Mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Dividende: Die Geschäftszahlen von Dormakaba überzeugen praktisch auf der ganzen Linie. Auch an der Börse kommt das Zahlenset für das Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende Juni) sehr gut an. Die Dormakaba-Aktie steigt im Tagesverlauf erstmals in der Unternehmensgeschichte über 1000 Franken. Um 12 Uhr notiert sie 12 Prozent im Plus bei 1015 Franken.

Der Umsatz wuchs auch getrieben durch Akquisitionen um 9,4 Prozent auf 2,52 Milliarden Franken. Das organische Wachstum belief sich auf 4,3 Prozent. Noch wichtiger für den Aktienkurs: Mit den Zahlen hat Dormakaba die Erwartungen des Finanzmarktes übertroffen.

In Zukunft soll das organische Wachstum, also das Wachstum aus eigener Kraft und nicht durch Zukäufe, weiterhin in diesem Bereich liegen. "Wir streben 1,5 bis 2 Prozent über dem relevanten Bruttosozialprodukt an", sagt Riet Cadonau im cash-Video-Interview. Das würde einem organischen Wachstum zwischen 4 und 4,5 Prozent entsprechen, wie der Dormakaba-CEO weiter ausführt.

Kein Stellenabbau in der Schweiz

Dormakaba entstand 2015 aus der schweizerischen Kaba-Gruppe und dem deutschen Familienunternehmen Dorma. Dadurch wurde der Konzern zum weltweit drittgrössten Schliesstechnik-Unternehmen.

Bis in einem Jahr soll die Integration weitgehend abgeschlossen sein. Bedingt durch den Zusammenschluss hat Dormakaba bereits einige hundert Stellen gestrichen, darunter 440 in Deutschland. Gehen noch weitere Jobs verloren? "Wir haben bereits 70 Prozent der angekündigten 800 Stellen abgebaut. In der Schweiz ist derzeit kein Stellenabbau geplant", sagt Cadonau.

Hacker sind eine Herausforderung

Ein wichtiger Wachstumstreiber für Dormakaba ist das wachsende Bedürfnis nach Sicherheit. Terroranschläge und Cyberkriminalität lassen Menschen, Unternehmen und Staaten mehr Geld in Sicherheitslösungen investieren. Diesen Markt bedient Dormakaba mit komplexen Zutritts- und Türsystemen. Doch die Probleme werden zunehmend komplexer, wie Riet Cadonau sagt: "Das Hacken von Schlössern ist sowohl bei den mechanischen wie auch bei den elektronischen und den Internet-basierten Zutrittssystemen eine Herausforderung."

In Hotels beispielsweise kommen vermehrt Zutrittssysteme zum Einsatz, die per Handy funktionieren. Um diese möglichst sicher zu machen, setzt Dormakaba auf eine eigene Cloud, also auf eine IT-Infrastruktur im Internet. Diese entspreche zwar den höchsten Sicherheitsstandards, um Hacking zu verhindern, so Cadonau. "Aber absolute Sicherheit gibt es nicht."

Besonders erfreulich ist aus Anlegersicht die Dividendenerhöhung von 12 auf 14 Franken pro Aktie. Dadurch ergibt sich eine Rendite auf den aktuellen Aktienkurs von 1,4 Prozent – im Vergleich zu anderen Industrieunternehmen und auch generell betrachtet ist das ein tiefer Wert. Besteht also noch Luft nach oben? "Unsere Dividendenpolitik besagt, dass mindestens 50 Prozent des Reingewinns nach Minderheiten ausgeschüttet wird. Je höher der Reingewinn desto höher die Dividende", sagt Cadonau.

Kehrseite der Aktienhausse ist die mittlerweile recht hohe Bewertung von Dormakaba. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gegen 30 widerspiegelt der Aktienkurs bereits einen grossen Teil der zukünftigen Anlegerhoffnungen. Die Neue Helvetische Bank schreibt in einem aktuellen Kommentar, sie würde bei Niveaus über 1000 Franken keine Position mehr aufbauen, sondern "erst bei zwischenzeitlichen Enttäuschungen". 

Im Video-Interview mit cash äussert sich Riet Cadonau auch zur Situation im Schweizer Markt und zur eindrücklichen Performance der Dormakaba-Aktie.