Die Börsen-Schere zwischen Europa und den USA ging auch in der abgelaufenen Woche weiter auseinander. In der Schweiz verzeichnete das Börsenbarometer SMI ein Wochenminus von 1,3 Prozent, in Deutschland stieg der Dax 0,4 Prozent.

Ganz anders in den USA. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial blieb am Freitag nahe am Rekordhoch und beendete die Woche in Summe zwar fast unverändert. Der breit gefasste S&P 500 und der Nasdaq 100 schafften am Freitag derweil weitere Bestmarken. Sowohl der Nasdaq 100 als auch der S&P 500 haben nun schon die fünfte Woche in Folge zugelegt, dieses Mal um 1,8 Prozent beziehungsweise um 1,4 Prozent.

Wesentlicher Treiber der Rally bleiben schwergewichtete Technologiewerte, die vom Hype um Künstliche Intelligenz profitieren. «Bullen und Bären streiten sich an den Börsen dieser Welt weiter um die runden Zahlen», sagt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. 

Ruhe herrscht zumindest im Hinblick auf den chinesischen Aktienmarkt, der wegen des Neujahrsfestes die gesamte Woche geschlossen bleiben wird. Für China beginnt nun das Jahr des Drachen und viele Anleger hoffen, dass es erfolgreicher sein wird als das Jahr des Hasen, in dem die Kurse stark einbrachen. «Der mythische Drache soll Optimismus in den angeschlagenen chinesischen Aktienmarkt bringen», sagt Gareth Gettinby, Investment Manager bei Aegon Asset Management.

Peking bemüht sich intensiv, sich dem Abwärtsdruck an den Börsen entgegenzustellen und die Stimmung der Investoren zu verbessern. «Der Immobilienabschwung hat sich seit Mitte 2021 über 30 Monate hingezogen, und die lange verfolgte strenge Covid-Politik hat das Verbrauchervertrauen zusätzlich geschwächt», sagt Jasmine Kang, Portfoliomanagerin für chinesische Aktien beim Fondsanbieter Comgest.

Es bestehe angesichts der im Vergleich zu anderen Industrieländern deutlich niedrigeren Immobilienpreise ihrer Ansicht nach aber keine unmittelbare Gefahr, dass eine Vermögensblase platze. Für viele Investoren sei der chinesische Immobilienmarkt aber derzeit immer noch schlicht nicht investierbar, sagt Gettinby.

US-Konsumentenpreise im Januar im Zentrum

In Europa dürfte das Rätselraten um den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung der amerikanischen Notenbank weitergehen. Einer der Indikatoren für den geldpolitischen Kurs dürfte die Entwicklung der Konsumentenpreise im Januar sein, die am Dienstag veröffentlicht werden. Im Dezember hatte die Inflationsrate auf 3,4 Prozent zugelegt, nach plus 3,1 Prozent im November.

«Die Prognoseunsicherheit ist diesmal etwas grösser als sonst», sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Baltz. Das liege daran, dass die Januar-Zahlen auf einem den neuen Verbrauchsgewohnheiten angepassten Warenkorb basierten. Zudem werde es bei der Berechnung neu angepasste Saisonfaktoren geben. Die Fed will die Inflation nachhaltig in Richtung ihres Zielwerts von 2,0 Prozent steuern.

«Die Fed vertritt im Grunde weiterhin die einheitliche Botschaft, dass sie die Zinsen senken wird, dies muss nicht sofort erfolgen und dass sie gerne eine Fortsetzung der günstigen Inflationsdaten sehen würde, die sie kürzlich gesehen hat», sagt Michael Lorizio, Rentenexperte bei Manulife Investment Management.

Swiss Re und Sika mit Jahreszahlen

Sinkende Energiepreise hatten die Inflation in Deutschland im Januar auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren gedrückt. Doch die Spekulationen auf eine rasche erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) lassen angesichts der dämpfenden Töne der Notenbanker weiter nach. Wie sich das auf die Stimmung der Börsenprofis auswirkt, könnte die ZEW-Umfrage zur Konjunktureinschätzung der Investoren zeigen, die am Dienstag veröffentlicht wird.

Bei den Unternehmen geht der Bilanzregen munter weiter. Am Mittwoch stehen Zahlen von ThyssenKrupp, Telecom Italia und Heineken an. Am Donnerstag werden unter anderem Commerzbank, Airbus, Renault, Orange und Stellantis die Bücher öffnen.

In der Schweiz öffnen Schindler (Mittwoch), SoftwareOne (Donnerstag) sowie Sika und Swiss Re (Freitag) die Bücher.

(Reuters/AWP/cash)