Die Aktien von Richemont haben seit Montag 2,9 Prozent verloren, sie schneiden damit in der ablaufenden Börsenwoche unter allen Titeln des Swiss Market Index am schlechtesten ab (Stand: Freitagmittag).

Zum Vergleich: Der Leitindex hat diese Woche 0,7 Prozent zugelegt, wobei die Aktien von Geberit mit einer Performance von 4 Prozent am stärksten waren. Mit einem grösseren Minus gehen auch Partners Group (-2,6 Prozent) und Swiss Re (-1,2 Prozent) aus der Handelswoche. 

Für Richemont brachten die vergangenen Tage eine Fortsetzung der schon seit Mitte Mai anhaltenden Abwärtsbewegung. Über diesen längeren Zeitraum hat sich ein zirka 9-prozentiger Kursverlust aufgebaut. Dabei hat es kaum unternehmensspezifische Nachrichten gegeben.

Allein: Der einzige Analyst, der Richemont mit «Sell» einstuft, hat diese Einstufung am Donnerstag bestätigt und das Kursziel um 2 Franken auf 131 Franken gesenkt. Zudem wurde am Dienstag bekannt, dass ein Mitglied der Geschäftsleitung Richemont-Aktien im Wert von 3,2 Millionen Franken veräussert hat. Diese Nachricht hat die Valoren allerdings nicht weiter geschwächt.

Relevanter ist offenbar die Branchenentwicklung insgesamt. So sind auch die Aktien der Luxusgüterunternehmen Hermès, LVMH und Kering seit Mitte Mai im Sinkflug, nachdem sie ab April - als der Zollschock fürs Erste wich - gestiegen waren.

Kursentwicklung von Richemont, Hermes, LMVH und Kering.

Die Branche wird mitunter von der Konjunktur in wichtigen Märkten wie China, Druck auf die Margen und einer gewissen Luxusmüdigkeit der Konsumenten beeinflusst. 

In einem Kommentar der Bank Vontobel vom Mai heisst es: «Wir gehen davon aus, dass sich die Achterbahnfahrt in der Luxusindustrie fortsetzen wird.» 

Eine solche Achterbahnfahrt machen auch die Richemont-Valoren seit Monaten durch. Zwischen Januar und März ging es - getragen von den unerwartet starken Geschäftszahlen - von 134 Franken hoch auf über 180 Franken. Es folgte der Fall auf 129 Franken, die Erholung auf 165 Franken und jüngst nun der erneute Kursrückgang auf den aktuellen Stand von 150 Franken. 

Unterdessen hat das SMI-Unternehmen den Umsatz im letzten Geschäftsjahr gesteigert, wobei inbesondere das Schmuckgeschäft zugelegt hat. Die Erwartungen wurden erfüllt. Damit hat sich Richemont widerstandsfähiger gezeigt als andere Luxusunternehmen. Das lässt für die Zukunft hoffen.

Vontobel stuft Richemont mit «Hold» und einem Kursziel von 170 Franken ein. In seiner Analyse von Ende Mai schreibt der zuständige Experte: «Richemont bleibt unser bevorzugter Titel im Sektor.» Das Unternehmen sei Marktführer im Schmuckbereich, habe eine hohe Preissetzungsmacht und verfüge über eine Nettoliquidität von 8 Milliarden Franken.

Der bei Bloomberg verzeichnete Analystenkonsens traut der Aktie des Genfer Luxusgüterkonzerns 172,63 Franken zu, etwas mehr als die Bank Vontobel - Anleger können nun von einem 15-prozentigen Kursgewinn ausgehen. Allerdings dürften Höhenflüge wie zuletzt im März, als die Valoren Rekordstände erklommen, wohl ausbleiben.

Reto Zanettin
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