Die Börsen haben in den letzten Wochen fast täglich neue Allzeithochs erreicht. In den USA sind der Dow Jones und der S&P-500-Index auf Rekordstände gestiegen, in Deutschland hat der Dax erstmals in der Geschichte die 9000er-Grenze überschritten. Einzig der Schweizer Leitindex SMI ist wegen seiner schwergewichtigen Konzentration auf drei defensive Tanker noch über 15 Prozent von den Höchstständen aus dem Jahr 2007 entfernt. 

Andrew Goldberg, Global-Market-Stratege bei JP Morgan Asset Management in London, sieht noch kein Ende dieser Börsenhausse. "Der Aktienmarkt ist noch nicht teuer bewertet, wenn man die Entwicklung im Kontext mit den tiefen Zinsen betrachtet", sagt Goldberg im cash-Video-Interview. Bei der Portfolio-Bewirtschaftung stelle sich immer wieder die Frage, ob man Aktien oder Anleihen kaufen soll. "Und Aktien sind derzeit bei weitem billiger als Fixed-Income-Produkte", so Goldberg. 

USA vor Europa

Gute Chancen auf höhere Aktienkurse sieht Goldberg vor allem in seinem Heimatland USA. "Es gibt noch Raum für Gewinnsteigerungen auf Unternehmensebene, weil der Nachholbedarf bei der Nachfrage noch enorm ist", sagt der JP-Morgan-Stratege. Auch in Europa sieht er bei Aktien noch Gelegenheiten - allerdings mehr im "Stockpicking"-Bereich. 

"Die Zeit des Self-Service bei Aktien ist vorbei", sagt er. Jetzt sei nicht mehr die Zeit für passives Investieren, sondern jene des aktiven Managers, der sich mit den Unternehmen auseinandersetzt und eine richtige Titel-Auswahl vornimmt.  

Für eine positive Stimmung an den Märkten wird auch weiterhin die Geldschwemme der Notenbanken sorgen. Am Mittwoch hatte die US-Zentralbank Fed bestätigt, an der Billiggeldpolitik bis auf Weiteres festzuhalten. Somit wird die Fed auch künftig jeden Monat 85 Milliarden Dollar in die Anleihenmärkte pumpen. Ein Zurückfahren dieses Programms erwarten Beobachter frühestens im ersten Quartal  2014 - einige tippen sogar auf einen noch späteren Zeitpunkt. 


Im Video-Interview sagt Goldberg, wo Anleger bei Bonds noch Anlagemöglichkeiten finden und wie Europa seine Sicht auf sein Heimatland USA verändert.


Das Interview wurde am Rande einer Investment-Konferenz von JP Morgan in London geführt.