Der Mittwoch war ein rabenschwarzer Tag für Investoren von Digitalwährungen. Bitcoin verlor zeitweise gut 30 Prozent und fiel auf ein Vier-Monats-Tief von 30'000 Dollar. Die zweitwichtigste Cyber-Devise Ether büsste bisweilen sogar knapp die Hälfte ihres Wertes ein. Der Wertverlust am gesamten Kryptowährungsmarkt summierte sich auf fast eine Billion Dollar. Das entspricht der jährlichen Wirtschaftsleistung der Niederlande.

Gegen Tagesende machten die Digitalwährungen wieder einen Teil der Verluste wett. Bitcoin stand noch 14 Prozent tiefer bei 37'000 Dollar da, Ether verlor noch 21 Prozent. Die neue Kryptowährung aus Zug, Internet Computer, verlor knapp 60 Prozent.

"Die Nerven liegen blank", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Vor allem Privatanleger dürfte der Gedanke eines Totalverlusts zum Aufgeben gezwungen haben." Ein Platzen der Blase wie zuletzt 2017/2018 hält er dagegen für unwahrscheinlich - auch wenn der chinesische Markt eine grosse Rolle spielt.

Auslöser des Ausverkaufs waren verschärfte Beschränkungen für Kryptowährungsgeschäfte in China. "Andere Länder könnten dem Beispiel folgen, da die Notenbanken an ihren eigenen Digitalwährungen basteln", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Bislang waren westliche Aufseher recht locker in Bezug auf Bitcoin. Das könnte sich bald ändern."

Die Türkei verschärfte zuletzt die Regulierung bei Kryptowährungen. Die Notenbank verbot das Bezahlen mit Kryptodevisen auf Anfang Mai. Die Regierung nahm anschliessend die Anbieter der Krypto-Währungen in die Liste der Firmen auf, für welche Vorschriften der Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierung gelten.

Elon Musk trägt Mitschuld

Auch Elon Musk spielt eine grosse Rolle im Krypto-Chaos. Während zu Beginn des Jahres der Tesla-Chef den Bitcoin-Kurs hochgetrieben hatte, twitterte der Milliardär die Kryptowährung zuletzt in den Keller. So hatte Musk die Krypto-Befürworter letzte Woche mit einer Ankündigung überrascht, dass Tesla Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel für Autokäufe akzeptieren werde. Zudem rückte er den Energiebedarf der Kryptowährung ins Rampenlicht. Am Wochenende folgte dann ein Tweet, der auf eine Veräusserung der Bitcoin-Bestände bei Tesla hindeutete.

Am Mittwoch flogen in der allgemeinen Panik auch Werte aus dem Kryptowährungssektor und Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, aus den Depots. So fielen die Papiere der Kryptobörsen-Betreibers Coinbase aus den USA und ihres deutschen Konkurrenten Bitcoin Group um zeitweise jeweils mehr als zehn Prozent. Gleiches galt für die US-Firmen Riot und Marathon sowie die Softwarefirma MicroStrategy. Letztere hat Milliarden in Bitcoin investiert.

Die EZB hat zur Wochenmitte in ihrem Finanzstabilitätsbericht mitgeteilt, dass die Risiken, die von Bitcoin für das breitere Finanzsystem ausgehen, begrenzt zu sein scheinen, auch wenn der Preisanstieg "frühere Finanzblasen wie die "Tulpenmanie" und die Südseeblase in den 1600er und 1700er Jahren in den Schatten stellt."

(Reuters/cash)