Die Zurückhaltung der Investoren wegen der miesen Stimmung während der letzten Wochen bietet gemäss der Deutschen Bank (DB) einen idealen Einstiegszeitpunkt. Eine niedrige Marktpositionierung und ein verbesserter Nachrichtenfluss liefern die Voraussetzungen für einen zweiten Aufschwung. Dabei dürften die mittelgrossen Unternehmen im MDax die grosskapitalisierten Schwergewichte bei der Performance in den Schatten stellen.
Aufgrund der verhaltenen Stimmung, aktienspezifischer Kursverluste und der hohen Gewichtung von ereignisabhängigen Rüstungsaktien hat der MDx in den letzten Wochen sowohl den Dax als auch den breiteren europäischen und US-amerikanischen Aktienmarkt unterperformt. Dies bietet nach Ansicht der Experten der Deutschen Bank nach eine hervorragende Einstiegschance in deutsche Mid-Caps. Der MDax notiert weiterhin unter seinem langfristigen Durchschnitt und im Einklang mit dem Dax bewertet, gegenüber dem er historisch gesehen stets mit einem deutlichen Aufschlag gehandelt wurde. «Wir erwarten eine teilweise Normalisierung der Bewertungen bis Ende nächsten Jahres», so die Einschätzung am Hauptsitz der grössten deutschen Bank in Frankfurt.
Das Gewinnwachstum war in den letzten Jahren, einschliesslich 2025, enttäuschend. Nun steht eine Trendwende bevor. Die deutschen Konjunkturprogramme und Subventionen würden insbesondere den MDax-Unternehmen zugutekommen. Die DB-Experten um Maximilian Uleer prognostizieren für das nächste Jahr ein Gewinnwachstum von 35 Prozent. Dieses liegt leicht über den Konsensschätzungen. Das starke Aufwärtspotenzial sowohl bei den Bewertungen als auch bei den Gewinnen lasse deshalb für das nächste Jahr ein Aufwärtspotenzial des Index von über 30 Prozent erwarten.
| Name | Branche | Kurs in Euro | KGV* | Gewinnpotenzial |
| TUI | Konsum | 8,29 | 5,6 | 34 % |
| Voestalpine | Bauwesen | 36,86 | 12,2 | 19 % |
| Heidelberg Materials | Bauwesen | 218,2 | 15,7 | 4 % |
| Palfinger | Industrie | 32,95 | 9,7 | 55 % |
| Vossloh | Industrie | 70,45 | 17,1 | 56 % |
| Kion | Industrie | 66,35 | 15,2 | 2 % |
| Volkswagen | Automobil | 106,35 | 4,8 | 7 % |
| Siemens Energy | Energie | 116,3 | 29,8 | 17 % |
| Bechtle | Technologie | 44,05 | 20,9 | 13 % |
| Commerzbank | Finanz | 34,17 | 11,5 | 8 % |
Die Top-Picks für 2026 von der Deutschen Bank mit Kursgewinnverhältnis (KGV)* und Gewinnpotenzial.
Industrie: Kion, Palfinger und Vossloh
Der Fertigungssektor dürfte von niedrigeren Energiekosten und Infrastrukturinvestitionen deutlich profitieren. Besonders kleinere Industrieunternehmen mit attraktiveren Bewertungen dürften davon profitieren. Kion ist ein wichtiger Akteur im Bereich Gabelstapler und Lagerautomatisierung und gilt als Indikator für die industrielle Gesundheit in der EU. Palfinger ist stark im Hochbau, in der Infrastruktur, im öffentlichen Sektor und bei Bahnprojekten engagiert; 15 Prozent des Umsatzes werden in Deutschland erzielt. Vossloh konzentriert sich ausschliesslich auf die Schieneninfrastruktur und bietet Hardware, Datenerfassung und Wartung an; 14 Prozent des Umsatzes stammen aus Deutschland.
Bauwesen: Heidelberg Materials & Voestalpine
Der Sektor dürfte insbesondere von den deutschen Infrastrukturausgaben und einer breiteren wirtschaftlichen Erholung mit positiven Auswirkungen auf das übrige Europa profitieren. Heidelberg Materials ist Deutschlands grösster Zementhersteller, mit einem geschätzten Marktanteil von einem Drittel. Während sich die Erholung des Absatzvolumens nur langsam vollzieht, dürften die Konjunkturmassnahmen in Deutschland - die 10 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen - künftig für einen Schub sorgen. Hauptsächlich die energieintensive deutsche Stahlindustrie sollte von niedrigeren Energiekosten und einer steigenden Industrienachfrage profitieren, so die Analysten der Deutschen Bank. Auch die EU-Massnahmen zur Handelsverteidigung dürften sich positiv auswirken. Voestalpine weist trotz hoher Investitionen in die Dekarbonisierung und erfolgreicher Restrukturierungsmassnahmen einen soliden freien Cashflow auf, was die Aktie zu einer attraktiven Anlage macht. Voestalpine wiederum bietet starkes Aufwärtspotenzial durch eine Erholung der Wirtschaft mit einem 20- bis 25-prozentigen Deutschlandanteil, steigenden europäischen Stahlpreisen und das potenzielle EU-Handelsverteidigungsinstrument.
Automobil: Volkswagen
Die sich verbessernde Wirtschaftslage und die steigende Nachfrage nach Transportmitteln, kombiniert mit unterstützenden politischen Massnahmen - darunter die Bemühungen der Regierung, die Vorschriften für Verbrenner zu lockern, eine beschleunigte Abschreibung von 75 Prozent für Elektrofahrzeuge sowie die Wiedereinführung von Kaufanreizen für Elektrofahrzeuge - zeichnen ein positives Bild. Als deutscher Originalausrüstungshersteller mit dem grössten Anteil am Inlandsmarkt ist Volkswagen bestens positioniert. Die Segmente Lkw und Transporter dürften von der steigenden Transportnachfrage und den Investitionsanreizen profitieren. Die Pkw-Sparte wird von verschiedenen Förderprogrammen für Elektrofahrzeuge profitieren. Zudem dürfte Volkswagen von niedrigeren Energiepreisen profitieren.
Konsumgüter & Reisen: TUI
Mit der Erholung des Wirtschaftswachstums dürften auch die Konsumausgaben steigen. Die geplante Senkung der Flugticketsteuer wird voraussichtlich die Rentabilität steigern und die Nachfrage ankurbeln. TUI ist ein vollintegrierter, weltweit führender Reiseveranstalter, der fast 30 Prozent seines Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet und von den durch die wirtschaftliche Erholung bedingten höheren Reiseausgaben profitieren dürfte. Die Aktie ist attraktiv bewertet und wird mit einem Abschlag von 60 Prozent gegenüber historischen Multiplikatoren gehandelt.
Technologie: Bechtle
Steigende Investitionen in die Digitalisierung dürften den deutschen IT-Sektor ankurbeln und insbesondere Unternehmen mit starkem Fokus auf den öffentlichen Sektor zugutekommen. Bechtle ist Marktführer im deutschen IT-Dienstleistungssektor und erzielt rund 60 Prozent seines Umsatzes im Inland, davon beachtliche 40 Prozent im öffentlichen Sektor.
Finanz: Commerzbank
Deutsche Banken mit Fokus auf Firmenkunden dürften von einer steigenden Kreditnachfrage profitieren, speziell für Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte. Die starke Fokussierung auf deutsche Firmenkunden wird voraussichtlich zu einem deutlichen Nutzen aus den erhöhten deutschen Staatsausgaben führen, getrieben durch das Kreditwachstum und die Schaffung zusätzlicher Gebühreneinnahmen. Die positiven Auswirkungen der Konjunkturmassnahmen sind noch nicht spürbar, und wir erwarten eine Erholung der Nachfrage, vornehmlich bei deutschen Unternehmen, dem Kernkundenstamm der Commerzbank.
Energie: Siemens Energy
Der Netzausbau in Deutschland und die Pläne zur Erhöhung der Gaskraftwerkskapazität wirken sich positiv auf den Sektor aus. Siemens Energy ist für den globalen Investitionsboom im Bereich der Stromerzeugung gut positioniert, der durch die Elektrifizierung, die Nachfrage nach Rechenzentren sowie die steigende Nachfrage nach Gasturbinen in Deutschland angetrieben wird. Auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wird eine wichtige Rolle spielen.
Verteidigungsaktien haben die Experten der Deutschen Bank bewusst aus dem Portfolio ausgeschlossen - vor allem aufgrund der Unsicherheit und der unklaren Natur der laufenden Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg, die einen der Hauptmarkttreiber darstellen. Der Sektor hat sich bereits aussergewöhnlich gut entwickelt. Sollten die Friedensgespräche scheitern, erwarten wir eine Erholung der vier Verteidigungsaktien, für die wir alle optimistisch sind: Rheinmetall, Hensoldt, Renk und TKMS.

