Mit Blick auf die nächste Woche gilt das Interesse auch am Schweizer Aktienmarkt dem diesjährigen Notenbanker-Treffen von Jackson Hole. Obschon die Teilnehmenden erst ab Donnerstag im malerischen Örtchen im US- Bundesstaat Wyoming tagen, dürfte das Treffen das Börsengeschehen auch hierzulande schon Tage davor prägen.
Mit besonders grosser Spannung wird die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag erwartet. Von ihr erhoffen sich Investoren Hinweise auf die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank.
Nachdem der Teuerungsschub im Juli sowohl bei den Produzenten- als auch bei den Konsumentenpreisen weiter an Kraft verloren hat, geht man davon aus, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen im September nun erstmals wieder um 25 Basispunkte reduzieren wird. Verhalte es sich wie in früheren Jahren, könnte der US-Notenbankchef anlässlich seiner Rede wertvolle Anhaltspunkte diesbezüglich geben, heisst es im Markt.
Dominierten Ende Juli und in den ersten Augusttagen noch Rezessions- und Wachstumsängste das hiesige Börsengeschehen, stehen neuerdings Zinshoffnungen wieder im Vordergrund. Entsprechend verzeichnete der Swiss Market Index (SMI) zum Handelsschluss am Freitag ein deutliches Wochenplus. Auch wenn die Verluste seit Anfang August noch nicht wieder ausgeglichen sind, liegt das Jahreshoch von 12'434 Zähler per Mitte Juli nicht mehr weit entfernt.
Gleichzeitig stieg der Dow Jones am Freitag um 0,24 Prozent auf 40.659,76 Punkte. Auf Wochensicht ergibt sich ein Plus von 2,94 Prozent. Der marktbreite S&P 500 gewann am Freitag 0,20 Prozent auf 5.554,25 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,09 Prozent auf 19.508,52 Punkte zu.
Wie würden die Märkte auf eine Zinssenkung in den USA reagieren?
Interessante Studien zum Thema Leitzinssenkung und entsprechender Reaktion der Aktienmärkte hat die Bank of America gemacht. Laut deren Chefstrategen reagierten die US-Aktienmärkte in der Vergangenheit jeweils unterschiedlich auf eine erste Reduktion durch das Fed. So habe die New Yorker Börse auf eine Notfall-Senkung jeweils am positivsten reagiert und in den darauffolgenden sechs Monaten um durchschnittlich 20 Prozent zugelegt.
Immerhin auf ein Plus von zehn Prozent sei der S&P 500 nach einer ersten Zinssenkung jeweils gekommen, wenn die Wirtschaft zum Zeitpunkt der ersten Zinssenkung auf eine sanfte Landung zugesteuert sei. Durchschnittlich sechs Prozent verloren habe der breite US-Aktienindex hingegen, wenn es trotz Leitzinssenkung zu einer Rezession gekommen sei.
Die Strategen der US-Bank rechnen im aktuellen Fall aber eher nicht damit, dass die Aktienmärkte mit Kursgewinnen auf eine erste Leitzinsreduktion durch die US-Notenbank reagieren werden. Sie begründen dies einerseits damit, dass sich die Hoffnung auf eine sanfte Landung als zu optimistisch erweisen könnte. Andererseits verweisen sie darauf, dass sich in den momentanen Aktien- und Anleihekursen bereits mehrere aufeinanderfolgende Leitzinssenkungen widerspiegelten und diese damit bereits eingepreist seien.
DocMorris, Alcon und Swiss Re präsentieren Geschäftszahlen
Neben der Geldpolitik bleibt die Quartalsberichterstattung ein allgegenwärtiges Thema. Mittlerweile hat die Mehrheit der SMI-Unternehmen die Ergebnisse für das zweite Quartal bereits veröffentlicht. Mit der ehemaligen Novartis-Tochter Alcon und dem Rückversicherer Swiss Re legen kommende Woche aber nochmals zwei SMI-Firmen ihre Resultate vor. Von beiden werden erfreuliche Abschlüsse erwartet, wobei auf die starken Zahlen bei ähnlich ausgerichteten Branchennachbarn aus dem Ausland verwiesen wird.
Die mediale Bühne gehört aber über weite Strecken den Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Unter anderem werden von BKW, DocMorris, Gurit, Huber+Suhner, Implenia, PSP Swiss Property, Sensirion, Siegfried oder auch Swiss Prime Site Ergebnisse erwartet.
Konjunkturseitig sind die Konjunkturindikatoren mit Ausnahme der Aussenhandelsbilanz für den Juli eher dünn gesät. Impulse könnten indes aus dem Ausland kommen. Neben den Frühindikatoren zur US-Wirtschaft werden am Donnerstag die Indizes für die Stimmung der deutschen und europäischen Einkaufsmanager veröffentlicht.
«Ich rechne auf Basis der zuletzt rückläufigen Einkaufsmanagerindizes und einiger weiterer Frühindikatoren für das laufende dritte Quartal kaum mit einem Wachstum in Deutschland, während es im vierten Quartal wieder bergauf gehen könnte», prognostiziert Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. Commerzbank-Analyst Vincent Stamer geht davon aus, dass sich das europäische Stimmungsbarometer für August mit einem Rückgang auf 50 Punkte an der Schwelle zu einem Abschwung bewegen wird.
Jedoch dürften die vorerst ausgeräumten Sorgen vor einer US-Rezession auch dem Schweizer Aktienmarkt Rückenwind geben. Die weltgrösste Volkswirtschaft sei in besserem Zustand als gedacht, sagt Chris Weston, Chef-Analyst des Brokerhauses Pepperstone. Daher werde inzwischen mit einer «sanften Landung» der US-Wirtschaft gerechnet. Sprich: Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die USA in eine Rezession geraten werden.
«Trotz der kräftigen Erholung bleibt die Stimmung aber pessimistisch», gibt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets, zu bedenken. «Das ist ein gutes Zeichen für alle, die auf einen weiteren Anstieg der Kurse setzen.» Denn die Pessimisten müssten irgendwann einen Punkt zum Wiedereinstieg finden. «Umso höher die Kurse jetzt steigen, desto grösser wird die Sogwirkung, weil mehr und mehr Anleger Angst bekommen, die Rally zu verpassen.»
(AWP/Reuters)
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Für DocMorris wird das Q3 eine Art Wendepunkt - können sie weiter keine substantielle Entwicklungen hin zum eRezept zeigen, bricht die Story um den Business Case langsam in sich zusammen. Weil, was braucht es denn sonst noch, damit das Geschäft zu fliegen kommt? Wenn aber kein wirklich starkes Signal kommt, dürften die Anleger sich Gedanken darüber machen, ob sie den Story von DocMorris weiterhin noch glauben oder sich nicht besser aus dem Investment zurückziehen.