«Follow the Smart Money», heisst es im angelsächsischen Raum. Das bedeutet so viel wie: dem schlauen Geld folgen. Oder im Finanzkontext: Kleinanleger sollten sich am Verhalten der institutionellen Anlegern - also den Profis - orientieren.
Zum schlauen Geld gehört auch die Teppichetage von Unternehmen. Das Management hat von allen im Markt vorhandenen Teilnehmern die meisten und besten Informationen über das eigene Unternehmen - zumal es zu den Entscheidungsträgern gehört. Nicht selten werden Personen im oberen Management aufgrund ihrer besonderen Stellung «Insider» genannt.
Zwar können auch diese Insider exakte Aktienkursbewegungen nicht vorhersehen, doch wenn sie im grossen Stil eigene Aktien kaufen, ist dies meist ein positives Zeichen für den fundamentalen Geschäftsverlauf. Verkaufen sie, sollten Anleger dagegen auf der Hut sein.
Swatch: Eine Geschichte zweier Extreme
Die meisten Aktien von börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz hat das Management von Swatch gekauft. Laut Angaben der SIX Exchange Regulation (SER) betrug das Volumen der Nettokäufe - also Käufe minus Verkäufe - des Managements während der vergangenen zwölf Monate rund 53 Millionen Franken. Das sind fast zehnmal mehr als die Käufe beim Zweitplatzierten.
Neun Transaktionen lassen sich seit August 2024 für den Uhrenhersteller finden: vier Monsterkäufe im Umfang von 4 bis 29 Millionen Franken und fünf kleinere Verkäufe im Umfang von 10’000 bis 114’000 Franken. Die Kauftransaktionen dürften allein der Grösse wegen CEO Nick Hayek zuzuordnen sein. Teils wurde das durch das Unternehmen auch bestätigt.
Inwiefern die angelsächsische Börsenweisheit in diesem Fall zutrifft, bleibt offen. Denn auf der einen Seite steht Nick Hayek mit seinem Optimismus. Trotz Gegenwind in der Luxusgüterbranche sieht das Unternehmen in den USA, Japan und Indien «erhebliches Wachstumspotenzial».
«Unsere Marken wachsen in den Vereinigten Staaten sehr stark, und der Konsum ist gut», erklärte Hayek kürzlich gegenüber Reuters. «Ich bin sehr froh, dass wir bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, als die Geschichte über die Zölle begann, eine Menge Lagerbestände umgeschichtet haben.»
Swatch wolle die Lagerbestände in den USA in den nächsten Tagen noch etwas aufstocken, fügte Hayek hinzu. Daher erwartet der Konzern auch eine bessere Auslastung der Produktionskapazitäten - getrieben durch zahlreiche Produkteinführungen in allen Preissegmenten.
Auf der anderen Seite stehen die Analysten. Sie sind deutlich weniger optimistisch. Im Durchschnitt veranschlagen sie zwar eine Halten-Empfehlung für die Swatch-Aktien, doch die jüngsten Ratinganpassungen fielen zu Ungunsten des Uhrenkonzerns aus. Seit der Publikation der Halbjahresergebnisse haben neun Analysten das Rating reduziert, nur einer hat es angehoben.
Kursentwicklung der Swatch-Aktien in Franken.
Das Kursziel sehen sie rund 5 Prozent unter dem aktuellen Kursniveau – und das, obwohl das Papier seit über zwei Jahren fast nur eine Richtung kennt: Von über 340 Franken ist der Kurs auf rund 120 Franken im April gefallen.
Die Aktienkäufe durch Nick Hayek befeuerten auch Spekulationen wegen eines «Going Private» von Swatch. Allerdings müsste die Familie Hayek über 10 Milliarden Franken für ein Delisting aufwenden. Per Ende 2024 kontrollierten der «Hayek-Pool» sowie ihm nahestehende Gesellschaften, Institutionen und Personen insgesamt 44,1 Prozent aller Stimmrechte beim Uhrenkonzern.
Stadler Rail: Die Wende?
Von einem positiven Geschäftsverlauf geht offenbar auch das Management von Stadler Rail aus. Insgesamt deckte sich die Firmenleitung des Thurgauer Konzerns mit Aktien im Wert von 5,2 Millionen Franken ein.
Der Löwenanteil der neun Kaufaufträge ist Peter Spuhler zuzuordnen. Er kaufte im August 2024 ein Aktienpaket im Wert von 4,7 Millionen Franken. Die übrigen Käufe belaufen sich auf eine Summe von insgesamt 900’000 Franken. Verkauft wurde nur vier Mal: Die Beträge lagen zwischen 90’000 und 125’000 Franken.
Der Patron und das Management scheinen vom positiven Geschäftsverlauf des Konzerns überzeugt zu sein. Zwar hat die Aktie seit ihrem Börsengang vor sechs Jahren fast die Hälfte eingebüsst, doch konnte das Unternehmen nach den teils wetterbedingten Rücksetzern kürzlich wieder punkten.
Kursentwicklung der Stadler-Rail- und Lonza-Aktien in Franken.
Mehrere Grossaufträge zog der Zughersteller an Land, und das Unternehmen gehört zu den Schweizer Unternehmen mit dem höchsten prognostizierten Gewinnwachstum bis 2027 (mehr dazu hier). Doch ebenso wie bei Swatch sind die Analysten auch bei Stadler Rail vorsichtig: Sechs der acht Experten empfehlen zum Halten, zwei zum Verkaufen.
Das Unternehmen sei zwar technologisch führend und die Marktstellung, der Auftragsbestand und die Pipeline stünden im Gegensatz zur derzeit nicht überzeugenden finanziellen Performance, so die Bank Vontobel. Doch kurzfristig sollten Anleger weiterhin von einer erhöhten Unsicherheit ausgehen.
Aus technischer Sicht dürften die Aktien dagegen vor Abschluss eines Bodenbildungsprozesses stehen. Seit November 2024 schwanken die Stadler-Titel zwischen 18,60 und 23 Franken. Kann das März-Hoch bei 23,56 Franken nachhaltig überwunden werden, sind laut Chartexperten Kurse von 25,50 Franken und mehr realistisch. Folgen anschliessend fundamentale Verbesserungen, steht einer grösseren Aufwärtsbewegung wenig im Weg.
Lonza: Überzeugung
Vierzehn der fünfzehn Managementtransaktionen bei Lonza waren Kaufaufträge - und dies erst seit Anfang 2025. Beim Pharmazulieferer hat sich das Management demnach mit eigenen Aktien eingedeckt.
Die Kaufaufträge beliefen sich zwischen 30’000 und 1,1 Millionen Franken. Insgesamt wurden Anteile im Gesamtwert von 4,6 Millionen Franken gekauft. Verkauft wurde nur ein Mal - Ende Juli 2025 im Wert von 50’000 Franken.
Besonders im Vergleich mit der Gesamtentlöhnung des Managements ist dieser Betrag beachtlich. 2024 verdiente die Lonza-Geschäftsführung 21,6 Millionen Franken. Davon sind jedoch nur etwa 8 Millionen Franken Cash-relevant - der Rest ist der Vorsorge und der aktienbasierten Vergütung zuzuordnen. Somit haben die Lonza-Manager 50 Prozent ihres Einkommens wieder in das Unternehmen investiert - zusätzlich zur aktienbasierten Vergütung versteht sich. Das spricht von Überzeugung.
Nach einem für die Aktie herausragenden Jahr 2024 - sie war mit einem Kursanstieg von rund 50 Prozent die beste im SMI - hat der Titel in diesem Jahr eine Verschnaufpause eingelegt. Mit Ausnahme der Kurskorrektur im Zusammenhang mit dem «Liberation Day» von Anfang April schwankte das Papier zwischen 540 und 600 Franken.
Die eingelegte Pause darf nicht davon hinwegtäuschen, dass sich bei Lonza die Management-Käufe und Analysten-Meinungen decken - anders als bei Swtch und Stadler Rail. 21 von 25 Experten empfehlen den Pharmazulieferer zum Kauf, vier zum Halten. Das Aufwärtspotenzial wird auf 20 Prozent geschätzt - das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 670 Franken.
Die Schwyzer Kantonalbank beispielsweise führt Lonza auf der Aktien-Favoritenliste 2025. Die niederländische Bank ING nennt den CDMO-Sektor (für «Contract Development and Manufacturing Organization» für Pharma-Unternehmen) als Hauptprofiteur im Pharmabereich bei der US-Zollthematik. Die Bank Vontobel wiederum sieht geringes Risiko für den Sektor von sowohl durch US-Zölle als durch tiefere US-Medikamentenpreise - besonders Lonza hat die Bank in einer Branchenstudie hervorgehoben (mehr dazu hier).
1 Kommentar
Amrize fehlt in der Liste, da wurde zuletzt für ca. 40 Mio. gekauft.