Die italienische Agnelli-Familie hat rund zwei Milliarden Euro für Investitionen in ein US-amerikanisches oder europäisches Unternehmen vorgesehen, um den Erlös aus dem Teilverkauf ihres Anteils an Ferrari umzuschichten.

Die Holdinggesellschaft der Familie, Exor, ist auf der Suche nach Kandidaten, nachdem sie Anfang des Jahres drei Milliarden Euro aus der Ferrari-Transaktion erhalten hat, sagte Finanzvorstand Guido de Boer in einem Interview. Exor würde versuchen, 10 bis 15 Prozent des neuen Unternehmens zu kaufen und der grösste Anteilseigner zu werden, sagte er. Mit diesen Parametern hätten die Zielkandidaten einen Marktwert in der Grössenordnung von 20 Milliarden Euro.

«Wir haben gesagt, wenn wir eine Akquisition tätigen, muss sie unser Gesamtportfolio vergrössern», sagte De Boers in einem Videointerview am Hauptsitz von Exor in Amsterdam. Einen Zeitplan für eine mögliche Übernahme nannte er nicht.

Neue Interessen ausserhalb des Automobilsektors

Die neue Investition würde die Bemühungen der Gründerfamilie von Fiat fortsetzen, ihre Interessen vom Automobilsektor auf neue Bereiche wie Gesundheitswesen, Luxusgüter und Technologie auszuweiten. Zum Zeitpunkt des Verkaufs der Ferrari-Beteiligung sagte Exor, dass die Mittel zum Teil für «eine bedeutende neue Akquisition» und einen Aktienrückkauf im Wert von einer Milliarde Euro verwendet werden würden.

In dem Interview sagte De Boer, dass ein potenzielles Ziel in diesen neueren Sektoren liegen könnte, während das Unternehmen für andere Bereiche mit guten langfristigen Aussichten offen bleibt. «Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf Europa und die USA», sagte De Boer. «Es gibt eine ausgewählte Gruppe von Unternehmen, die in diesen Bereich fallen.» Exor hat keine Berater eingestellt und De Boer leitet die Suche im eigenen Haus, sagte ein Sprecher.

40-Milliarden-Portfolio

Insgesamt ist das Portfolio von Exor etwa 40 Milliarden Euro wert, sagte De Boer, einschliesslich der Anteile am Luxusautohersteller Ferrari und dem angeschlagenen Jeep- und Fiat-Eigentümer Stellantis. Die Familie besitzt etwa 56 Prozent der börsennotierten Holdinggesellschaft, deren Aktien im vergangenen Jahr um 15 Prozent gefallen sind.

Exor erwarb 2015 eine Beteiligung an der Economist Group und investierte 2021 in den französischen Taschen- und Schuhhersteller Christian Louboutin. Im Jahr 2022 zahlte Exor 833 Millionen Euro für 10 Prozent des weltweiten Gesundheitsgeschäfts der französischen Familie Merieux.

Im Jahr 2023 erwarb das Unternehmen 15 Prozent des Medizintechnikherstellers Royal Philips für rund 2,6 Milliarden Euro und erhielt damit die Flexibilität, seine Beteiligung auf bis zu 20 Prozent zu erhöhen. Im März stieg die Beteiligung auf fast 19 Prozent, wie aus einem US-Behördenbericht hervorgeht.

Exor möchte bei seiner nächsten M&A-Transaktion nach einem ähnlichen Schema vorgehen, so De Boer. Eine Beteiligung von 15 Prozent würde Exor einen «bedeutenden Einfluss» auf das neue Unternehmen verschaffen, aber gleichzeitig erlauben, «seine eigene Führungsstruktur und Verantwortlichkeiten als börsennotiertes Unternehmen zu behalten», sagte er.

(Bloomberg)