Alkohol-Aktien bieten, wie das Getränk selbst, für jeden etwas. Ob Whisky, Bier, Wein, die alkoholfreie Alternative oder doch ein Aperitif: Anleger haben die Wahl von breit diversifizierten Konzernen mit mehreren Hundert Marken oder auf nur einen Nischenbereich fokussierten Produzenten.

Das Interessante dabei: Nach rund zwei Jahren Katerstimmung, die von Umsatzeinbussen und Kursrückschlägen geprägt war, sind einige Aktien nun niedrig bewertet. Die Dividendenrenditen sind teilweise hoch.

Von Bierkönigen und Nischenplayern

Die Unternehmen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Biere und Getränke mit hohem Alkoholgehalt. Alle Unternehmen bieten, falls möglich, auch die alkoholfreie Variante des Hauptprodukts an. 

AB InBev, Heineken und Carlsberg gehören zu den umsatzstärksten und stabilsten der Bierkonzerne. Je nach Unternehmen produzieren sie bis zu 700 verschiedene Biersorten. 

Diageo und Pernod Ricard zählen zu den führenden Produzenten bei den Getränken mit höheren Alkoholgehalt: Whisky, Vodka, Gin - auch die nicht-alkoholische Variante -, und weitere international bekannte Alkohole oder Liköre werden von diesen Unternehmen produziert.

Unternehmen Umsatz in Mrd. Euro Fokus

Analystenrating*

Pernod Ricard 11 Whisky, Vodka Halten
Remy Cointreau 1 Cognac, Whisky, Gin, Metaxa Halten
Diageo 17 Whisky, Gin, Vodka Kaufen
Davide Campari 3.1 Aperitif Halten
Carlsberg 12 Bier Kaufen
Heineken 29 Bier, Cider Kaufen
AB InBev 52 Bier Kaufen

Quelle: LSEG, Unternehmen; * Durchschnitt aller Bewertungen

Während AB InBev einen Umsatz von rund 52 Milliarden Euro auf die Waage bringt, erreichen Heineken respektive Carlsberg 29 und 12 Milliarden Euro - Diageo und Pernod Ricard erzielen 17 Milliarden Dollar und 11 Milliarden Euro.

Die Nischenplayer - Remy Cointreau, Davide Campari - erzielen Umsätze von knapp 1 respektive gut 3 Milliarden Euro. Ihre Produkte reichen vom Aperitif und Liköre bis zum Cognac, lokalen Berühmtheiten wie Metaxa aus Griechenland oder dem Nischenwhisky aus den Alpen. Mit etwa zehn Marken pro Unternehmen sind sie fokussierter. Ihre Umsatz- und Gewinnschwankungen sind deshalb tendenziell höher.

Konsumflaute und Kursrückgänge

Für die Alkoholproduzenten hat im Wesentlichen ein Faktor während der vergangenen drei Jahre zu Kopfzerbrechen geführt: sparsame Konsumenten. Seit dem Geschäftsjahr 2022 leiden deshalb nicht nur Umsätze, besonders auch die Gewinne.

Fast alle dieser Konzerne verzeichneten einen Gewinnrückgang von 2 Prozent (Pernod Ricard) bis 73 Prozent (Remy Cointreau). Heineken konnte das Gewinnniveau halten, AB InBev vermochte die Erträge um 16 Prozent zu steigern. Dennoch haben die Aktienkurse aller Unternehmen aus dieser Auswahl an Boden verloren. 

Remy Cointreau verlieren knapp 72 Prozent, Pernod Ricard und Diageo handeln fast 50 Prozent tiefer als noch im Frühjahr 2022. Die restlichen Papiere sinken zwischen 35 Prozent und 5 Prozent.

Mit diesen Kursrückschlägen sind auch die Bewertungen unter Druck gekommen. Mit Blick auf die Ergebnisse des kommenden Jahres handeln die Aktien der Unternehmen zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,7 bis 14. Diese liegen allesamt unter den historischen Durchschnitten. Campari und Remy Cointreau sind die Ausnahme: Ihr KGV beträgt 20 respektive 22,7.

Der Kursrückgang und die niedrige Bewertung führen zu teilweise hohen Dividendenrenditen. Bei Pernod Ricard erhalten Anleger 4,9 Prozent, bei Diageo sind es 4,1 Prozent - steuerfrei, wie alle Ausschüttungen aus Grossbritannien für Schweizer Investoren. Sowohl Pernod Ricard als auch Diageo haben die Dividenden während mindestens zehn Jahren abermals erhöht und nie reduziert.

Margenhöhe und Bewertungsaufschlag

Diese Kurskorrekturen bieten Anlegern Chancen. Besonders bei Remy Cointreau, Campari und AB InBev dürfte dies der Fall sein. In den kommenden drei Jahren rechnen Analysten bei den drei Unternehmen mit einem Gewinnwachstum von 13 Prozent pro Jahr - das Höchste in der Vergleichsgruppe.

Besonders bei AB InBev fällt die Kombination von Wachstum, Aktienbewertung und Ertragsstabilität auf. Für Investoren, die den stabilen Mittelweg suchen, könnte die Brauerei eine gute Wahl sein. Zwar wird ein hohes Gewinnwachstum erwartet, doch mit einem KGV für 2025 von 14 liegt die Bewertung im Mittelbereich der Vergleichsgruppe. Die Grösse und Produktvielfalt führen zudem zu stabilen Umsätzen und Gewinnen - die Gewinnschwankungen liegen ebenfalls im unteren Mittelfeld.

Unternehmen KGV 2026 Dividendenrendite Reingewinnmarge 2025

Gewinnwachstums-prognosen (2026 - 2028; pro Jahr)

Pernod Ricard 13.8 4.9% 16.1% 0%
Remy Cointreau 22.7 2.6% 10.8% 13%
Diageo 14.2 4.1% 18.2% 7%
Davide Campari 20.5 1.1% 11.6% 13%
Carlsberg 12.7 3.5% 8.5% 12%
Heineken 12.9 2.8% 9.2% 10%
AB InBev 13.9 2.1% 12.9% 13%

Quelle: LSEG, Unternehmen

Remy Cointreau und Campari sind dagegen für risikofreudigere Anleger die richtige Wahl. Besonders Remy Cointreau litt besonders unter der nachlassenden Nachfrage und den Diskussionen rund um die US-Importzölle. Doch Cognac, Metaxa oder schottischer Whisky können mal nur aus Europa kommen. Ob die obere Einkommensschicht in den USA trotz Mehrpreis diese Produkte weiterhin konsumiert, bleibt indes abzuwarten. Für andere Industrien, wie beispielsweise der Schweizer Luxusuhrenindustrie, sind Analysten diesbezüglich jedenfalls zuversichtlich.

Campari wiederum litt unter dem Abverkauf der US-Lagerbestände, der Wirtschaftsflaute in Deutschland und der Streichung aus dem Sortiment wichtiger Einzelhändler gelitten. Für die Verkaufszahlen von Aperol und Co. spielt zudem auch das Wetter eine wichtige Rolle. 

Die Analysten der UBS gehen nun von besseren Wetterbedingungen aus. Zudem soll die Performance des Unternehmens im schwierigen US-Markt weiterhin deutlich über dem Marktschnitt liegen. Die Umstrukturierung zu einem House of Brands-Modell dürfte eine gezieltere Ressourcenzuweisung und eine effektivere Marktbearbeitung ermöglichen, so die UBS-Experten. 

Im dritten Quartal könnte die Kombination dieser Faktoren und einer tiefen Vergleichsbasis zu Steigerungen in der Bruttomarge führen und somit das Momentum beschleunigen. Punkto US-Zöllen erwartet die UBS einen mittel- und längerfristigen negativen Effekt von 90 Basispunkte auf den Reingewinn - kurzfristig können die Zölle fast vollständig durch Bestandsmanagement abgefedert werden.

Die KGV der Aktien der beiden Unternehmen von 20 respektive 22,7 sind die höchsten der Vergleichsgruppe. Der geschärfte Fokus und die tendenziell schwankungsanfälligeren Margen machen die Titel besonders in einem günstigen Geschäftsumfeld zu attraktiven Anlagemöglichkeiten. 

Während die Margen der Bierkonzerne zwischen 9 Prozent und 13 Prozent schwanken, erzielen Remy Cointreau, Campari, oder auch Diageo und Pernod Ricard in guten Zeiten solche von fast oder über 20 Prozent. Solche Margen rechtfertigen in der Regel einen Bewertungsaufschlag. Anleger profitieren dann gleich zweifach: steigende Gewinne und Bewertungen.

Luca_Niederkofler
Luca NiederkoflerMehr erfahren