Das Halbjahr ist noch nicht ganz zu Ende. Aber schon jetzt lässt sich sagen, dass eine ganze Reihe von Aktien unter Druck geraten sind. Die Kursturbulenzen im Januar und Februar haben genauso Spuren hinterlassen wie die Sorgen um weltweite Handelskonflikte, eine Konjunkturabkühlung in Europa oder das Auf und Ab des Euro-Franken-Kurses.

Der breite Markt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), hat seit Anfang Jahr 3,6 Prozent eingebüsst. Der SPI Extra, der grosskapitalisierte Aktien ausklammert, hat um 2,3 Prozent zugelegt. Daher lässt sich für den Markt kein einheitliches Bild erkennen.

Zum Teil sind Probleme, die bei Unternehmen zu Kursrückgängen geführt haben, hausgemacht. In solchen Fällen muss man davon ausgehen, dass der Markt berechtigterweise negativ reagiert hat. Ein genauerer Blick auf die Aktien hilft, die Titel zu sortieren. Denn bei einigen Aktien hat der Kursrückgang auch zu attraktiveren, sprich tieferen, Bewertungen geführt. In Verbindung mit guten Fundamentaldaten kann dies für einen Einstieg sprechen.

Sunrise

Nachdem der Kurs des Telekomanbieters seit Ende 2015 mehr oder weniger kontinuierlich angestiegen ist, zeigt sich seit März eine ziemliche Delle. In den vergangenen zwölf Wochen ist der Kurs um 15 Prozent abgesackt. Der Grund: Salt, nach Swisscom und Sunrise die Nummer Drei im Markt, kündete den Eintritt ins Festnetzgeschäft an. Billiger und mit besseren Leistungen.

Die Panik vor dem Konkurrenten Salt war aber offenbar etwas verfrüht. Gute Erstquartalsergebnisse Anfang Mai verhalfen der Sunrise-Aktie wieder zu einem leichten Anstieg. Das Urteil des Analysten über Sunrise ist generell positiv. In den Telekom-Qualitätsrankings verbessert sich das Ansehen des Unternehmens. Was für die Aktie ebenfalls spricht, ist eine hohe Dividendenrendite von 5 Prozent.

Tornos

Der Drehmaschinenhersteller aus Moutier BE (künftig wohl JU) hat an der Börse kursmässig seit vergangenem April 28 Prozent verloren. Dabei geht es dem Unternehmen, das vor wenigen Jahren noch ein Krisenfall gewesen ist, sehr gut. Der Turnaround ist geschafft und die Auftragseingänge sind sehr erfreulich. Ausserdem nützt der schwächere Franken Tornos wesentlich.

Tornos dürfte wohl Opfer des Erfolges geworden sein: Vor dem Knick im April hatte sich der Kurs innerhalb von 18 Monaten fast verfünffacht. Dadurch sind Investoren in aller Welt auf Tornos aufmerksam geworden, doch diese Anleger verkaufen auch von Zeit zu Zeit. Die Bewertung ist durch den Kursrückgang von einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von hohen 35 auf moderatere 23 zurückgefallen. Fundamental ist Tornos nach wie vor eine gute Wahl.

Bossard

Der Schraubenspezialist hat im Januar bei der Aktie den absoluten Höchststand erreicht. Seitdem aber ist der Kurs um 20 Prozent zurückgegangen. Eine wirkliche Belebung des Kurses zeichnet sich derzeit nicht ab.

Hohe Korrelation: Die Aktien von Bossard (rot) und Tesla (grün) in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Bossard verfügt mit Tesla und John Deere über zwei Grosskunden in den USA, die ein gewisses Klumpenrisiko darstellen. Dabei beflügelt - oder trübt - vor allem der Elektroautohersteller unter den Kunden die Fantasien. Wie die Grafik zeigt, ähneln sich die Kursverläufe von Bossard und Tesla. Da der Umsatzanteil von Tesla aber nur 7 Prozent beträgt, liegt die Vermutung nahe, dass der Markt zu sehr auf Tesla fokussiert. Trotz des Kursrückgangs ist die Bewertung mit einem KGV von 19 noch relativ hoch.

Bobst

Noch eine Aktie, bei der die Performance mit den der Kursturbulenzen Mitte Januar drehte, ist Bobst. Auch dort befand sich der Kurs zu jenem Zeitpunkt auf dem höchsten je beobachteten Stand. Der Kursrückgang des Herstellers für Verpackungsmaschinen beträgt seitdem ebenfalls etwa 20 Prozent.

Wie Tornos ist auch Bobst ein Unternehmen, das in die Gunst ausländischer Anleger kam, die sich dann verstärkt zum Verkauf der Aktie entschieden haben. Aber auch bei Bobst sind die Zahlen gut, auch wenn der Gewinn 2017 etwas von Steuereffekten aufgepeppt worden ist. Doch als grösster Hersteller von Verpackungsmaschinen auf der Welt ist Bobst in einer guten Lage, vom Boom im Onlinehandel weiter zu profitieren. Den Einstieg erleichtern dürfte auch die Bewertung, die mit einem KGV von 16 mitterweile bei einem akzeptablen Niveau angekommen ist.

Cosmo

Seit einem Mehrjahreshoch im November 2016 ist der Kurs der Cosmo-Aktie um ein Drittel zurückgegangen. Einen regelrechten Absturz erlebte der Pharmaentwickler vergangenen Monat: Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) wies vor knapp einem Monat den Zulassungsantrag für das Mittel Methylen Blau ohne genauere Begründungen zurück. Die Aktie verlor an einem Tag 22 Prozent. Später bestätigte die FDA ihr Urteil.

Bei Methylen Blau – das Mittel färbt den Darm blau ein und soll so dazu beitragen, Erkrankungen sichtbar zu machen – muss Cosmo nun neue Forschungen durchführen. Dies ist teuer und kann viel Zeit beanspruchen. Auch wenn ein anderes Cosmo-Mittel, das Antibiotikum Rifamycin, gute Zulassungschancen im US-Markt hat: Cosmo steckt in Schwierigkeiten und der Kurs dürfte sich nur bei wirklichen "Good News" erholen.

Burkhalter

Der Kurszerfall von Burkhalter, einer langjährigen "Lieblingsaktie" im Schweizer Markt für Mid und Small Caps, dauert nun schon 14 Monate (-43 Prozent). Das an sich erfolgreiche Elektroinstallationsunternehmen leidet unter einem entgangenen Grossauftrag im Neat-Gotthardtunnel. Anfang April wurden sinkende operative Ergebnisse gemeldet, ausserdem kürzte Burkhalter als eines der ganz wenigen Schweizer Unternehmen die Dividende – von 5,50 auf 5 Franken. Allein seit Anfang April ist der Kurs der Aktie um 20 Prozent gesunken.

Burkhalter ist mit einem KGV von 18 (2018) zwar nicht sehr hoch, aber noch einigermassen anspruchsvoll bewertet. Bezüglich eines Einstiegs sollte die Entwicklung noch etwas beobachtet werden. Wenn sich die Lage stabilisiert, kann das gut aufgestellte Unternehmen am Aktienmarkt durchaus wieder punkten.

Der Beitrag wurde verfasst mit redaktioneller Mitarbeit von Ivo Ruch.