Die Dividendensaison steht erst im nächsten Frühling an, doch positionieren sich gewiefte Anleger bereits jetzt für die nächste Auszahlungsrunde. Denn: Bei dividendenstarken Aktien kann praktisch jedes Jahr schon einige Monate vor dem Auszahlungstermin ein Anstieg des Aktienkurses beobachtet werden. Hinzu kommt - sollten sich der Handelskrieg und die allgemeine Nervosität an den Märkten etwas abmildern - eine mögliche Jahresendrally, welche die Anleger auf keinen Fall verpassen wollen.

Wie ein Blick auf die Liste der besten Dividendenzahler der Schweiz (direkt zur Tabelle) verrät, tauchen dort einerseits die üblichen Verdächtigen auf. Das sind etwa die Versicherer Zurich (Dividendenrendite 5,8 Prozent) und Swiss Re (5,6 Prozent), der Aussenwerber APG (6,8 Prozent) oder der Telecomspezialist Mobilezone (5,3 Prozent).

So weit, so bekannt. Doch die Korrektur im laufenden Jahr, die gewissen Einzeltiteln Einbussen im zweistelligen Prozentbereich beschert hat, hat auch einige Werte "ungewollt" in der Liste der besten Dividendenzahler nach oben gespült. cash stellt fünf Titel vor, die durch das Börsengewitter beziehungsweise aufgrund operativer Probleme quasi zu Dividendenkönigen wider Willen geworden sind:

GAM - Ist die UBS an einer Übernahme interessiert?

Nur eine Schweizer Aktie knackt die 10-Prozent-Grenze bei der Dividendenrendite. Es ist dies der Vermögensverwalter GAM. Anleger dürften deswegen kaum in Jubel ausbrechen: Ende Juli wurde der Star-Fondsmanager Tim Haywood suspendiert, Kunden zogen in der Folge massenweise Gelder bei GAM ab - rund ein Fünftel aller Kundengelder gingen weg. Zudem räumt das Management selbst ein, dass die letzten Monate des Jahres angesichts schwieriger Marktbedingungen wohl nicht einfacher werden.

Das sind düstere Aussichten. Da erstaunt es nicht, dass der Kurs in diesem Jahr um über 60 Prozent abgesackt ist. Noch ist unklar, wie es bei GAM weiter geht. Bis zur Veröffentlichung des Jahresergebnisses am 21. Februar 2019 will das Management ein Strategie-Update ankündigen. Die tolle Dividende dürfte in der aktuellen Konstellation nicht aufrechterhalten werden können. Zudem wird der anhaltende Abfluss von Kundengeldern früher oder später sogar existenzbedrohend, kann er nicht gestoppt werden. Die Aktie ist nur für risikofreudige Anleger interessant, die auf eine Übernahme spekulieren. Am Markt hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die UBS an einem Kauf interessiert sei. Jüngst lehnte GAM eine Offerte für den Verkauf des Hedgefonds-Geschäfts an Schroders ab (cash berichtete).

Burkhalter - Der Gotthard hinterlässt grosse Lücke

Lange Zeit war Burkhalter der grosse Abräumer am Schweizer Aktienmarkt. Von März 2009 bei 12 Franken startend, schoss die Aktie bis April 2017 auf über 158 Franken empor - eine Verdreizehnfachung des Kurses. Doch die dann einsetzende massive Korrektur hat den Kurs inzwischen wieder halbiert:

Kursentwicklung Burkhalter-Aktie in den letzten 10 Jahren, Quelle: cash.ch

Der Elektroinstallateur Burkhalter angelte sich vor ein paar Jahren ein fettes Grossprojekt, konnte beim Neat-Tunnelbau am Gotthard mitwirken. Inzwischen ist dieser Auftrag ausgeführt, Burkhalter spürt dies schmerzlich: Das Umsatzwachstum ist geringer und der Gewinn gar rückläufig. In der Branche ist der Preiskampf generell sehr hoch, bei Grossaufträgen werden inzwischen teilweise sogar Verluste hingenommen, nur um Marktanteile zu gewinnen.

Das KGV 2019 von geschätzten 18 sowie die Dividendenrendite bei 6,1 Prozent scheint auf den ersten Blick attraktiv. Die Dividende von 5 Franken pro Aktie liegt aber schwer auf der Kippe. Wie die Helvetische Bank in einem Kommentar vorrechnet, würde Burkhalter mit dieser Auszahlungshöhe rund 30 Millionen Franken ausschütten, was praktisch dem ganzen Reingewinn von 2017 entspräche - doch für 2018 wird der Gewinn tendenziell eher tiefer ausfallen. Eine Kürzung zeichnet sich daher ab.

Bellevue Group – Neue Strategie zahlt sich aus

Bei der Bellevue-Gruppe ist es in den letzten Jahren zu massiven Veränderungen gekommen. Die Finanzboutique aus Küsnacht ZH fokussiert sich seit zwei Jahren auf die Vermögensverwaltung, konkret auf das Asset- und Wealth-Management. Das ehemalige Kerngeschäft, der Wertpapierhandel (Brokerage) und das Unternehmensfinanzierungsgeschäft wurden per Mitte 2017 ganz aufgegeben, 23 Stellen fielen weg.

Im Geschäftsjahr 2017 fand man dadurch wieder zurück zu den schwarzen Zahlen. Auch das erste Halbjahr 2018 lief ganz flott, mit einem Anstieg der Kundengelder um 6 Prozent auf fast 13 Milliarden Franken und einem 15-prozentigen Anstieg des operativen Gewinns. Künftig liegt der Fokus der Gruppe auf der Verbreiterung der Vermögens- und somit Ertragsbasis. Geplant sind auch gezielte Akquisitionen. Die minus 12 Prozent der Aktie seit Anfang Jahr sind auf das allgemein schwierige Markumfeld zurückzuführen, die Firma selbst hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Dank den guten Wachstumsaussichten und der mit 5,1 Prozent rentierenden Dividende ist Bellevue Group durchaus ein interessanter Titel.

Adecco – Viel Pessimismus im Kurs

Die Kursentwicklung von Adecco ein einziges Trauerspiel: Minus 35 Prozent sind es seit Jahresbeginn, somit ist es mit Abstand die schlechteste SMI-Aktie im Jahr 2018. Ende Oktober erreichte der Titel gar den tiefsten Stand seit Juli 2016. Der Personalvermittler hat mit Margenproblemen zu kämpfen, zudem hat sich das Umsatzwachstum überraschend stark verlangsamt. Analysten sind daher vorsichtiger geworden. Die Credit Suisse, Vontobel und die ZKB haben den Titel auf "Halten" eingestuft.

Inzwischen scheint etwas gar viel Pessimismus in der Aktie - die am heutigen Dienstag übrigens die Zahlen zum dritten Quartal liefert - eingepreist zu sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2018 liegt bei leicht unter 10, die Dividendenrendite bei 5,1 Prozent. Das lockt zum dosierten Zukauf, zumal das Management eine grosszügige Ausschüttungspolitik verfolgt: Die Dividende soll immer mindestens gleich hoch wie im Vorjahr sein - auch wenn es hin und wieder operativ etwas stürmischer ist.

Edmond de Rothschild – Ein Hauch von Adel fürs Depot?

Wer sich eine einzelne Aktie von Edmond de Rothschild ins Portfolio legen will, muss derzeit 16’600 Franken hinlegen. Das ist 11 Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn und liegt sogar mehr als 60 Prozent unter dem Allzeithoch bei 44‘208 Franken vom April 2007. Die Genfer Bank verwaltet private und institutionelle Vermögen von insgesamt beinahe 140 Milliarden Franken, im ersten Halbjahr stieg der operative Gewinn um 28 Prozent an.

Verwaltungsratspräsident ist Baron Benjamin de Rotschild und Vize-Präsidentin dessen Frau Ariane. Zusammen leben sie mit ihren vier Kindern zurückgezogen auf dem Schloss Pregny, in der Nähe von Genf. Die Aktien befinden sich zu einem sehr hohen Anteil im Besitz der Familie de Rothschild. Im freien Umlauf sind gerade Mal 8,4 Prozent des Aktienkapitals, was dem Valor einiges an Attraktivität raubt und dafür sorgt, dass die Aktie nicht einmal zum breiten Swiss Performance Index gehört. Immerhin stimmt mit 5,1 Prozent die Dividendenrendite. Ausserdem dürfte die Besitzerfamilie weiterhin ein starkes Interesse daran haben, die hohe Dividende aufrechtzuerhalten - Adel verpflichtet schliesslich.

Die besten Dividendenzahler aus dem Schweizer Aktienmarkt

AktieDividendenrenditeKursentwicklung seit 1.1.18
GAM10,7%-61%
APG6,8%-22%
Burkhalter6,1%-36%
Zurich5,8%+5%
Varia5,8%-7%
Swiss Re5,6%-2%
Mobilezone5,3%-7%
Bellevue Group5,1%-12%
Edmond de Rothschild5,1%-11%
Adecco5,1%-35%
Valora5,0%-23%
BB Biotech5,0%+2%

Stand 5.11.2018, Quellen: cash.ch, Bloomberg