Gold ist immer dann gefragt, wenn die Finanzmärkte verunsichert sind. Die deutlich angestiegene Nachfrage nach Gold im bisherigen Jahresverlauf (der Preis stieg um 9 Prozent) deutet darauf hin, dass 2017 einiges vorgefallen sein muss.

Golpreisentwicklung seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Zweifel an der Wirksamkeit der Politik Trumps, die drohende Eskalation des Syrien-Krieges, das Risiko Nordkorea und die Präsidentschaftswahlen in Frankreich gehörten zu den grössten Treibern des Goldpreises in diesem Jahr.

Wobei letztgenannter Punkt - die Wahlen in Frankreich - in den letzten zwei Wochen für einen um knapp 2,5 Prozent tieferen Goldpreis gesorgt hat. Die Aussicht, dass voraussichtlich Emmanuel Macron und nicht Marine Le Pen das Präsidentschaftsamt übernehmen wird, hat bei den Anlegern für Beruhigung gesorgt.

Was macht US-Notenbank?

Neben diesen politischen Entwicklungen übt auch die US-Notenbank Fed einen gewichtigen Einfluss auf den Goldpreis aus. "Die zukünftige kurzfristige Richtung des Goldpreises hängt wohl massgeblich vom Zinsausblick der US-Notenbank Fed heute Abend ab", ist in einem Marktkommentar der Commerzbank zu lesen. Die Fed wird heute Abend um 20.00 Uhr (MEZ) ihren jüngsten Zinsentscheid bekannt geben.

Der Hintergrund: Steigen in den USA die Zinsen an, sinkt in der Regel der Goldpreis. Gold wird dann weniger attraktiv, da es keine Zinsen abwirft. Deutlich ist dieser Zusammenhang beim letzten Zinsschritt der US-Notenbank Mitte März zu sehen: Der Goldpreis fiel in den zwei Wochen vor dem letzten Zinsentscheid vom 15. März um vier Prozent, da die Marktteilnehmer den Zinsschritt im Voraus antizipierten.

An der heutigen Sitzung wird zwar kein erneuter Zinsschritt erwartet, jedoch könnte Fed-Chefin Janet Yellen Hinweise zu den nächsten Schritten preisgeben. Grundsätzlich geht der Markt von zwei bis drei weiteren Leitzinsanhebungen in diesem Jahr aus - wobei der nächste für Juni erwartet wird.

Nicht nur die höheren Zinsen in den USA drücken auf den Goldpreis, auch das allgemein etwas freundlichere Börsenumfeld trägt dazu bei: Anleger sind wieder vermehrt bereit, höhere Risiken einzugehen - und stossen daher Gold ab. Das zeigt sich auch in den steigenden Börsenkursen in Schwellenländern (cash berichtete).

Höhere Goldnachfrage aus Indien

Während weitere Zinsanstiege in den USA und die höhere Risikobereitschaft der Anleger auf einen im weiteren Jahresverlauf tieferen Goldpreis schliessen lassen, kommt von der Nachfrageseite ein anderer Impuls: Gemäss einem Analystenbericht der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sei die Goldnachfrage in Indien in diesem Jahr besonders hoch. Es hätte sich eine Nachfrage aufgestaut, nachdem die indischen Händler aufgrund der Bargeldreform - die indischen Regierung erklärte 2016 überraschend die zwei höchsten Geldnoten für wertlos - mit Goldkäufen stark zurückgehalten hätten.

Aufgrund der beiden unterschiedlichen Effekte rechnet die ZKB mit einer Seitwärtsbewegung im Goldpreis in den nächsten drei Monaten. Ebenfalls keine Aufwärtsbewegung erwartet JP Morgan, die Gold im letzten Quartal 2017 bei 1180 Dollar pro Unze sehen - und somit um knapp 6 Prozent tiefer als heute.