Die Reaktion der Aktienmärkte auf das härtere Marktumfeld liess nicht lange auf sich warten. Die Aktien von BYD, Chinas meistverkaufter Automarke, fielen in Hongkong um bis zu 8,3 Prozent, während die Aktien der Konkurrenten Li Auto, Great Wall Motor und Geely um mehr als 5 Prozent einbrachen. Die bis Ende Juni geltenden Rabatte von BYD auf 22 Elektro- und Plug-in-Hybridmodelle befeuern den branchenweiten Preiskampf. Zwar erreichten die Verkäufe von Elektrofahrzeugen insgesamt neue Jahreshöchststände, das Wachstum hat sich jedoch insgesamt verlangsamt. 

Um die schwache Konsumentennachfrage anzukurbeln - die durch Chinas wirtschaftliche Schwierigkeiten noch verschärft wird - haben die Autohersteller auf dem grössten Automarkt der Welt ihre Listenpreise drastisch gesenkt. Trotzdem erreichten die Lagerbestände bei den Händlern im vergangenen Monat 3,5 Millionen Autos oder 57 Lagertage - den höchsten Stand seit Dezember 2023, wie aus Daten der China Passenger Car Association hervorgeht, die letzte Woche veröffentlicht wurden. 

BYD hat unter anderem den Preis seines Seagull- Kompaktwagens auf 55’800 Yuan (6814 Euro) gesenkt - eine Reduzierung um 20 Prozent für ein Modell, das bereits das billigste des Herstellers war. Die Seal-Hybridlimousine verzeichnete mit 34 Prozent oder 53’000 Yuan Preissenkung auf 102’800 Yuan die grösste Reduktion. 

Umstellung mit Problemen

In den letzten Monaten hat BYD versucht, den Bestand seiner älteren Modelle abzubauen, darunter auch solche ohne die neuen Fahrassistenzfunktionen, die der Autohersteller im Februar kostenlos nachzurüsten angekündigt hat. Die Umstellung verlief nicht ohne Probleme, besonders für die ohnehin unter Druck stehenden Autohändler, mit denen BYD Geschäfte macht. 

«Obwohl einige dieser Rabatte bereits seit April gelten, ist die offizielle Ankündigung ein deutliches Zeichen dafür, wie schwierig die Lage auf dem Absatzmarkt ist», schrieben Morgan Stanley-Analysten. BYDs jüngste Rabatte dürften einen Dominoeffekt haben, da konkurrierende Autoproduzenten ihre Preise weiter senken und damit die ohnehin schon geringen Margen noch weiter schmälern werden. Der enorme Preisdruck belastet die Bilanzen vieler Autohersteller und führt zu steigenden finanziellen Verlusten und einer Konsolidierung der Branche. 

«Wir gehen davon aus, dass die Konkurrenz der Preissenkung von BYD folgen wird», schrieben die Analysten von Citi Research. Sie merkten an, dass Chongqing Changan am Wochenende einen Barrabatt von 25’000 Yuan für sein Modell Deepal S07 angekündigt hat, während Zhejiang Leapmotor Technologies die Preise für sein Full-Size-Crossover-SUV C16 und seinen mittelgrossen SUV C11 angepasst hat. 

Citi schätzte, dass der Andrang auf BYD-Händler nach den angekündigten Rabatten im Vergleich zur Vorwoche um 30 bis 40 Prozent zugenommen haben könnte. Sollte sich dieser Kundenverkehr in Verkäufen niederschlagen, könnten die Umsätze von BYD im Mai ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Der in Shenzhen ansässige Konzern veröffentlichte seinen bisher besten Verkaufsmonat des Jahres im April, ein weiteres Zeichen dafür, dass das Unternehmen trotz der allgemeinen Probleme der Branche auf Kurs ist, sein Jahresziel von 5,5 Millionen Auslieferungen zu erreichen. BYD fasst auch im Ausland zunehmend Fuss. So hat der Hersteller im vergangenen Monat erstmals mehr Elektrofahrzeuge in Europa verkauft als Tesla und damit den bisherigen Marktführer auf dem Kontinent überholt. 

(Bloomberg)