Um den Jahreswechsel kommt es regelmässig zum beliebten Ratespiel unter den Anlagestrategen: Auf welchem Niveau schliesst der SMI am Ende des folgenden Jahres? Und wer kommt diesem Stand am nächsten?

Der Blick zurück auf die Prognosen für 2013 fällt ernüchternd, wenn nicht gar enttäuschend aus. Keiner der zahlreichen Chefökonomen und –strategen von Gross-, Privat- und Kantonalbanken hatte im Januar auch nur annähernd eine solche Aufwärtsbewegung an der Schweizer Börse vorausgesagt. Mit einem Plus von 20 Prozent erzielte der SMI die beste Performance seit acht Jahren. Anfang Jahr prognostizierten die Experten aber einen Jahresendstand von 6900 bis 7500 Punkten – also im besten Fall ein Plus von 10 Prozent.

Natürlich ist es einfach, über solche Voraussagen im Nachhein zu urteilen. Deshalb verzichtet cash in diesem Bericht auf die Nennung von Personen und Finanzinstituten, die mit ihren Prognosen komplett daneben lagen. Denn die diese spiegeln zu ihrem jeweiligen Zeitpunkt auch die Risikofaktoren, die sich im Laufe eines Jahres deutlich ändern können.

Zurückhaltung dominierte

So war das Anlageklima Anfang 2013 geprägt gewesen von der drohenden Fiskalklippe in den USA, das sich schliesslich als so genannter Non-Event entpuppte. Zudem hatten Investoren Zweifel gehegt, ob sich die anbahnende Wirtschaftserholung in Europa und den Vereinigten Staaten auch in diesem Jahr fortsetzen würde.

Selbst als im Januar und Februar die Börsen weiter in die Höhe kletterte, blieben die meisten Experten zurückhaltend. Die ersten Stimmen sahen eine Korrektur vor der Tür. Ende Februar prophezeite der Anlagechef einer Privatbank im cash-Börsen-Talk einen Fall unter 7000 Punkten – damals notierte der SMI bei 7500.

Erste Anpassungen im März

Als Erster erhöhte Alfred Ritter seine Jahresendprognose. Der Anlagechef der Basler Kantonalbank setzte sein Ziel bei 7800 Punkten an. Noch mehr Optimismus versprühte Christian Gattiker von der Bank Julius Bär. Seine Prognose für Ende Dezember: 8400 Punkte.

Anfang April fiel auf cash.ch erstmals das Wort "Hausfrauen-Rally", und eine Woche später gab eine renommierte Privatbank bekannt, ihre Aktienquote gar zu reduzieren. "Wir gehen für das Restjahr von fallenden Kursen aus", liess sich die Bank auf diesem Finanzportal zitieren. Dies bei einem SMI-Stand von7800 Punkte.

Vontobel sah Seitwärtsbewegung voraus

Dessen ungeachtet kletterte die Börse weiter und weiter – und erreichte sechs Wochen später mit 8411 Punkten den Jahreshöchststand. Damals bewies Panagiotis Spiliopoulos den richtigen Riecher. Der Research-Leiter der Bank Vontobel sagte eine monatelange Seitwärtsbewegung mit einer Handelsspanne von zehn Prozent voraus.

Tatsächlich konnten Anleger im zweiten Halbjahr nur noch mit einzelnen Titeln Geld verdienen. Der SMI büsste zwischen Ende Mai und Silvester 2013 über 3 Prozent ein. Die Unsicherheiten im Markt über ein mögliches Tapering der US-Notenbank Fed sowie die fehlenden Impulse der Halbjahreszahlen brachten den Aktienmarkt nicht in Schwung. Erst das mit Verspätung gestartete Jahresendrally pushte den SMI wieder über die Schwelle von 8000. Am Montag schloss der Leitindex das Jahr mit 8190 Punkten ab. 

SMI 2014 zwischen 7950 und 8400 Punkten

Für das am Mittwoch beginnende neue Jahr haben die Experten bereits wieder ihre Schätzungen abgegeben. Für den Schweizer Aktienmarkt wird  im besten Fall ein solides Jahr vorausgesagt. Die SMI-Schätzungen der Banken für Ende 2014 liegen zwischen 7950 und 8400 Punkten. Einzig die Credit Suisse (8800) und die Bank Julius (9000) billigen der Schweizer Börse mehr Potenzial zu.

Aber auch 2014 werden sich nicht alle Prognosen bewahrheiten. Wer hätte gedacht, dass der Goldpreis 2013 derart einbricht? Oder dass die Renditen der US-Treasuries sich praktisch verdoppeln? Solche Entwicklungen bleiben jeweils nicht ohne Einfluss auf die Aktienmärkte. 

Deshalb bleibt die Frage: Welcher Experte wird diesmal beim SMI richtig liegen?