Bis 2027 soll der Nettogewinn im Vergleich zu diesem Jahr um mehr als die Hälfte auf 3,4 Milliarden Euro steigen, wie die Commerzbank am Mittwoch mitteilte. Angeschoben durch die rasant gestiegenen Zinsen erzielte das Frankfurter Bankhaus im dritten Quartal einen Gewinn von 684 Millionen Euro - mehr als drei Mal so viel wie vor Jahresfrist. Analysten hatten dem Dax-Konzern nur 611 Millionen Euro zugetraut. «Neben dem Zinsumfeld profitieren wir von einem niedrigen Risikoergebnis und fortgesetzter Kostendisziplin», sagte Finanzchefin Bettina Orlopp. Die Erträge schnellten um 46 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro nach oben. Dahinter stand vor allem ein um gut ein Drittel auf 2,17 Milliarden Euro gestiegener Zinsüberschuss.

An der Börse konnte die Commerzbank damit zunächst punkten. Zeitweise setzte sich die Commerzbank-Aktie mit einem Kursplus von mehr als sechs Prozent an die Spitze der Gewinnerliste im Dax. Doch anschliessend drehte sie ins Minus und notierte am Mittag viereinhalb Prozent im Minus auf 9,93 Euro. «Die Commerzbank hat unserer Meinung nach ein anständiges Ergebnis für das dritte Quartal 2023 vorgelegt», kommentierten die Analysten der Deutschen Bank die Zahlen des Wettbewerbers. Ein Händler sagte, der Kursrückgang hänge mit den neuen Zielen zusammen. Bei diesen habe es keine positiven Überraschungen gegeben.

«Wir haben ein neues Geschäftsmodell etabliert und die Commerzbank zurück in die Erfolgsspur gebracht,» sagte Vorstandschef Manfred Knof. «Darauf bauen wir mit unserem Strategieprogramm bis 2027 auf: Wir werden unsere Ertragsbasis vergrössern, die Aufwandsquote weiter verbessern und unsere Eigenkapitalrendite steigern.» Die Eigenkapitalrendite (RoTE) soll bis 2027 auf mehr als elf Prozent zunehmen. Ihre Erträge will die Bank unter anderem durch Ausbau des Provisionsgeschäfts voranbringen. Einfache digitale Prozesse sollen dafür sorgen, dass die Bank insgesamt effizienter wird. Der Zinsüberschuss soll moderat steigen. Die Commerzbank will ihre Aufwandsquote bis 2027 auf rund 55 Prozent verbessern. In diesem Jahr wurden in den ersten neun Monaten noch rund 60 Cent aufgewendet, um einen Euro zu verdienen. Zum Vergleich: Bei der Deutschen Bank liegt die Aufwandsquote bei 72 Prozent, bei der italienischen UniCredit bei 39 Prozent.

Auch die Aktionäre sollen von dem Kurs profitieren. Die Commerzbank plant, für die Jahre 2025 bis 2027 mehr als die Hälfte des Gewinns auszuschütten. Für die Jahre 2022 bis 2024 sei weiterhin vorgesehen, zusammen drei Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre weiterzureichen.

Wie auch andere Banken in Europa profitiert die Commerzbank gegenwärtig von den deutlich gestiegenen Zinsen im Euroraum, die das Kreditgeschäft beflügeln. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Sommer 2022 die Schlüsselsätze bereits zehn Mal erhöht. Die spanische Bank Santander steigerte den Gewinn im dritten Quartal um 20 Prozent, die französische Credit Agricole meldete einen Anstieg um 33 Prozent.

Kräftiger Zinsüberschuss im Gesamtjahr erwartet

Der Gewinnschub im Sommerquartal stimmt die Commerzbank auch für das Gesamtjahr optimistisch. Sie erwartet jetzt für 2023 einen Konzerngewinn von rund 2,2 Milliarden Euro nach 1,4 Milliarden Euro 2022. Die Erträge sollen von 9,5 Milliarden Euro auf rund 10,6 Milliarden Euro zulegen. Dabei peilt das Geldhaus einen Zinsüberschuss von mehr als 8,1 Milliarden Euro an. Finanzchefin Orlopp hatte zuvor im September noch acht Milliarden als eine gute Schätzung bezeichnet. Die Bank will ihre Eigenkapitalrendite (RoTE) auf rund 7,5 Prozent verbessern. 2022 lag sie noch bei 4,9 Prozent.

Im dritten Quartal vervierfachte die Commerzbank ihren operativen Gewinn auf 1,12 Milliarden Euro. Die polnische Tochter mBank steuerte 89 Millionen Euro bei. Damit habe sie eine erneute Vorsorge von 234 Millionen Euro im Zusammenhang mit älteren Franken-Krediten überkompensieren können, erklärte die Commerzbank. Die mBank kämpft seit Jahren mit dem Franken-Kredit-Thema. Tausende polnische Kreditnehmer hatten Hypotheken in Franken aufgenommen, um von niedrigeren Zinsen in der Schweiz zu profitieren. Doch der Franken gewann im Vergleich zum Zloty an Wert, die Kosten für die Kunden stiegen. Viele Polen klagten, um aus den teuren Krediten herauszukommen.

(Reuters)