Aktienmärkte entspannen sich etwas
Der SMI hat seine Verluste von teils über 3 Prozent im Vormittagshandel auf ein Minus von 1,5 Prozent eingegrenzt. Aktien wie die UBS und die Credit Suisse, die um bis um rund 9 Prozent fielen, haben ihr Minus abenfalls reduziert. Auch europäische Märkte haben sich etwas erholt, die am Vormittag besonders getroffene Börse von Mailand, gemessen am FTSE MIB, liegt sogar hauchdünn im Plus.
(Grafik: Bloomberg)
Allerdings bleibt die Belastung der Aktienmärkte hoch. "Die Downside-Risiken bleiben über die nächsten sechs bis acht Wochen sehr akut", schreibt Michael Wilson von Morgan Stanley in einem Kommentar für Kunden der US-Bank. "Wir sind fest in den Klauen eines Bärenmarktes, der weder zeitlich noch preislich zu Ende ist."
Citi-Strategen um Jamie Fahy glauben, dass die Erwartungen bei Unternehmensgewinnen erstmals seit September 2020 negativ geworden seien. Dies sei ein potentieller Game-Changer, der die Aussichten für eine Risiko-Anlageklasse wie Aktien eintrüben lasse.
Ölpreis über 200 Dollar? «Krise noch nicht eingepreist»
Berichte, dass die USA einen Stopp russischer Öllieferungen erwägen, haben Schockwellen am Ölmarkt ausgesandt. Der Preis für den Nordsee-Mix Brent notiert derzeit bei 121,79 Dollar pro Barrell. Öl hat einen der volatilsten Handelstage seit dem Beginn der Coronakrise 2020 erlebt.
Bloomberg berichtet, dass Händler Wetten auf einen Ölpreis bei über 200 Dollar eingingen. JPMorgan schätzt, dass der Preis für das Nordsee-Öl Brent bis Ende Jahr 185 Dollar pro Barrel erreichen könnte. Es sei schwierig, den Peak dieser Ölrally akkurat vorauszusagen, sagte John Driscoll von JTD Energy Services in Singapur.
Der Brent-Preis in den vergangenen zwölf Monaten (Chart: cash.ch).
"Während der Finanzkrise von 2008 und 2009 setzte der Zusammenbruch der Nachfrage bei 150 Dollar pro Fass ein": Aber die jetzige Rally sei nachfragegetrieben und könnte die Preise über dieses Level schicken. Mike Muller, Leiter der Asien-Sparte des Genfer Ölhandelskonzerns Vitol, sagte: "Ich glaube, die Welt preist bereits ein, dass wir nicht in der Lage sein werden, in der westlichen Hemisphäre noch grössere Mengen russisches Öl entgegenzunehmen - aber ich glaube nicht, dass wir alles eingepreist haben."
Bereits laufen westliche Bemühungen, Öl aus anderen Ländern als Russland beziehen zu können. Wie Bloomberg schreibt, haben Abgesandte der USA bereits mit der Regierung Venezuela Kontakt aufgenommen. Venezuelas Links-Regierung liegt mit den USA im Clinch und ist aussenpolitisch nah an Russland orientiert.
Inzwischen gehen die Gespräche wichtiger Volkswirtschaften mit Iran weiter, um eine neue Vereinbarung puncto Öllieferungen und dem iranischen Atomprogramm zu finden. Ein Ende des iranischen Ölembargos könnte im dritten Quartal wirksam werden.
Gaspreis auf Rekordhoch: Bald Rationierung?
Der europäische Benchmarkt für Erdgas schnellte um 17 Prozent auf bisher nicht erreichte 225 Euro pro Megawattstunde nach oben. Vergangene Woche hatte sich der Preis verdoppelt.
Ukraine-Krieg - Gaspreis klettert fast 80 Prozent - Stratege: «Mir fehlen die Worte» https://t.co/UGoXbqQprj pic.twitter.com/MTKrslmhJ9
— cash (@cashch) March 7, 2022
Ein Stopp russischer Gaslieferungen nach Europa könnte bedeuten, dass Regierungen "extreme" Massnahmen wie Rationierungen für Wirtschaft und Konsumenten einführen müssten, sagte ein Vertreter des französischen Engie-Konzerns der Zeitung "Les Echos".
Devisen: Euro-Franken praktisch bei Parität
Mit einem Kurs bei 0,9984 am frühen Montagmorgen im asiatischen Devisenhandel hat das Währungspaar Euro-Franken erstmals seit 2015 die Parität unterschritten. Zur Stunde handelt der Euro wieder knapp über 1 Franken. SNB-Direktionsmitglied Andréa Maechler sagte zu "Schweiz am Wochenende", die Nationalbank stehe bereit, "wenn nötig zu intervenieren".
Der Ölpreisschock macht die Notenbanken weltweit hochnervös. Die den grössten Verliererinnen am internationalen Devisenmarkt gehört die indische Rupie, weil die Reserve Bank of India möglichweise ihre Inflationsprognose erhöhen muss.
Shyam Devani von SAV Markets in Singapur glaubt, dass der Preis auf 2142 Dollar steigen könnte. "Die Bewegung in Richtung Sicherheit angesichts deutlicher steigender Energie- und Lebensmittelpreise dürften Gold weiterhin unterstützen", so Devani. Zuflüsse in physisch hinterlegte Gold-ETF erreichten vergangene Woche knapp 42 Tonnen.
(Bloomberg/cash)