Mit stärkerem Rückenwind der Bilanzsaison könnte die europäischen Börse Strategen zufolge in der neuen Woche wieder Fahrt aufnehmen. Dafür spricht unter anderem die Saisonalität, der November gilt traditionell als guter Börsenmonat. Für Schwung könnten eine ganze Reihe von Unternehmenszahlen sorgen, darunter etliche Dax- und SMI-Mitglieder. Dafür ist die Makro-Agenda eher dünn, da wegen des weitgehenden US-Regierungsstillstands viele ursprünglich geplante Datenveröffentlichungen ausfallen.

In der alten Woche rutschte der deutsche Leitindex mit einem Stand von 24'000 Punkten per Freitagnachmittag um ein knappes Prozent ab. Der SMI gab noch etwas stärker nach und verlor im Wochenverlauf etwas mehr als 2,5 Prozent.

Nach der zweiten US-Leitzinssenkung in Folge dämpfte Fed-Chef Jerome Powell die Hoffnungen der Anleger auf einen weiteren Schritt im Dezember. Die Zinsfantasie sollte als Kurstreiber aber dennoch nicht ausgedient haben, sagen die Strategen der LBBW. Auch die zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtsinhaber Xi Jinping vereinbarte Annäherung im Handelsstreit sollte den Märkten helfen, obwohl Details der Ausgestaltung noch unklar seien. «Eine weitere Eskalation im Handelsstreit der Grossmächte USA und China scheint damit vom Tisch», heisst es bei der LBBW.

Chancen auf Jahresendrally intakt

So könnten die Aktienkurse Fahrt aufnehmen und langsam eine Jahresendrally einläuten. Als eine der Ursachen machen Marktteilnehmer das sogenannte «Window Dressing» aus, bei dem Fondsmanager kurz vor Ende des Jahres verstärkt gut performende Aktien kaufen, um ihre bestände zu «schönen». Andere verweisen auf die Vorweihnachtsstimmung, die tendenziell zu mehr Kauflaune führt.

Doch es gibt auch einige Faktoren, die den Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen können. «Planungssicherheit ist derzeit nur schwer zu bekommen», urteilen die Helaba-Analysten. Das geopolitische Umfeld bleibt fragil. Anleger sorgten sich mittlerweile auch, ob die Euphorie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und die stark gestiegenen Aktienkurse der Tech-Firmen sich auszahlen werden. 

Aus den USA kommen spärlich Indikatoren

Zudem fehlen in der neuen Woche wegen des anhaltenden Regierungs-Shutdowns in den USA vor allem die wichtigen US-Arbeitsmarktdaten zur Orientierung. Am Montag stehen die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie in China, der Euro-Zone und in den USA an. Am Dienstag folgt der Einkaufsmanagerindex für Japan. Geplant zur Veröffentlichung am Mittwoch sind die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor und die Beschäftigtendaten der privaten US-Arbeitsagentur ADP für Oktober.

Im Fokus am Donnerstag stehen die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion im September. Die Commerzbank-Strategen gehen davon aus, dass Aufträge und Produktion im September nach dem schwachen Vormonat wieder deutlich zugenommen haben. Erwartet werden auch Einzelhandelsumsätze im Euroraum. Zum Wochenschluss blicken Börsianer auf die Aussenhandelsdaten für Deutschland im September sowie China im Oktober.

Am Donnerstag tagt zudem die Bank of England. Experten gehen davon aus, dass die britische Notenbank ihren Leitzins zunächst nicht senken wird. «Einige Daten sowie die Haushaltspolitik sorgen für Unsicherheit», heisst es bei der Helaba. Weitere Lockerungen seien jedoch absehbar.

Bilanzsaison geht weiter

Auf der Unternehmensseite legen eine ganze Reihe von Konzernen ihre Geschäftsberichte vor. In der Schweiz stehen am Dienstag Geberit, Burckhardt und Oerlikon an, gefolgt von Barry Callebaut am Mittwoch. Am Donnerstag gilt der Fokus den SMI-Titeln Swisscom und Zurich Insurance sowie Adecco, Valiant, Züblin und CFT

Am Dienstag warten die deutschen Anlegerinnen und Anleger auf die Quartalsergebnisse von Qiagen. Zur Wochenmitte folgen die Bilanzen von BMW, Fresenius, Siemens Healthineers und Vonovia. Am Donnerstag stehen unter anderem die Zahlen von Rheinmetall, Heidelberg Materials, Zalando, Henkel, der Commerzbank und der Deutschen Post an. Zum Wochenausklang öffnet Daimler Truck seine Bücher.

In den USA stehen im Wochenverlauf unter anderem die Bilanzen des Pharmakonzerns Pfizer, der Halbleiterhersteller AMD und Qualcomm sowie der Schnellrestaurantkette McDonald's auf dem Plan.

(Reuters/cash)