Von wegen besinnliche Adventszeit: Selten zuvor wurden der Schweizer Börse SIX gegenüber so viele Aktienverkäufe durch grosse Aktionäre offengelegt wie im Dezember. Es macht beinahe den Anschein, als hätten diese die Börsenturbulenzen der letzten Tage noch im alten Jahr erahnt.

Denn interessanterweise trennten sich die vorwiegend ausländischen Grossinvestoren vor allem von Aktien kleinerer und mittelgrosser Unternehmen. Sie gelten als besonders anfällig für solche Turbulenzen.

Norwegischer Staatsfonds reduziert die Beteiligungen

Die Credit Suisse ist das einzige im Swiss Market Index vertretene Unternehmen, bei welchem im Dezember ein meldepflichtiger Schwellenwert verletzt wurde. Wie einer Offenlegungsmeldung entnommen werden kann, veräusserte der norwegische Staatsfonds Aktien der Schweizer Grossbank. In der Folge fiel der Stimmenanteil auf unter 5 Prozent.

Vom Wortlaut der Meldung und ihrem Veröffentlichungsdatum lässt sich diese nicht in Verbindung mit der wenige Wochen zuvor durchgeführten Kapitalerhöhung mittels Bezugsrechten bringen. Deshalb lässt sich über die Beweggründe für die Aktienverkäufe bloss spekulieren. Eine Erklärung sehen Händler in der Angst vor grösseren Kreditausfällen in den Schwellenländern, insbesondere in China.

Die Skandinavier sind bekannt für ihr Faible für Aktien von Unternehmen, die sich im Turnaround-Prozess befinden. Es überrascht deshalb nicht, dass im Laufe des Dezembers auch die Beteiligungen an Forbo und Valora auf unter 3 Prozent gefallen sind. Beim Detailhandelskonzern Valora hält der norwegische Staatsfonds neuerdings nur noch 2,67 Prozent der Stimmen.

Weltgrösster Vermögensverwalter verliert die Geduld mit Sulzer

Kaum ein europäisches Mittelstandsunternehmen, an welchem die Skandinavier nicht mit um die 3 Prozent beteiligt sind. Es ist nicht aussergewöhnlich, dass es hierzulande Offenlegungsmeldungen hagelt, wenn sich die Entscheidungsträger zu einer taktischen Reduktion der Aktienquote entscheiden.

Das dürfte im Dezember so geschehen sein und auch das Unterschreiten des Schwellenwerts bei Sulzer erklären. Das ist insofern erstaunlich als schon Gerüchte rund um eine strategische Beteiligungsnahme bei Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie die Runde machten.

Mit BlackRock verkaufte im Dezember sogar der weltweit grösste Vermögensverwalter Sulzer-Aktien. In der Folge fiel der Stimmenanteil erstmals seit gut einem Jahr von 3,36 auf unter 3 Prozent. Analysten schliessen nicht aus, dass der stark rückläufige Ölpreis den Turnaround beim Winterthurer Traditionskonzern weiter verzögert.

Micronas-Aktie verleitet zu Arbitrage

Selbst bei den bei Anlegern sehr beliebten Unternehmen u-blox und Forbo trennte sich BlackRock im Dezember von Aktien. Eine mögliche Erklärung sind Steuerverkäufe. Denn gemäss dem amerikanischen Steuergesetz können realisierte Kursgewinne mit -verlusten verrechnet werden.

Zu grösseren Beteiligungsveränderungen kam es beim Halbleiterhersteller Micronas. Obschon der Aktienkurs hartnäckig einige Prozent unter dem 7,50 Franken je Aktie schweren Barangebot seitens der japanischen TDK notiert, hat der Grossaktionär Black Creek Investment sein Aktienpaket in zwei Schritten von 5,04 auf 1,34 Prozent gesenkt.

Es ist anzunehmen, dass ein Teil des Pakets bei Oddo Meriten Asset Management gelandet ist. Vermutlich stehen Arbitragetransaktionen hinter dem in der Altjahreswoche bekannt gewordenen Einstieg mit 3,36 Prozent bei Micronas. Mit anderen Worten: Oddo Meriten Asset Management hat sich eingekauft, um die Aktien zu gegebener Zeit zu je 7,50 Franken dem japanischen Käufer anzudienen.

Kuriositäten bei Rieter und Basilea

Zurück zum norwegischen Staatsfonds. Dieser wurde in der zweiten Dezember-Hälfte beim Textilmaschinenhersteller Rieter innerhalb weniger Tage gleich mehrmals meldepflichtig. Dabei bewegte sich der Stimmenanteil zwischen 2,67 und 3,12 Prozent. Merkwürdig sind die Begründungen für diese Fluktuation: Angeblich steht diese im Zusammenhang mit der Ausleihung sowie mit der Übernahme von Rieter-Aktien als Sicherheit.

Um eine Anomalie handelt es sich auch beim Beteiligungsaufbau der UBS beim kleinen Pharmahersteller Basilea. Anfang Dezember hielt die Schweizer Grossbank plötzlich 9,28 Prozent der Stimmen, Mitte des Monats dann sogar deren 11,49 Prozent sowie Veräusserungspositionen im Umfang von 1,78 Prozent. In der Altjahreswoche fiel der Stimmenanteil der UBS dann wieder auf unter 3 Prozent. Eine plausible Erklärung liefert die im Dezember durchgeführte Emission einer 200 Millionen Franken schweren Wandelanleihe. Denn neben J.P. Morgan war auch die UBS von Basilea mit der Platzierung dieser Anleihe beauftragt worden.

Es ist nicht auszuschliessen, dass sich auch bei anderen Schweizer Publikumsgesellschaften Grossaktionäre im Dezember von Aktien getrennt haben. Allerdings wurden dabei keine Schwellenwerte verletzt, womit eine Offenlegungspflicht entstanden wäre.