Vergangenen Freitag fielen die Aktien des Versicherers Swiss Life und der Grossbank Credit Suisse gleich nach Börseneröffnung um 3,4 resp. 1,9 Prozent in die Tiefe. Und das bei einem kaum veränderten Markt. Diese Kurskorrekturen sind nicht auf schlechte Firmennews zurückzuführen und schon gar kein Grund zur Sorge für die Aktionäre. Die Ursache liegt woanders: Die beiden Aktien wurden am Freitag ex-Dividende gehandelt.

Am Tag der Dividendenauszahlung wird der Kurs automatisch um die Höhe der Dividende gestutzt. Und da im Frühling traditionell Dividendensaison ist am Schweizer Aktienmarkt, vergeht gerade kaum ein Tag, an dem nicht eine Firma an der Börse mit dem Dividendenabschlag gehandelt wird. Am Montag sind etwa ABB, die Banque Cantonale Vaudoise und die UBS an der Reihe.

Gerade bei gesunden Firmen wird dieser Dividendenabschlag an der Börse innert wenigen Wochen (teilweise noch schneller) wieder wett gemacht. Gewiefte Anleger halten daher bewusst nach Titeln Ausschau, die nach dem Dividendenknick schnell ansteigen könnten - um von den Kursgewinnen zu profitieren. 

Wie man das erhaltene Geld wieder anlegt: Was anfangen mit so viel Dividende? 

Das derzeitige Umfeld begünstigt diese Strategie: Aufgrund des Anlagenotstandes investieren viele Anleger die erhaltene Dividende gleich wieder in Aktien, was die Kurse befeuert. Hinzu kommt ein ohnehin sehr positives Börsenumfeld seit Jahresbeginn.

Doch welche Titel eignen sich für diese Strategie? cash nimmt sechs mögliche Kandidaten unter die Lupe, die ihre Dividende zwar ausgeschüttet, die Kurskorrektur aber noch nicht aufgeholt haben:

Zurich

Der Kurs des Versicherers hat nun schon einen Monat Zeit gehabt, den Dividendenknick wieder aufzuholen. Noch fehlen 3 Prozent. Traditionell braucht es bei Zurich einige Wochen oder gar Monate, bis die Aktie wieder aufgeschlossen hat: Nach der Finanzkrise glich der Kurs 2010, 2011 und 2015 die Delle bis Ende Jahr gar nicht aus (cash berichtete). Das Unternehmen, mit einer Rendite von 5,9 Prozent einer der Dividendenstars im SMI, macht derzeit wenig von sich reden - also weder im positiven, noch im negativen Sinn. Der seit genau drei Jahren von Mario Greco geführte Konzern steht solide da. 

Unabhängig davon, wie schnell der Dividendenknick aufgeholt wird, ist Zurich ein solides Investment. Kursfeuerwerke sind nicht zu erwarten, aber der Versicherer ist dank der hohen Rendite längst eine Art Obligationenersatz. 

Swiss Re

Im Dividendenhimmel thront auch Swiss Re. Auch beim zweitgrössten Rückversicherer der Welt springen nach aktuellem Kurs 5,9 Prozent Rendite heraus. Anfang und Mitte letzten Monats stieg der Aktienkurs erstmalig nach mehr als zehn Jahren wieder über 100 Franken. Doch die Erstquartalszahlen, die am vergangenen Freitag vorgelegt wurden, setzten dem Unternehmen an der Börse zu: Die Schadenbelastung war höher als erwartet, und die Combined Ratio, welche Schadenlasten und interne Kosten mit dem Prämieneinnahmen vergleicht, erreichte mit 110 einen schlechten Wert (nur unter einer Combined Ratio von 100 ist das Geschäft überhaupt profitabel). 

Die Swiss-Re-Aktie dürfte einige Wochen brauchen, bis der Knick ausgeglichen ist. Insgesamt aber ist Swiss eine Aktie, die im Kurs moderat schwankt und wegen der hohen Dividende ein bewährtes Investment bleibt. 

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Flughafen Zürich

Die Flugpassagierzahlen steigen und steigen, und der Flughafen Zürich - gewissermassen auch eine Immobilienaktie - lebt gut von der Vermietung von Ladenflächen. Dennoch haben sich Wolken über dem Airport-Betreiber zusammengezogen: Ein neues Gebührenmodell des Bundesamts für Luftfahrt droht die Gewinne zu treffen und das Prestige-Immobilienprojekt "The Circle" wirft noch einige Fragen auf. Die Beteiligung an Flughäfen in Südamerika wird zwar positiv bewertet, bringt aber Risiken mit sich. Die einstige "Wunder-Aktie" (Kursentwicklung 2012 bis Mitte 2017: +275 Prozent) fällt seit knapp zwei Jahren zurück. Zuletzt setzte eine Verkaufsempfehlung der UBS dem Kursverlauf zu. 

Die Lust der Anleger auf die Flughafen-Aktie ist etwas verflogen. Der Kurs dürfte daher einigen Schnauf benötigen, um den Knick wieder aufzuholen. 

Adecco

Der Spezialist für Temporärarbeit litt Ende 2018 unter der wirtschaftlichen Abschwächung in Europa. Die Aktie von Adecco hat in diesem Jahr dennoch bereits 26 Prozent zulegen können, da sie im Vorjahr bereits stark abgestraft wurde. Aus dem SMI performte 2019 nur LafargeHolcim (+30 Prozent) noch besser. Die Dividendenauszahlung am 23. April hat dem Titel aber etwas an Schwung genommen. Zum Kurs vor der Ausschüttung fehlen nun noch 3,6 Prozent. Entscheidend für den Erfolg im weiteren Jahreslauf wird sein, wie sich die beiden wichtigsten Märkte Frankreich und Nordamerika entwickeln werden.

Der Zykliker Adecco wird den Kursknick schon bald einholen. Eine (wahrscheinlich nicht eintreffende) Rezession in diesem Jahr in Europa wäre jedoch Gift für den Kurs.

Swisscom

Der Telekomriese Swisscom ist ein äusserst zuverlässiger Dividendenzahler. Seit 2012 liegt die Dividende stabil bei 22 Franken pro Aktie. Das ergibt zum aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von 4,7 Prozent. Wie die Kursgrafik seit der Dividendenausschüttung Anfang April zeigt, wird der Kurs-Knick in kleinen Schritten aufgeholt. Derzeit fehlen noch 3,6 Prozent.

Kursentwicklung der Swisscom-Aktie seit Anfang April 2019 (ex-Dividende-Datum  4. April), Quelle: cash.ch

Die vergangene Woche präsentierten Erstquartalszahlen warfen den Titel jedoch wieder leicht zurück. Ein Analyst der Bank Vontobel spricht zwar von einem "soliden Job in einem herausfordernden Umfeld", den die Swisscom gemacht hat. Doch Swisscom bekommt den stärkeren Preiskampf in der Branche zu spüren, der Umsatz ist rückläufig.

Swisscom wird sich dank Kosteneinsparungen und einem erfreulichen Italien-Geschäft weiterhin gut halten können. Der Dividendenknick dürfte in einigen Wochen aufgeholt sein.

Mobilezone

Anleger werden mit Mobilezone nicht so richtig warm: Seit Jahresbeginn büsst der Titel in einem äusserst positiven Börsenumfeld 17 Prozent ein. Vom Kurs vor der Dividendenkorrektur ist der Telecomspezialist aktuell ganze 9 Prozent entfernt. Mobilezone erzielte 2018 zwar ein neues Rekordergebnis, doch wurden beim operativen Gewinn die eigenen Erwartungen verfehlt. Ein wichtiger Grund war die geringere Nachfrage nach iPhones. Für das laufende Jahr erwartet das Management weiter unter Druck stehende Margen im wichtigen Deutschland-Geschäft. Die attraktive Dividendenpolitik soll dennoch fortgesetzt werden.

Mobilezone braucht endlich wieder gute Nachrichten, damit die Aktie an Fahrt gewinnt. Bis dahin ist kein deutlicher Kursanstieg zu erwarten, trotz attraktiver Dividende (Rendite 6,6 Prozent).

Aufholpotenzial nach Dividenden-Knick ausgewählter Schweizer Aktien

TitelKursentwicklung vor Ex Dividende bis heute, in ProzentDatum Ex Dividende
Adecco-3,623.04.19
Flughafen Zürich-4,229.04.19
Mobilezone-9,109.04.19
Swiss Re-7,523.04.19
Swisscom-3,604.04.19
Zurich-3,005.04.19

Quelle: cash.ch, Stand 03.05.2019