Nachdem die Corona-Krise die Märkte seit Mitte Februar wochenlang einstürzen liess, konnte sich der Schweizer Aktienmarkt seit Mitte März von dem Corona-Schock vorläufig erholen. Rund 15 Prozent legte der Swiss Performance Index (SPI) seither zu. Dabei zeigt sich langsam, welche Unternehmen von der Krise wirklich betroffen sind und welche nur zusammen mit dem Gesamtmarkt heruntergezogen wurden. Folgende fünf Aktien sind seit Mitte März am Schweizer Aktienmarkt besonders aufgefallen – drei Gewinner, ein Verlierer und ein Wackelkandidat.

OC Oerlikon

Performance seit Mitte März: +38 Prozent

Als Mitte Februar das Coronavirus und seine wirtschaftlichen Folgen auch in Europa in die öffentliche Wahrnehmung rückten, geriet die Oerlikon-Aktie besonders unter die Räder. In den ersten vier Wochen sackte der Kurs um rund 45 Prozent ab. Kein Wunder, handelt es sich beim Industriekonzern aus Pfäffikon um einen klassischen Zykliker. Folgerichtig senkten Analysten ihre Prognosen. So warnte die Bank Vontobel vor erheblichen Rückgängen unter anderem im Bereich Manmade Fiber (Kunstfaser).

Doch seit Mitte März setzt die Aktie mit einem Plus von 38 Prozent zu einer kräftigen Erholungs-Rally an. Was ist passiert? Das Unternehmen konnte im März mit einem vollen Auftragsbuch im Bereich Manmade Fiber überraschen. So erhielt Oerlikon von drei chinesischen Grosskunden Aufträge im Wert von über 600 Millionen Franken. Zum Vergleich: Der Umsatz dieser Sparte betrug im Gesamtjahr 2019 rund 1,1 Milliarden Franken.

Wenn die Normalisierung der Wirtschaft in China tatsächlich anhält und auch in Europa bald wieder anspringen sollte, wäre das auch ein gutes Zeichen für Oerlikon. Die Aktie hat weiteres Aufwärtspotenzial

Logitech

Performance seit Mitte März: +32 Prozent

Logitech ist zweifelsohne einer der Krisenprofiteure. Zwar konnte sich auch die Aktie des Computerzubehör-Herstellers zunächst nicht dem Abwärtssog der Coronavirus-Krise entziehen. So korrigierten die Titel zwischen Mitte Februar und Mitte März um 28 Prozent. Doch seitdem geht es für die Logitech-Aktie mit einem Plus von 32 Prozent steil aufwärts. Das Unternehmen profitiert vom derzeitigen Lockdown aus zweierlei Gründen:

Erstens ist Logitech führender Anbieter von Videokonferenzlösungen - in Zeiten von Homeoffice ein sicherer Umsatzbringer. Zweitens erfährt der ohnehin wachsende Bereich Gaming in Quarantäne-Zeiten einen zusätzlichen Schub. Das Gros der Analysten ist positiv gestimmt. Die Kaufempfehlungen werden überwiegend beibehalten, wenn auch die Kursziele etwas nach unten korrigiert wurden. Einzige Ausnahme bleibt UBS-Analyst Joern Iffert (cash berichtete), der bei seiner Verkaufsempfehlung bleibt. Aufgrund der starken Rally der letzten Wochen sollten Anleger in naher Zukunft kein Kursfeuerwerk mehr erwarten. Dennoch handelt es sich bei Logitech nach wie vor um ein solides Investment.

Zur Rose

Performance seit Mitte März: +38 Prozent

Die Aktie von Europas führender Versandapotheke fährt seit der Corona-Krise eine regelrechte Achterbahnfahrt. Seit Mitte Februar ging es mehrmals auf und wieder ab (siehe Chart). Insgesamt ist der Trend jedoch positiv. Fusionsgerüchte mit dem Konkurrenten Shop Apotheke haben die Aktie Anfang März hochschiessen lassen. Der grosse Kursverfall Ende März ist der Ankündigung geschuldet, dass zur Rose eine Wandelanleihe in Höhe von 150 Millionen Franken lancieren will. Anleger sehen darin primär eine Gewinnverwässerung für ihre Anteile.

Kursentwicklung der Zur-Rose-Aktie seit Mitte Februar, Quelle: cash.ch.

Doch seit Anfang April führt sich der allgemeine Aufwärtstrend der Aktie wieder fort. Zumal Anfang April das Gesundheitsministerium in Deutschland – Zur Roses wichtigster Markt – bekräftigte, dass ab 2022 elektronische Rezepte obligatorisch werden sollen. Auch wenn der langfristige Trend für die Aktie spricht, benötigen Anleger zumindest kurz- bis mittelfristig weiterhin gute Nerven.

Klingelnberg

Performance seit Mitte März: ~ unverändert

Bei Klingelnberg fiel in den letzten Wochen auf, dass eigentlich überhaupt nichts auffällt. Nachdem die Aktie des Maschinenbauers nach Ausbruch der Corona-Krise satte 55 Prozent abstürzte, verharrt sie seit Mitte März praktisch auf unverändertem Niveau (siehe Chart unten). Der Industriezulieferer mit Hauptsitz in Oerlikon befindet sich mitten im Umbruch. Die strukturellen Veränderungen in der Automobilwirtschaft machen dem Zulieferer zu schaffen.

Schon vor der Corona-Krise verlor die Aktie im Gesamtjahr 2019 rund 30 Prozent an Wert. Das Virus hat den Abwärtstrend zuletzt nur noch beschleunigt. Doch seit Mitte März verläuft der Kurs erstaunlich stabil, ohne Ausschläge nach unten oder oben. Sind das Anzeichen einer Bodenbildung? Anfang März verkündete Klingelnberg ein umfassendes Spar- und Umstrukturierungsprogramm. Von den weltweit 1300 Stellen sollen 200 abgebaut werden, in Deutschland und Ungarn werden Produktionsstätten verkleinert und Produktionsprozesse kostensparend optimiert.

Kursentwicklung der Klingelnberg-Aktie seit Mitte Februar, Quelle: cash.ch.

Die Bank Vontobel sieht in einer Analyse vom 6. März Erfolgschancen, dass Klingelnberg eine deutlich schlankere und effizientere Organisation schaffen kann. Allerdings könne das noch eine Zeit dauern. Die Bank belässt die Aktie auf "Hold". Langfristige Anleger sollten Klingelnberg auf dem Radar behalten.

LM Group

Performance seit Mitte März: -20 Prozent

Am 14. Februar, also quasi am Vorabend der Corona-Krise in Europa, war für LM Group die Welt noch in Ordnung. Der Online-Reiseanbieter verkündete starke Umsatz- und Gewinnzunahmen, was Anleger mit einem Tagesplus von 3,5 Prozent honorierten. Dabei bewegte sich der Kurs ohnehin schon auf Allzeithoch. Die Zahlen veranlassten das Analysehaus Kepler Cheuvreux seine Kaufempfehlung zu bestätigen.

Seitdem krachte der Kurs knapp 60 Prozent herunter. Was nach Ausbruch der Corona-Krise in Europa sofort absehbar war, manifestierte sich Mitte März. Das Unternehmen teilte mit, dass in der zweiten Februarhälfte die Buchungen "eingebrochen" seien – ohne genaue Zahlen zu nennen. Während einige Firmen die Verluste zuletzt ein wenig eingrenzen konnten – selbst der arg gebeutelte Reisedetailhändler Dufry hält sich seit Mitte März einigermassen stabil – , konnte LM Group nur kurz durchschnaufen. Allein seit Anfang April verzeichnet die Aktie ein Minus von 16 Prozent. Das Unternehmen rechnet damit, dass die Schwächephase noch weiter anhält. Als Gegenmassnahmen wurden Kosten gesenkt, diverse Projekte eingestellt sowie Werbeausgaben gestrichen.

Erstaunlich ist, dass Kepler Cheuvreux am 20. März sein Kaufempfehlung abermals bestätigte. Lediglich das Kursziel wurde von 49 Franken auf 34 Franken gesenkt. Das wäre zum aktuellen Kurs (19,90 Franken) immerhin noch ein Kurspotenzial von 70 Prozent. Allerdings ist kaum abzusehen, wie lange die Corona-Krise das Reisegeschäft noch behindern wird - vermutlich länger als viele denken. Vorsichtige Anleger sollten noch ein wenig die Füsse stillhalten. Mutige Zocker könnten eine Einstiegsgelegenheit wittern.