Erst diese Woche war er unterstützend tätig, den Chairman des Lebensmittelkonzerns Danone, Emmanuel Faber, zu entmachten - es war der bislang bedeutendste Managementwechsel in Europa in diesem Jahr. Knapp ein Jahr zuvor trat Mark Langer auf Druck des in London ansässigen Fonds als CEO des Modeunternehmens Hugo Boss zurück.

Bluebell hat sich seit seinem Start im Jahr 2019 mindestens neun Firmen vorgeknöpft, darunter Unternehmen wie die Deutsche Lufthansa und italienische Bankengruppe Mediobanca. Das ist eine schnelles und furchtloses Vorgehen eines Fonds, dessen 70 Millionen Euro an Vermögenswerten Aufsichtsräte normalerweise nicht in Angst und Schrecken versetzen. Die sind es gewohnt, sich aktivistischer Schwergewichte wie Elliott Management oder Pershing Square Capital Management zu erwehren.

“Aktivismus verändert sich in Europa”, sagte Bluebells Chief Investment Officer Giuseppe Bivona in einem Interview. „Es geht nicht um Grösse oder Proxy-Kampf. Es geht um Strategie, Qualität und Zusammenarbeit unter den Aktionären.“

Bivona gründete Bluebell zusammen mit Marco Taricco und Francesco Trapani, der fast drei Jahrzehnte lang den italienischen Juwelier Bulgari leitete. Davor verbrachten die drei Jahre damit, Elliott, Jana Partners und anderen Aktivisten dabei zu helfen, Kampagnen in Europa und den USA durchzuführen.

Richtige Veränderungen

Diese Erfahrung nutzen sie nun und schliessen sich mit anderen Aktionären zusammen, um ihren Einfluss auf die Zielunternehmen zu verstärken. Bei Danone unterstützten Investoren wie Artisan Partners Asset Management und Causeway Capital Management die Botschaft, dass Veränderungen an der Spitze des Unternehmens notwendig seien, um die Performance zu verbessern.

Danone teilte am Montag mit, dass Faber mit sofortiger Wirkung als Chairman und CEO zurücktreten werde, zwei Wochen nachdem er versprochen hatte, letztere Position aufzugeben, um Investoren wie Bluebell zu beschwichtigen, die auf eine Trennung der Rollen gedrängt hatten. Gilles Schnepp, der zuvor den französischen Elektrogerätehersteller Legrand leitete, wurde zum Chairman von Danone ernannt. Er wurde von Bluebell für den Job vorgeschlagen.

“Frankreich wird im Allgemeinen als ein sehr harter Markt für Aktivismus angesehen und wir haben bewiesen, dass dies nicht unbedingt der Fall ist, wenn man sich für die richtigen Veränderungen mit einem konstruktiven langfristigen Ziel einsetzt”, sagte Bivona.

Fruchtbarer Boden

Nicht alle Kampagnen von Bluebell haben sich auf die Absetzung von Führungskräften konzentriert. Letztes Jahr forderte die Firma Vestas Wind Systems auf, die volle Kontrolle über ihr Offshore-Geschäft zu übernehmen. Im Oktober erklärte der Windturbinenriese, dass er seinen Offshore-Joint-Venture-Partner aufkaufen würde. Bluebell drängte auch die kanadische Regierung, einen Deal zwischen der Cineworld Group und der in Toronto ansässige Kinokette Cineplex zu blockieren. Im Juni beendete Cineworld die Transaktion.

Zu den anderen bekannt gewordenen Zielen aktivistischer Kampagnen von Bluebell gehören das belgische Chemieunternehmen Solvay und der Schweizer Vermögensverwalters GAM Holding.

“Wir haben eine Reihe von Unternehmen, die eine Underperformance aufweisen. Es gibt eine Kapitalknappheit, die es noch wichtiger macht, dass Unternehmen im Interesse der Aktionäre besser geführt werden”, sagte Bivona. “Wir sehen definitiv, dass es einen fruchtbareren Boden für Aktivismus gibt als früher.”

(Bloomberg)