Fragt man Anlageexperten nach den wichtigsten "Game Changer" für die Finanzmärkte, lautet die Antwort häufig: die Währungen. Denn an der Veränderung der Devisenkurse lässt sich am deutlichsten ablesen, wo das globale Kapital hinfliesst und wo folglich die Finanzmärkte hinsteuern.

2018 floss viel Geld in den Dollarraum: Die US-Währung hat dabei vor allem von der grösser werdenden Zinsdifferenz profitiert. Während in den USA die Leitzinsen mittlerweile wieder das Niveau von 2008 erreicht haben, stehen sie in der Euro-Zone, in der Schweiz und in Japan unverändert bei null oder gar im negativen Bereich.

Die grössere Attraktivität von Anlagen im Dollarraum zeigt sich auch bei den Obligationen. Die Rendite für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen ist in diesem Jahr teils deutlich über 3 Prozent geklettert, während Anleger in der Schweiz für die gleiche Obligation der Eidgenossenschaft mittlerweile wieder eine negative Rendite hinnehmen müssen.

Comeback des Dollars

Ausdruck dieser Veränderungen ist die Stärke des US-Dollar. Nach dem äusserst schlechten 2017 hat der "Greenback" im laufenden Jahr gegenüber allen wichtigen Währungen zugelegt. Zum Franken sind es derzeit knapp 2 Prozent, zum Euro mehr als 5 Prozent, zum britischen Pfund rund 6 Prozent. Eine Ausnahme ist bloss der japanische Yen (siehe Tabelle am Artikelende).

Daran wird sich so schnell nichts ändern, auch wenn 2019 das Aufwärtspotenzial für den Dollar begrenzt sein dürfte. Denn wie die amerikanische Zentralbank Fed jüngst signalisierte, könnte sie den Leitzins künftig etwas langsamer erhöhen. Der aktuelle Leitzins von 2 bis 2,25 Prozent ist laut Fed-Chef Jerome Powell nahe an dem Niveau, bei dem das Wirtschaftswachstum weder gestützt noch belastet wird. Das grösste Risiko ist nämlich, dass zu hohe Zinsen das Wachstum abwürgen. Und dass die Fed in Zeiten von sinkenden Börsen die Zinsen erhöht, hat eher Seltenheitswert.

Noch läuft die grösste Volkswirtschaft der Welt rund, aber es mehren sich Konjunkturdaten, die auf ein Abflachen des Wachstums hindeuten. Auch die fiskalpolitischen Anreize (namentlich Steuersenkungen) der Trump-Regierung werden 2019 abnehmen. Hinzu kommt der Handelsstreit zwischen den USA und China, der laut dem Internationalen Währungsfonds das Wachstum in beiden Ländern bremst.

In Bezug zum Franken bedeutet das, dass die Parität wohl auch 2019 in etwa die Decke für den Dollar-Franken-Kurs bedeutet. Beim Währungspaar Euro-Dollar ist bei aktuell rund 1,14 laut Analysten eine Talsohle erreicht. Ob hier allerdings Bewegung reinkommt, hängt vor allem auch von der konjunkturellen Entwicklung Europas ab. Andererseits bräuchte es einiges an globaler Risikozunahme, um den Dollar trotz hoher Bewertungen nochmals spürbar steigen zu lassen.

Franken bleibt stark

Für Schweizerinnen und Schweizer dürfte die Frage zentral sein, ob sie auf dem aktuell günstigen Niveau Euro für die nächsten Ferien kaufen sollen. Der Euro-Franken-Kurs markierte am 20. April bei 1,20 ein Jahreshoch, ist mittlerweile aber wieder unter 1,13 abgerutscht. Derzeit gibt es wenig Argumente gegen diesen Trend, was sich auch an den verhaltenen Prognosen zeigt.

Raiffeisen erwartet zwar tendenziell einen steigenden Euro-Franken-Kurs, politische Risiken in Europa würden jedoch gegen einen Anstieg über 1,17 sprechen. Julius Bär sieht das obere Kurslimit über die nächsten zwölf Monate bei 1,15, und die St.Galler Kantonalbank erwartet 2019 vorübergehend gar einen Fall unter die Marke von 1,10.

Fest steht: Die politischen Risiken in der Euro-Zone nehmen so schnell nicht ab. Die drei grössten Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Italien haben entweder mit angeschlagenen oder streitlustigen Regierungen zu kämpfen. Andererseits steckt der Währungsraum in einer Wachstumsdelle, was es für die Europäische Zentralbank (EZB) nicht einfach machen wird, die Leitzinsen zu erhöhen. Das alles spricht für einen schwächeren Euro.

Alleingang der SNB?

Die meisten Beobachter gehen momentan noch davon aus, dass die EZB 2019 einen ihrer Schlüsselzinssätze anheben wird. Tut sie das aber nicht, würde das Vertrauen in den Euro abnehmen. Die wahrscheinliche Folge wäre eine Aufwertung des Schweizer Frankens, der bei Investoren immer noch als sichere Anlage in unruhigen Zeiten gilt.

Und noch ein Test könnte sich dem Franken in den Weg stellen. Der Druck auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) nimmt allmählich zu, die Zinsen zu erhöhen. Die Negativzinsen haben erhebliche Folgen für die Pensionskassen und sorgen am Immobilienmarkt in gewissen Segmenten für Übertreibungen. Zudem gibt der stärkere Dollar der SNB etwas Handlungsspielraum.

Das führt zur These unter Marktbeobachtern, die SNB könnte ihre Zinsen auch unabhängig von der EZB erhöhen. Allerdings würde dann die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euro-Raum kleiner, was den Franken relativ zum Euro wieder attraktiver machen würde – 2019 wird also kaum zum Jahr der Franken-Entspannung werden.

Die wichtigsten Devisenpaare 2018

Währungenaktueller Kurs*Veränderung 2018, in %
EUR/CHF1,1269-3,7
USD/CHF0,9909+1,7
EUR/USD1,1372-5,3
GBP/USD1,1267-6,2
USD/JPY112,485-0,2

Quelle: cash.ch, *Stand 18.12.18 (15 Uhr)

Bisher erschienen in der cash-Serie "Investieren 2019":