Die Börsen befinden sich derzeit in einer Art Mini-Rallye: Seit Ende September hat der Stoxx Europe 600 Index um etwa 9 Prozent zugelegt. Der Dow Jones Index in den USA hat gar fast 13 Prozent gewonnen. Auch der Swiss Market Index verzeichnet im gleichen Zeitraum ein Plus von 5 Prozent. 

Wer in dieser Zeit Aktien gekauft hat, kann sich (vorläufig) glücklich schätzen. Zu Aktienkäufern, auf privater Basis, sind wurden vor allem auch einige Top-Manager und Verwaltungsräte von kotierten Schweizer Unternehmen, die in diesem Jahr an der Börse viel Wert vernichtet haben. Diese Geschäfte müssen ab einem Volumen von 100'000 Franken monatlich bei der Swiss Exchange Regulation gemeldet werden. Was die Firmen nicht bekannt geben müssen, sind die Namen und auch nicht die Motive hinter den Transaktionen. 

Die Management-Transaktionen können für Anleger einen wichtigen Hinweis für die zukünftige Aktienperformance eines Unternehmens bieten. Kauft ein Manager Aktien der eigenen Firma, ist dies in der Regel ein positives Zeichen. Denn die Chefs kennen die Firmen ja aus dem "Eff-Eff". Besonders interessant sind die Manager-Käufe bei Aktien, die in diesem Jahr besonders unter die Räder gekommen sind. Ein Überblick, wo die Chefetage bei abgesackten Aktien seit Ende September zugelangt hat:

1) Rieter (Kursverlust 2022: 50 Prozent)

In drei Transaktionen allein in der letzten Woche kaufte einer oder mehere Verwaltungsräte Rieter-Aktien im Wert von fast 4 Millionen Franken. Dahinter könnte sich durchaus Peter Spuhler via seine PCS Holding verbergen. 

Der Spinnereimaschinenhersteller hat in den ersten neun Monaten 2022 den Umsatz zwar kräftig gesteigert, musste aber einen überraschend deutlichen Rückgang beim Auftrageingang hinnehmen. Investoren werden genau hinschauen, wie sich die Nachfrage in den nächsten Monaten entwickelt.

Bei einem Kurs von 78,20 Franken näherte sich die Aktie Mitte Oktober bedrohlich nahe dem Allzeittief aus dem Jahr 2009. Der Kurs liegt heute wieder über 90 Franken.

Aktienkurs von Rieter in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash).

2) Dormakaba  (Kursverlust 2022: 48 Prozent)

In zehn Transaktionen seit Ende September kauften vor allem Mitglieder des Managements Wertpapiere für insgesamt rund 688'000 Franken. Die Aktie des Schliesstechnik-Unternehmens hat nicht nur dieses Jahr eine gewaltige Erosion hinter sich. Ende 2017 stieg die Aktie kurzzeitg über 1000 Franken, heute sind es noch etwas über 300 Franken. Das kommt dem tiefsten Stand seit fast elf Jahren gleich.

Ein Signal für die Investoren, weshalb gerade jetzt die Dormakaba-Aktie ein Kauf sein könnte, ist die Tatsache, dass die Chefs von Dormakaba lange mit Aktienkäufen gewartet haben. Die letzte Management-Transaktion vor der jüngsten Kaufwelle datiert vom Dezember 2021. Nebst Unstimmigkeiten bei der Besetzung des CEO-Postens und einer hohen Nettoverschuldung drückten zuletzt ein prognostizierter Margenrückgang und eine gekürzte Dividenden die Aktie.

3) Stadler Rail (Kursverlust 2022: 27 Prozent)

In drei Transaktionen kaufte in den letzen Wochen ein Top-Manager (wiederum Peter Spuhler, hier als Stadler-CEO?) Stadler-Rail-Titel im Umfang von rund 481'000 Franken. Die Aktie ist in den letzten Wochen fast 20 Prozent gestiegen, was dem Käufer oder den Käufern bereits jetzt einen ordentlichen Gewinn beschert.

Patron Peter Spuhler übergibt den CEO-Posten ab Neujahr seinem bisherigen Stellvertreter Markus Bernsteiner. Er hat es mit einem Konzern zu tun, der Aufträge hereinholt wie noch nie, aber klar mit der Profitabilität zu kämpfen hat. Im ersten Halbjahr ist der Reingewinn wegen der Frankenstärke und Finanzverlusten von 26,3 Millionen Franken auf auf 2,4 Millionen Franken zusammengeschmolzen. 

Aktienkurs von Stadler Rail in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash).

4) Crealogix (Kursverlust 2022: 69 Prozent)

Beim Software- und IT-Dienstleister aus Zürich kam es in den letzten rund sechs Wochen zu fünf Aktien-Käufen im Wert von 496'000 Franken. Die Transaktionen wurden von Management-Mitgliedern und einem oder zwei Vertretern aus dem Verwaltungsrat getätigt, dem auch der Zürcher Ständerat Ruedi Noser angehört. Auffallend: Es handelt sich um die ersten Management-Transaktionen bei Crealogix seit mindestens drei Jahren. 

Die wenig gehandelte Aktie, die seit über 20 Jahren an der SIX kotiert ist, notiert derzeit auf dem tiefsten Stand seit 19 Jahren. Das Unternehmen befindet sich in der Transformation zu einem so genannten SaaS-Anbieter ("Software as a Service", oder Abos in der Cloud). Crealogix will sich auf die Bankenbranche konzentrieren.

Ein Umsatzrückgang zusammen mit hohen Investitionen führten im Geschäftsjahr 2021/2022 zu einem Verlust. In der ersten Jahreshälfte des Geschäftsjahres 2022/23 rechnet Crealogix mit einer Rückkehr zu einem positiven Ebitda. Seit der Veröffentlichung der Jahreszahlen Mitte September ist die Crealogix-Aktie bis 35 Prozent abgesackt und zeigt in der Zwischenzeit eine deutlichen Erholungstendenzen.

5) Ascom (Kursverlust 2022: 46 Prozent)

In sechs Transaktionen kauften einer oder mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates (darin sind ex-Phonak-Chef Valentin Chapero, ex-Adecco-Schweiz-Chefin Nicole Burth Tschudi oder ex-Oerlikon-Finanzchef Jürg Fedier) Ascom-Aktien im Wert von rund 400'000 Franken. Der traditionsreiche Kommunikationsausrüster schrieb im ersten Halbjahr ein Verlust von 2,3 Millionen Franken. Die höheren Einkaufspreise und Kosten sollen nun auf die Kunden abgewälzt werden.

Wie bei Stadler Rail ist auch bei Ascom zuletzt eine Kursverbesserung eingetreten. Die Aktie gewann in den letzten vier Wochen fast 15 Prozent auf 6,40 Franken. Die Firma hat allerdings einen jahrelangem Krebsgang hinter sich, was sich in den langfristigen Aktienkursen wiederspiegelt: Anfang Januar 2018 kostete die Aktie noch 24 Franken. Das Rekordhoch datiert von Anfang 2000 bei 94 Franken.

Aktienkurs von Ascom in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash).