"Wenn der SMI Ende 2018 auf dem gleichen Stand wie im Vorjahr ist, wäre das ein Erfolg". Diese etwas trübe Prognose stellt Panagiotis Spiliopoulos, Research-Leiter der Bank Vontobel, im cash-Börsen-Talk. Panik sei zwar derzeit am Markt keine da, aber die ganze Euphorie der Vorwochen sei weg. "Die Unsicherheit hat massiv zugenommen, das Sentiment hat gelitten nach diesen Bewegungen", so Spiliopoulos. 

Ende 2017 war der Swiss Market Index (SMI) bei knapp 9400 Punkten – derzeit liegt der Leitindex 5 Prozent unter diesem Wert. Der grosse SMI-Einbruch kam an diesem Dienstag mit einem Tagesverlust von 2,9 Prozent. Mit Sicht auf die letzten 52 Wochen schaut aber immerhin noch ein Plus von 6 Prozent heraus:

Entwicklung SMI in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Die grosse Börsenkorrektur, die am Montag den Dow Jones um 4,6 Prozent korrigieren liess und dann am Dienstag - wenn auch in etwas geringerem Ausmasse - nach Europa überschwappte, ist gemäss Spiliopoulos eine Mischung aus verschiedenen Ursachen: Die im Vorfeld hohen Aktien-Bewertungen, das Zurückfahren der lockeren Geldpolitik der Notenbanken und der plötzliche Anstieg der Obligationenrenditen in den USA - letzteres war laut Spiliopoulos noch das "i-Tüpfelchen".

Niemand weiss, wie lange Korrektur anhält

Ist die Sache für Anleger nun gegessen oder hält die Abwärtstendenz der Aktien länger an? "Die ehrliche Antwort lautet: Niemand weiss es", so Spiliopoulos. Immerhin glaubt er nicht an einen Bärenmarkt mit länger anhaltenden tieferen Kursen, da es dafür im Normfall eine Rezession brauche - was sich derzeit überhaupt nicht abzeichnet.

Das deckt sich mit der Meinung der Mehrheit der cash-Leser: In einer Umfrage mit über 6000 Teilnehmenden glauben nur 29 Prozent an einen längeren Abwärtstrend an der Börse. 71 Prozent hingegen erwarten eine baldige Kurserholung. Bereits am Mittwoch – dem Tag nach der Korrektur – zeigte sich der SMI mit plus 1,6 Prozent bereits wieder leicht erholt, ehe es am Donnerstag bereits wieder abwärts ging.

Doch auch wenn der Bärenmarkt nicht kommen sollte, ist noch immer Vorsicht angebracht: "Wichtig ist zu beobachten, wie sich die Indizes in den nächsten Tagen verhalten", so die Einschätzung von Spiliopoulos. Wenn sich ein Boden finden sollte und die Volatilität etwas aus den Märkten gehe, könne man selektiv bei Werten einsteigen, die überdurchschnittlich korrigiert hätten. Aber zunächst gelte: "Abwarten und in den nächsten Tagen weder kaufen noch verkaufen."

Einstiegsmöglichkeiten auf Einzeltitelebene

Hat sich dann die Volatilität etwas gelegt und ist der Boden gefunden, hat der Research-Leiter von Vontobel einige Aktientipps parat: Etwa der Zementhersteller LafargeHolcim, deren Aktie in etwa auf dem gleichen Stand wie vor einem Jahr liegt, deren operatives Geschäft aber – vor allem dank den Massnahmen des neuen Managements - gut laufe.

Einstiegschancen ortet Spiliopoulos auch bei Lindt&Sprüngli, KTM Industries, UBS, Sunrise, Swisscom und AMS. Er setzt bewusst nicht auf ganze Sektoren, sondern gezielt auf Einzeltitel, wo sich Unternehmen "aus eigener Kraft" verbessern können. Einzige Ausnahme ist der Versicherungssektor, der von den sich langsam verändernden Zinsen profitiert und deshalb übergewichtet werden kann.

Im cash-Börsen-Talk zieht Spiliopoulos zudem ein Zwischenfazit über die laufende Berichtsaison der Schweizer Unternehmen und  beurteilt die Lage des derzeitigen "Börsen-Sorgenkindes" Roche.