Die ökonomischen Folgen des Coronavirus für China sind mit jenen der Sars-Epidemie von 2003 vergleichbar. Wie Sars hat das Coronavirus einen negativen Einfluss auf Konsum und Tourismus in China. Nach der Erfahrung mit Sars besteht aber die Erwartung, dass die chinesische und die globale Konjunktur nur vorübergehend unter den negativen Effekten des Virus' zu leiden haben. Eher ein Schock also statt eine nachhaltige Entwicklung.

Aus Anlegersicht bietet ein solches Ereignis immer auch die Möglichkeit zum Profit. Bei China-Aktien ist im Moment das Potenzial am grössten. Es stellt sich einzig die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Einstieg gekommen ist und welche Anlageform gewählt werden soll.

Bei der Betrachtung der asiatischen Indizes fällt auf, dass die Börsen ihre Verluste von Ende Januar bereits deutlich verminderten oder gar egalisiert haben. Der südkoreanische Kospi Index hat im Februar bislang 4,9 Prozent zugelegt. Der Index wird wegen seiner Aussagekraft bezüglich des globalen Wachstums auch "Doktor Kospi" genannt.

Asiatische Indizes: Entwicklung seit dem 1. Januar

IndexPerformance
seit 1.1.2020
Performance 
seit 1.2.2020
Shanghai SE Composite Index  (China)-4,9 Prozent+5,6 Prozent (ab 3.2.2020)
SET Index (Thailand)-4,2 Prozent+0,6 Prozent
Taiwan SE Weighted Index (Taiwan)-2,8 Prozent+1,5 Prozent
Hang Seng Index (Hongkong)-2,6 Prozent+4,8 Prozent
FTSE Straits Times Index (Singapur)-1,5 Prozent+0,7 Prozent
Nikkei 225 Index (Japan)+0,1 Prozent+2,0 Prozent
Korea SE Kospi Index+1,2 Prozent+4,9 Prozent

Daten der Tabellen: cash.ch / Stand: 11. Februar 2020.

Die chinesischen Indizes mussten neben dem thailändischen SET Index die stärksten Einbussen verkraften. Doch insgesamt deutet die Entwicklung darauf hin, dass die Auswirkungen des Coronavirus an den Märkten nun eingepreist sind. Zuversichtlich stimmt auch die Tatsache, dass die täglich bestätigten Fälle an Infizierten seit dem 5. Februar zurückgehen und der Arbeitsalltag allmählich wieder einsetzt.

Der Shanghai Composite und der Hang Seng befinden sich seit Anfang Februar auf Erholungskurs. Alleine der Hang Seng legt im Februar um 4,8 Prozent zu. Nur der thailändische SET verbucht diese Woche neue Verluste. Der Grund: Chinesen machen den Grossteil der Touristen in Thailand aus, und deren Fernbleiben belastet die thailändischen Börsen.

Lohnenswertes Investment in Tourismus- und Reiseunternehmen?

Angesichts dieses Stimmungsumschwungs bieten sich Investment in chinesische Unternehmen an, deren Geschäftsmodell stark den Auswirkungen des Coronavirus ausgesetzt gewesen sind. Die Aktie des Online-Reisebüros Trip.com hat seit Anfang Jahr 3 Prozent eingebüsst. Sobald jedoch weitere positive Nachrichten zur Eindämmung des Coronavirus vermeldet werden, dürfte dieser Titel vermutlich deutlich profitieren.

Ebenfalls in zum Reisegeschäft gehört die chinesische Fluggesellschaft China Southern Airlines. Sie ist die grösste Fluggesellschaft in Asien. Die Aktien von China Southern Airlines verlieren seit Anfang Jahr 14 Prozent. Fluggesellschaften gehören wie andere tourismusrelevante Bereiche zu den Hauptverlierern der Corona-Epidemie. Erfahrungsgemäss gehören sie jedoch auch zu den Hauptgewinnern danach. Die Aktie des Billigfliegers Air Asia steht derzeit 27 Prozent im Minus seit Anfang Jahr. Dahinter steckt nicht bloss die Virus-Krise. CEO Tony Fernandes musste kürzlich abtreten, es stehen Bestechungsvorwürfe im Raum. Bei dieser Aktie ist also eher Vorsicht geboten.

Restaurantketten wiederum leiden wegen des Coronavirus an ausbleibender Kundschaft. Die Kette Yum China Holdings gehört dazu. Das Unternehmen ist in China das grösste seiner Art und operiert mit 8750 Restaurants in 1300 chinesischen Städten. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn 12 Prozent eingebrochen. Ein Einstieg im jetzigen Zeitpunkt scheint riskant, zumal noch nicht absehbar ist, bis wann die Quarantänemassnahmen in einzelnen Provinzen und Städten noch in Kraft sind.

Kursverlauf der Yum China Aktie seit Anfang Oktober 2019 (Grafik: www.bloomberg.com).

Auch amerikanische Aktien litten unter dem Coronavirus und haben Aufwärtspotential. Wynn Resort gehört wie Trip.com zu den Unternehmen, welche stark vom chinesischen Tourismus abhängen. Das in der Hotel- Unterhaltungsindustrie tätige US-Unternehmen verfügt über einen grossen Hotelkomplex in der zu China gehörenden Sonderverwaltungszone Macau.

Doch momentan bleiben die Glücksspieler aus. Seit Jahresbeginn verliert die Aktie 8 Prozent. Ein Einstieg könnte jetzt lohnend sein. Zusätzlich zum möglichen Kursgewinn können Anleger mit einer Dividendenrendite von 3,1 Prozent rechnen. Die Dividende wird am 25. Februar fällig.

Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Disney konnten dank seinem neuen Streamingservice Disney+ Ende 2019 deutlich zulegen. Doch dieses Jahr performen die Aktien mit minus 1,4 Prozent, auch wegen des Coronavirus, nicht wunschgemäss. So ist das Unternehmen mit seinen chinesischen Unterhaltungsparks den Auswirkungen des Virus direkt ausgesetzt. Der dadurch entstehende Verlust wird auf insgesamt 280 Millionen Dollar geschätzt. Totzdem: Wer im vergangenen Jahr den Einstieg bei Disney verpasst hat, könnte jetzt einsteigen.

China-ETFs als sicherere Alternative zu Aktien

Es müssen aber nicht zwingend Einzelaktien für einen China-Einstieg gewählt werden. Die Risiken des "stock picking" können durch die Investition in einen ETF (Exchange Traded Fund) vermindert werden. Diese Fonds orientieren sich an bestimmten Aktienindices. ETF sind die etwas sichereren Alternativen zu Aktien, mit dementsprechend weniger Aufwärts- und Abwärtspotential.

Der "iShares MSCI China A ETF" hat seit Anfang Jahr 0,4 Prozent verloren und liegt bei 29,28 Dollar. Der ETF enthält Aktien, welche an der Börse von Shanghai oder Shenzhen in chinesischen Renminbi gehandelt werden und ist auf Finanztitel, die Konsumgüterbranche und Industrieunternehmen fokussiert. So macht der Technologiekonzern Alibaba knapp 18 Prozent des Portfolios aus. Knapp dahinter folgt der Internetkonzern Tencent mit 14 Prozent. Der Zinsertrag aus dem ETF beläuft sich auf 1,74 Prozent. 

Eine Alternative dazu ist der "Amundi MSCI China UCITS ETF". Der ETF enthält Aktien von chinesischen Unternehmen, die an der Börse von Hong Kong gehandelt werden. Die Unternehmen stammen meist aus traditionellen Industrien. Der grösste Anteil am Portfolio nimmt die China Construction Bank mit 16 Prozent ein. Dahinter folgt die Industrial & Commercial Bank of China mit knapp 10 Prozent. Der ETF hat seit Jahresbeginn 2,1 Prozent verloren.

Eine weitere Möglichkeit ist der "iShares China Large-Cap ETF". Der ETF ist zu etwa 50 Prozent in Unternehmen aus dem Finanzsektor beteiligt. Der zweitwichtigste Sektor im Portfolio bildet die Technologiebranche. Der ETF hat seit Jahresbeginn 3,4 Prozent verloren. Der ausbezahlte Zins beträgt gemäss Bloomberg 3,8 Prozent. Dieser ETF birgt gegenüber den zwei obigen ein grösseres Risiko, da dieser stärker dem chinesischen Bankensektor ausgesetzt ist.

ManuelBoeck
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