Es sind momentan nervöse Zeiten an der Schweizer Börse. Das zeigt sich unter anderem an den teils heftigen Reaktionen auf Unternehmenszahlen, die täglich eintreffen. Am Donnerstag sackten im breiten Segment Dormakaba, Bobst, Rieter, Meyer Burger oder Leonteq im zweistelligen Prozentbereich ab. Zwar hatten die Kursrückgänge ihre Gründe. Dennoch sind solche Abstürze in diesem Ausmass ungewöhnlich.

"Die Unsicherheit und Neuorientierung ist bei grossen und kleinen Aktien zu spüren", sagt Eric Steinhauser im cash-Börsen-Talk. So hat auch eine grosskapitalisierte Firma wie Swatch trotz Umsatzrekord und Gewinnsprung an der Börse an Wert verloren. Ähnliches ereignete sich bei Givaudan.

Steinhauser erwähnt in diesem Zusammenhang den Handelsstreit zwischen den USA und verschiedenen Ländern, der für Nervosität sorge. Aber auch der fortgeschrittene Konjunkturzyklus in zahlreichen grossen Volkswirtschaften steht im Fokus vieler Investoren. Zudem gibt es einige Unternehmen, welche die hohen Erwartungen an die Gewinnentwicklung nicht erfüllen können.

Weiteres Potenzial für Aktien

Dass die Schweizer Börse jüngst unter dem Strich dennoch eine gute Bilanz aufweist, ist vor allem auf die hervorragende Performance der drei defensiven Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche zurückzuführen. Sie alle haben in den letzten vier Wochen zwischen 8 und 11 Prozent zugelegt und dem Swiss Market Index (SMI) zu einem Plus von 6 Prozent verholfen.

"Im Zusammenhang mit den Debatten rund um einen Handelsstreit gibt es einen Drift in die Sicherheit", sagt Steinhauser. Eskaliert der Handelsstreit nicht, traut er Schweizer Aktien in diesem Jahr noch einen Anstieg um 5 bis 6 Prozent zu.

Einen unruhigen Kursverlauf erlebte in diesem Jahr auch die AMS-Aktie: Von rund 120 Franken im Januar ging es runter bis auf 70 Franken (siehe Chart). Auslöser waren Unsicherheiten rund um den Grosskunden Apple. Weniger Bestellungen für iPhone-Sensoren führten bei AMS schliesslich zu einer Reduktion der Umsatzziele.

Verlauf der AMS-Aktie in den letzen fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Für Steinhauser, der die Aktie bereits vor drei Jahren empfohlen hatte, ist AMS immer noch sehr gut positioniert. Die 3D-Sensoren zur Gesichsterkennung sollen auch bei Android-Telefonen zum Einsatz kommen, was die Abhängigkeit vom Kunden Apple reduziert. Aufgrund der AMS-Produkte und der Märkte der Firma sei für die Zukunft gerüstet. "Wir finden die Aktie interessant, aber sicherlich eher für risikofreudige Investoren", so Aktien-Profi Steinhauser im cash-Börsen-Talk. Auf dem aktuellen Niveau von rund 75 Franken pro AMS-Aktie würde er weiterhin zukaufen.

Nicht alle sind gleich zuversichtlich wie Steinhauser. Die Credit Suisse hat ihr Kursziel für den Halbleiterhersteller unlängst um ein Drittel auf 87,50 Franken gekürzt. Begründet wird der Schritt mit gesenkten Prognosen für den Umsatz und den operativen Gewinn im Zeitraum 2018 bis 2020. Die neuen CS-Schätzungen basieren auf der Annahme, dass in Apples iPhone weniger 3D-Komponenten verarbeitet werden als zuvor und dass in China weniger 3D-Anwendungen auf den Markt kommen. Weitere Details zum Geschäftsgang von AMS sind am kommenden Montag zu erwarten. Dann legt der Konzern seine Halbjahreszahlen vor.

Bucher und Conzzeta im Fokus

Auf die Frage, ob es derzeit Aktien gibt mit ähnlichem Kurspotenzial wie AMS vor drei Jahren, erwähnt Steinhauser das allgemein hohe Kursniveau, das die Aktienauswahl schwierig macht. Aber er hat unter anderem Bucher und Conzzeta auf dem Kaufzettel. Beides Titel, die seiner Meinung nach zu stark korrigiert haben, aber operativ intakte Aussichten haben.

Der Industriekonzern Bucher hat laut Steinhauser Kostensenkungsmassnahmen durchgeführt und verfügt über gut gefüllte Auftragsbücher. Bei der breit diversifizierten Conzzeta-Holding (unter anderem Blechbearbeitung und Sportartikel) rechnet Steinhauser gar mit einer Erhöhung der Prognosen anlässlich der Halbjahreszahlen, die am 10. August anstehen.

Im cash-Börsen-Talk spricht Eric Steinhauser auch über den Vergleich zwischen Large und Small Caps und nennt Kursziele für Bucher und Conzzeta.