Bei den Vermögensverwaltern aus der Schweiz gilt das erste Quartal als das wichtigste des gesamten Jahres. Der Grund: Hiesige Grossinvestoren haben zu Jahresbeginn einen gewaltigen Anlagebedarf.

Im letzten Frühjahr machte die Schweizerische Nationalbank (SNB) der Branche allerdings einen gehörigen Strich durch die Rechnung, als sie Mitte Januar überraschend den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufgab. Der erstarkte Franken und die davon in die tiefe gerissenen Aktienkurse vernichteten damals innerhalb weniger Minuten unzählige Milliarden Franken an verwalteten Vermögen.

Nun sehen die Bankenanalysten von Kepler Cheuvreux bei den Vermögensverwaltern erneut dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Die Börsenflaute der letzten Wochen und Monate dürfte die Gewinnentwicklung stärker in Mitleidenschaft gezogen haben als der letztjährige SNB-Schock, so schreiben sie in einem Kommentar.

EFG International trifft es stark

Die Experten begründen dies damit, dass die stark angeschwollenen Handelsaktivitäten die dezimierten Kundenvermögen mehr als wettmachen konnten und die Branche damals sogar davon profitieren konnte.

Anders beim jüngsten Kurszerfall: Da dieser nur von geringen Kundenaktivitäten begleitet wurde, streichen die Bankenanalysten ihre diesjährigen Gewinnschätzungen über alle hiesigen Vermögensverwalter hinweg um durchschnittlich 8 Prozent zusammen.

Am stärksten trifft es dabei EFG International. Nach einer Reduktion der diesjährigen Gewinnschätzungen um 62 Prozent liegen die neuen Annahmen von Kepler Cheuvreux um 49 Prozent unter den Konsensschätzungen. In der Folge stufen die Experten die Aktie mit einem Kursziel von 6 (8,25) Franken von "Hold" auf "Reduce" herunter.

Weitere Analysten dürften den Rotstift ansetzen

Erst kürzlich gewann EFG International nach mehrwöchigen Verhandlungen das Rennen um die zum Verkauf stehende Banca della Svizzera Italiana (BSI). Ohne eine umfassende Kapitalerhöhung lässt sich ein Firmenkauf von dieser Grösse allerdings nicht stemmen, was ebenfalls auf die Kursentwicklung drückt.

Zu grösseren Gewinnschätzungsreduktionen sehen sich die für Kepler Cheuvreux tätigen Bankenanalysten auch bei Julius Bär und deren ehemaligen Tochter GAM gezwungen. Hier werden die Prognosen zwischen 15 und 22 Prozent gesenkt und die Aktien der beiden Vermögensverwalter wie bis anhin mit "Reduce" zum Verkauf empfohlen. Sehr viel glimpflicher kommt Vontobel weg und bei der Partners Group erhöhen die Experten die diesjährigen Gewinnschätzungen sogar um 4 Prozent.

Wie es im Berufshandel heisst, liegen die neuen Annahmen von Kepler Cheuvreux für die Vermögensverwalter aus der Schweiz um durchschnittlich 20 Prozent unter den Konsensschätzungen. Deshalb wird befürchtet, dass weitere Analysten dem Beispiel ihrer Kollegen folgen werden und die eigenen Prognosen mit dem Rotstift überarbeiten müssen. Das wiederum bliebe wohl nicht ohne Folgen für die Aktienkursentwicklung der betroffenen Branchenvertreter. Immerhin hat sich der Unterindex für die Aktien von Finanzdienstleistern beim Swiss Performance Index (SPI) seit Mitte Februar um 10 Prozent, jener für Bankaktien sogar um mehr als 18 Prozent erholt.