit Oktober 2021 erzielte, bietet Chancen, um auf eine erneute Kurskorrektur zu setzen.

Von Leerverkauf bis Mini-Future

Doch wie setzt man auf einen sinkenden Bitcoin-Kurs? Wenn Anlegerinnen und Anleger bereits Erfahrung im Handel mit Kryptowährungen haben, ist der naheliegendste Weg, den Bitcoin zu "shorten", eine Krypto-Börse. Viele der grossen Börsen wie Binance und Kraken bieten die Möglichkeit zum Leerverkauf des Bitcoins. Allerdings gibt es hier kein Limit für den Fall, sollte sich der Markt in die unerwünschte Richtung (also nach oben) bewegen, Verluste könnten nicht begrenzt werden.

Einfacher und vor allem sicherer ist ein Kauf eines ETP (Exchange Traded Products) oder ETF (Exchange Traded Fund). Mit dem "21Shares Short Bitcoin (SBTC) ETP (Exchange Traded Products)" etwa können Anlegerinnen und Anleger auf einen weiteren Kursverlust der weltgrössten Kryptowährung setzen (ISIN: CH0514065058). Seit Jahresbeginn ist der ETP 66 Prozent im Wert gestiegen.

Eine Alternative dazu ist der "ProShares Short Bitcoin Strategy ETF", der Ende Juni an der New Yorker Börse lanciert wurde (ISIN: US74347G2912).

Alternativ bieten sich Bitcoin-CFD (Contract for Difference) an. Damit partizipiert man mit einem Hebel und mit bereits geringen Beträgen an Kursbewegungen von Indizes, Aktien, Währungen oder Rohstoffen. CFD sind hochspekulative Derivate und eignen sich lediglich für sehr gut informierte Anlegerinnen und Anleger, denen bewusst ist, dass mit den erhöhten Chancen auch erhöhte Risiken verbunden sind.

Ähnlich wie bei CFD kann man auch bei Warrants und Futures auf Bitcoin eine Verkaufsposition einnehmen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass Optionen und Futures Terminkontrakte sind, also von Natur aus eine zeitliche Begrenzung haben. Bei Mini-Futures ist, wie bei CFD, die Laufzeit nicht begrenzt. Mini-Futures verfügen zudem über eine automatische Verlustbarriere: den Stop Loss Level. Erreicht der Basiswert dieses Niveau, verfällt der Mini-Future sofort. Ein Beispiel für einen Mini-Future auf den Bitcoin finden Sie hier.

Bitcoin-Aktien shorten

Auch mit dem Shorten von Aktien kann man auf einen fallenden Bitcoin setzen. Bei Unternehmen wie MicroStrategy oder Galaxy Digital, die nur das Nettoumlaufvermögen in herkömmlicher Währung halten, ist das Vermögen hauptsächlich in Bitcoin angelegt. Chiphersteller wie Nvidia oder AMD sind eng an den Bitcoin-Kurs geknüpft, da der Verkauf von Chips an Mining-Unternehmen ein bedeutendes Geschäftsfeld ist. Oder lange Zeit gewesen ist, muss man sagen.

Mining-Unternehmen ihrerseits, die unter einem sinkenden Bitcoin-Preis leiden, sind Marathon Digital oder Riot Blockchain. Beide Titel haben an der Börse seit Anfang Jahr mehr als drei Viertel ihres Werts verloren. Je mehr Teilnehmer und Coins es gibt und je grösser die Blockchain wird, desto komplexer werden die Berechnungen und desto langsamer werden die Währungseinheiten erzeugt. Das Geschäft wird nur lukrativer, wenn der Kurs steigt.

Der diesjährige Krypto-Absturz hat auch die Aktien des Kryptobörsen-Betreibers Coinbase um 77 Prozent in die Tiefe gerissen. Der Grund für den Absturz liegt am von Transaktionsgebühren abhängigen Geschäftsmodell. Der Umsatz ist nicht nur vom Volumen der Transaktionen, sondern auch von den Krypto-Preisen abhängig. Der Geschäftsverlauf hat auch für das Personal Konsequenzen: Coinbase entlässt ein Fünftel der Mitarbeiter.

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