Die Analysten der deutschen Commerzbank erwarteten vorerst keine grossen Sprünge an den Aktienbörsen. Die zunehmende Ausbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus und eine nachlassende Dynamik der wirtschaftlichen Erholung könnten die Kurse im gesamten dritten Quartal ins Stocken bringen, hiess es in einem Kommentar.

"Bei allem kurzzeitigen Pessimismus sollte aber nicht übersehen werden, dass die Weltwirtschaft, insbesondere getragen von den USA und China, sich sehr dynamisch entwickelt", gibt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zu bedenken. "Die Notenbanken verfolgen ihren ultraexpansiven geldpolitischen Kurs unbeirrt weiter und die Unternehmensgewinne entwickeln sich deutlich nach oben."

Nach der Notenbank-Sitzung ist vor der Notenbank-Sitzung

In diesem Zusammenhang richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit auf die US-Notenbank, die knapp eine Woche nach der Europäischen Zentralbank (EZB) über ihre Geldpolitik beraten wird. An der Börse gilt als sicher, dass die Fed trotz des gestiegenen Preisdrucks an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik festhalten und keinerlei Andeutungen über eine mögliche Drosselung ihrer Wertpapierkäufe machen wird.

Der Chefstratege von Merck Finck, Robert Greil, rechnet erst beim Jacksonhole-Treffen Ende August mit einer Festlegung der Eckpunkte hinsichtlich einer behutsamen Reduzierung der Anleihekäufe. "Der Plan sollte dann beim Treffen im September der Fed kommuniziert werden. Dann ist auch in den USA klarer, wie hoch die Pandemierisiken für die Konjunktur noch sind", prognostiziert der Experte. Die Fed stärkt die Wirtschaft derzeit mit Geldspritzen im Umfang von 120 Milliarden Dollar pro Monat.

Bilanzsaison auf dem Höhepunkt

Eine grosse Zahl von Unternehmen wird nächste Woche Zahlen vorlegen. Darunter sind Lindt&Sprüngli, Logitech und SIG Combibloc am Dienstag sowie Nestlé, Credit Suisse, Clariant oder Autoneum am Donnerstag. Am Freitag folgen AMS, Holcim (bis vor kurzem LafargeHolcim) und Swiss Re. Auch die SNB wird zum Ende der Arbeitswoche ihre Geschäftszahlen publizieren.  

In den USA steht am Dienstag alles im Zeichen der Technologiebranche, wenn der iPhone-Anbieter Apple, das Softwarehaus Microsoft und die Google-Mutter Alphabet ihre Bücher öffnen. Ergebnisse präsentieren ausserdem Unicredit und Pfizer, der Biontech-Partner bei der Produktion von Coronavirus-Impfstoffen.

Besonderes Augenmerk richten Investoren zudem auf die deutschen (Donnerstag) und europäischen (Freitag) Inflationsdaten sowie die US-Konsumausgaben (ebenfalls Freitag). Von ihnen erhoffen sie sich Rückschlüsse auf die Geldpolitik von Europäischer Zentralbank (EZB) und Fed.

(cash/Reuters)