Die Credit Suisse ist dabei, sich aus weniger wichtigen Märkten zurückziehen, um die Gewinne zu steigern. Wie zu hören ist, stehen die Zürcher schon in Kontakt mit potenziellen Käufern. Dazu gehören dem Vernehmen nach die spanische Banco Santanderund Italiens Intesa Sanpaolo. Finale Entscheidungen stehen noch aus und es ist auch noch nicht entschieden, dass es tatsächlich zu einem Verkauf des Geschäftsbereichs kommt. 

Auf Lateinamerika entfällt ein Volumen von rund 100 Milliarden Dollar an Kundengeldern und Darlehen, wie Credit Suisse im Juni mitgeteilt hatte. Die Angabe umfasst auch Brasilien, wo die Schweizer Bank erhebliches Geschäft im Investmentbanking betreibt.  

Ein Credit-Suisse-Sprecher verwies auf die Ankündigung der Bank, im Rahmen der Drittquartalszahlen über die Fortschritte bei der Überprüfung der Konzernstrategie informieren zu wollen. Sich davor zu möglichen Ergebnissen zu äussern, wäre verfrüht. Santander und Intesa lehnten Stellungnahmen zum Thema ab. 

Wandel im Investmentbereich erwartet

Während die neue Strategie Änderungen im Wealth-Management-Geschäft mit sich bringen könnte, wird ein grösserer struktureller Wandel bei der Investmentbank erwartet. 

In Bezug auf das Geschäft mit verbrieften Produkten hat die Credit Suisse ebenfalls schon mit Interessenten gesprochen, wie Bloomberg bereits berichtete. Zudem ist die Idee unterbreitet worden, leitende Investmentbanker als Miteigentümer an ihrer Sparte zu beteiligen. Dies wurde von manchen als Signal interpretiert, dass es letztlich zu einer Abspaltung des Bereichs kommen könnte.

Mit den Erwägungen vertraute Personen verwiesen in Bezug auf die Lateinamerika-Sondierungen auf einen umfassenderen Vorstoss des Managements zum Abbau von Aktivitäten und Regionen, die als nicht zum Kerngeschäft gehörend angesehen werden. Im regionalen Geschäftsfeld arbeiten rund 200 Privatbanker. Das Kundengeschäft im Segment hat ein Volumen von rund 100 Milliarden Schweizer Franken (103,5 Milliarden Euro). Die Bank ist seit den 1950er Jahren in Lateinamerika tätig.

Auf 20 wichtigsten Märkte konzentrieren

Der Chef des Wealth Managements, Francesco De Ferrari, erklärte bei einer Investorenpräsentation in diesem Jahr, die Bank wolle sich auf ihre 20 wichtigsten Märkte konzentrieren und sich aus den weniger bedeutsamen zurückziehen. Im ersten Quartal erwirtschafteten 15 Prozent der Märkte, in denen die Bank tätig ist, 70 Prozent des Geschäftsvolumens der Einheit. 

Aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hat sich die Credit Suisse bereits zurückgezogen und die dortigen Private-Banking-Kunden an Barclays verwiesen. Zudem hat sie angekündigt, ihr lokales Geschäft in Mexiko an einen lokalen Anbieter zu übertragen, während sie die internationalen, komplexeren Kunden behalten will.

Im vergangenen Monat hat die Credit Suisse Marcello Chilov zusätzlich zu seiner Funktion als Chef für den brasilianischen Markt mit der Leitung des lateinamerikanischen Geschäfts betraut, um die beiden Geschäftsbereiche zusammenzuführen. Im Wealth Management in Brasilien trennte sich die Bank von 21 Mitarbeitern. Dabei ging es um die Eliminierung von Funktionsüberschneidungen. 

(Bloomberg)