Dax und EuroStoxx50 legten bis Donnerstagmittag je 0,6 Prozent auf 11.909 und 3318 Punkte zu. Medienwerte waren besonders gefragt, nachdem Finanzinvestor KKR sich möglicherweise an Axel Springer beteiligen will und die britische Verlagsgruppe Daily Mail im Halbjahr besser abschnitt als gedacht.
Das Thema Zollstreit bleibt an den Börsen aber tonangebend. "Die Chancen auf eine tiefgreifende Erholung an den Börsen stehen angesichts der Unsicherheit rund um den Handelsstreit aber schlecht", fassten die Strategen des Vermögensberater NN Investment Partners zusammen. Die Hoffnungen der Börsianer auf eine Entspannung des Konfliktes ruhen auf dem für Ende Juni geplanten G20-Treffen in Japan, das China und die USA für Verhandlungen nutzen könnten.
Bei einigen Marktteilnehmern wächst allerdings die Skepsis, ob das noch gelingen kann. Chinas stellvertretender Aussenminister Zhang Hanhui kritisierte die USA zuletzt mit harschen Worten. Die USA ihrerseits erhoben Strafzölle auf chinesische Matratzen und Bierfässer aus rostfreiem Stahl.
Mit sorgenvoller Miene blicken Investoren ausserdem nach Italien, wo die Regierung auf einen erneuten Haushaltsstreit mit der EU zusteuert. Angesichts der wachsenden Spannungen in der Regierungskoalition könnten Italien einem Zeitungsbericht zufolge Ende September vorgezogene Wahlen bevorstehen. Als Termin seien der 22. oder der 29. September denkbar, berichtete "La Stampa". An der italienischen Börse ging es dennoch mit 0,3 Prozent Plus etwas aufwärts. Der Euro notierte mit 1,1134 Dollar fast unverändert.
Kursfantasie im Mediensektor
Für Aufsehen am deutschen Aktienmarkt sorgte der Kurssprung des Berliner Medienunternehmens Springer: die Papiere legten bis zu 22,1 Prozent auf 55,05 Euro zu. Damit notierten sie so hoch wie seit knapp vier Monaten nicht mehr und steuerten auf ihren besten Börsentag seit der Erstnotiz in 2008 zu.
Vorstand und die Grossaktionärin Friede Springer sprechen mit der Private-Equity-Gesellschaft über eine strategische Beteiligung. Das sei eine positive Überraschung für Springer-Aktionäre und könnte den im Zuge der Medienkrise stark gefallenen Aktienkurs wiederbeleben, sagte ein Händler. Nach Ansicht der Analysten von Liberum sind weitere Übernahmen und Fusionen in der Medienbranche wahrscheinlich. "Es ist spannend, dass ein weiterer Deal ansteht, nachdem Vivendi M7 übernommen hat und Mediaset bei ProSieben eingestiegen ist", sagte Analyst Harry Read.
Auch andere europäische Medienwerte waren gefragt: Vivendi-Aktien legten 1,3 Prozent zu, Mediaset gewannen 1,5 Prozent. Für gute Stimmung in dem Sektor sorgten auch überraschend positive Halbjahreszahlen der britischen Mediengruppe Daily Mail and General Trust. Deren Aktien kletterten in London um bis zu 11,7 Prozent auf 754 Pence und damit auf den höchsten Stand seit mehr als sieben Monaten.
Die Aktien des weltweit grössten Herstellers von Pässen und Banknoten De La Rue stürzten in London hingegen um knapp 28 Prozent auf den tiefsten Stand seit knapp fünfzehn Jahren. Das Unternehmen rechnet 2020 mit sinkenden operativen Gewinnen und kündigte Sparmassnahmen an. Zudem verliert De La Rue seinen Vorstandschef Martin Sutherland.
(Reuters)