2021 war ein positives Jahr für Aktienanleger in den USA. Der breite US-Index S&P 500 verzeichnet ein Kursplus von 28 Prozent - nach 16 Prozent 2020. Und selbst der eher schwerfällige Dow Jones konnte dieses Jahr 19 Prozent zulegen.

Doch bei genauerer Betrachtung überrascht, wie viele US-Titel 2021 einen schlechten Lauf hatten. Das Finanzportal marketwatch.com hat 94 in der USA gelistete Large-Caps ausgemacht, die sich in einem Bärenmarkt befinden. Diese sind um mindestens 20 Prozent gegenüber ihren Intraday-Hochs von 2021 gefallen.

Dass sich der S&P 500 trotz vieler schlecht laufender Aktien so stark zeigte, liegt hauptsächlich an seiner Zusammensetzung. Die Gewichtung eines einzelnen Titels erfolgt durch die Marktkapitalisierung. Dadurch erhalten allein Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Tesla zusammen ein Gewicht von 23 Prozent im Index. Alle ausser Amazon haben dieses Jahr über 30 Prozent zulegen können und den Index wesentlich nach oben gedrückt. Für Schweizer Anleger ist dieses Phänomen nichts neues, bestimmen doch Roche, Novartis und Nestlé stark die Performance des Swiss Market Index (SMI).

Analysten sehen bei den Losern Potenzial

Doch sind die diesjährigen Loser an der US-Börse alles tatsächliche Nieten? Nicht, wenn es nach den Analysten geht. Für 30 der 94 Titel haben Analysten ein "Buy"-Rating in der absoluten Mehrheit von mindestens zwei Dritteln stehen. Die untenstehende Tabelle ist sortiert nach dem 12-Monats-Aufwärtspotenzial, das sich aus dem Durchschnitt der Analysten-Kursziele ergibt.

Dabei ist augenfällig, wie viele in den USA kotierte chinesische Unternehmen abgestraft wurden: Pinduoduo, Baidu, JD.com oder Trip.com um bis zu 74 Prozent. In China standen Technologiefirmen das ganze Jahr durch unter innenpolitischem Druck - die alles bestimmende Staatspartei will die Macht der grossen IT-Konzerne beschneiden. Und die Spannungen zwischen China und den USA sind auch unter US-Präsident Joe Biden nicht geringer geworden.

Die Bewertungen sind günstig und ein Kauf insbesondere bei Pinduoduo verlockend - der Betreiber E-Commerce-Plattform hat mit 87 Prozent das grösste Aufwärtspotenzial. Und auch beim Suchmaschinenbetreiber Baidu - die Nummer Eins in China - winkt ein Ertragspotenzial von 65 Prozent. Aber die politischen (Kurs-)Risiken werden auch 2022 bestehenbleiben. Ein Einstieg ist daher weiterhin mit grösseren Risiken verbunden.

TitelKorrektur vom JahreshochAnteil "Buy"-RatingsDurchschnittliches KurszielAufwärtspotenzial
Pinduoduo-74 Prozent76 Prozent    105 Dollar 87 Prozent
Baidu -60 Prozent    83 Prozent    232 Dollar65 Prozent
JD.com-39 Prozent    94 Prozent    106 Dollar61 Prozent
MercadoLibre-35 Prozent    87 Prozent    2011 Dollar53 Prozent
Caesars Entertainment-23 Prozent    94 Prozent    137 Dollar  48 Prozent
Generac Holdings-34 Prozent77 Prozent    514 Dollar48 Prozent
Alaska Air Group-29 Prozent    93 Prozent    78 Dollar47 Prozent
PayPal-39 Prozent    84 Prozent    274 Dollar44 Prozent
CrowdStrike-31 Prozent    86 Prozent    292 Dollar41 Prozent
Trip.com-49 Prozent    79 Prozent    33 Dollar41 Prozent
T-Mobile-21 Prozent    81 Prozent    166 Dollar40 Prozent
Enphase Energy-34 Prozent    67 Prozent    261 Dollar40 Prozent
Global Payments-39 Prozent    85 Prozent    188 Dollar39 Prozent
NetEase-28 Prozent    97 Prozent    135 Dollar38 Prozent
Activision Blizzard-36 Prozent    71 Prozent    91 Dollar36 Prozent
Southwest Airlines-35 Prozent    78 Prozent    57 Dollar36 Prozent
Fidelity National Information Services-30 Prozent    74 Prozent    147 Dollar34 Prozent
Match Group-27 Prozent    68 Prozent    175 Dollar32 Prozent
Leidos Holdings-22 Prozent    71 Prozent    115 Dollar30 Prozent
WestRock -29 Prozent    67 Prozent    57 Dollar29 Prozent
Medtronic -23 Prozent    85 Prozent    135 Dollar29 Prozent
 
Teleflex -27 Prozent    75 Prozent    424 Dollar29 Prozent
Zimmer Biomet Holdings-29 Prozent    68 Prozent    164 Dollar28 Prozent
PTC -20 Prozent    71 Prozent    156 Dollar28 Prozent
Phillips 66    -22 Prozent    79 Prozent    94 Dollar26 Prozent
Boeing -26 Prozent    73 Prozent    260 Dollar 26 Prozent
Okta -24 Prozent    82 Prozent    280 Dollar25 Prozent
Walt Disney-24 Prozent    70 Prozent    193 Dollar25 Prozent
Corning -20 Prozent    69 Prozent    44 Dollar19 Prozent
Lamb Weston Holdings-28 Prozent    78 Prozent    73 Dollar18 Prozent

Aus politischer Sicht gefahrlos sind dagegen die US-Titel. Die Aktien des Casionbetreibers Caesars Entertainment sind 23 Prozent und die des Medienunternehmens Walt Disney 24 Prozent tiefer als zu den Höchstständen 2021. Die anhaltende Corona-Pandemie erschwert die Geschäftstätigkeit weiterhin und lastet seit dem November wieder stärker auf der Bewertung. Bei Disney sorgt immerhin das Streaming-Angebot für Fantasie dank weiterhin grossen Wachstumsmöglichkeiten.

Corona mit der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante bestimmt ebenso den Kursverlauf der Aktien von Alaska Air Group und Southwest Airlines. Ein Kauf auf dem jetzigen Kursniveau ist aber interessant. Winken mit der "Normalisierung" des Pandemie-Geschehens im Frühling doch wieder ein grösseres Passagieraufkommen und steigende Aktienkurse. Bei Alaska Air Group sehen die Analysten sogar ein Aufwärtspotenzial von 47 Prozent.

Ebenfalls auf die Kaufliste gehört das seit Anfang November stark zurückgekommene CrowdStrike - mit einem Aufwärtspotenzial von 41 Prozent. Das Unternehmen ist in der IT-Sicherheit für Cloud-basierte Systeme tätig und bietet Schutz auf Geräteebene - Laptops, Smartphones, Servers und Sensoren. Das Unternehmen benutzt künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und die Verhaltensanalyse für sein Angriffserkennungssystem und gehört damit zu den Vorreitern in der IT-Sicherheit.

Vorsicht ist hingegen bei Boeing angebracht - die Skepsis gegenüber dem Unternehmen ist in manchen Punkten berechtigt - und manchmal hinken Analysten bei den Änderungen ihrer Kursziele dem Marktgeschehen auch hinterher. Qualitätsmangel haben dem Flugzeugbauer wiederholt zu schaffen gemacht. Und Airbus macht dem US-Konzern zukünftig auch die Vormachtstellung im Frachtbereich streitig. Bei Paypal stellt sich ein ähnliches Problem - darüber kann das Aufwärtspotenzial von 44 Prozent nicht hinwegtäuschen. Der Zahlungsdienstleister muss sich gegen eine stärker werdende Konkurrenz durch Fintechs im Wachstumsmarkt durchsetzen. Ein schwieriges Unterfangen mit ungewissem Ausgang.