Der von US-Präsident Donald Trump entfachte Handelskrieg hat die Stimmung in der Industrie getrübt und Börsianer lauern, in welchem Ausmass sich das in blanken Zahlen niederschlagen dürfte.

Dass sich die USA und China im Zollstreit zunächst einigten und direkte Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland hatte an den Märkten für Erleichterung gesorgt und zum Beispiel den deutschen Leitindex Dax in der alten Woche auf ein Rekordhoch getrieben. Er kam auf ein Wochenplus von 1,5 Prozent.

Viel besser lief es an den US-Börsen: Auf Wochensicht stieg der Dow um 3,4 Prozent, der S&P 500 legte um 5,3 Prozent zu und der Nasdaq stieg 7,2 Prozent. Der SMI konnte 2 Prozent zulegen.

Doch die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten bleiben hoch und dürften die Börsen anfällig für Rücksetzer machen. «Die Aktienmärkte feiern Trumps Zurückrudern bei den Zöllen mit neuen Rekorden. Aber auch die nicht ganz so hohen Zölle dürften den Aussenhandel schwer treffen», sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Insgesamt könnte der Durchschnittszoll amerikanischer Einfuhren seiner Einschätzung nach am Ende auf rund 20 Prozent steigen. «Das ist achtmal so hoch wie vor Trumps erster Amtszeit und entspricht den in den 30er Jahren herrschenden Sätzen.»

US-Wirtschaftswachstum dürfte sich deutlich abschwächen

Das US-Wirtschaftswachstum dürfte sich dem Experten zufolge entsprechend deutlich abschwächen. Den Unternehmen in Deutschland bereitet es zunehmend Schwierigkeiten, ihre eigene Geschäftsentwicklung vorherzusagen. Etliche kassierten bereits ihre Jahresziele.

Börsianer blicken deswegen am Donnerstag darauf, wie sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland entwickelt hat. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die deutsche Konjunktur war im April leicht auf 86,9 Punkte gestiegen, obwohl Ökonomen bereits auf einen Rückgang getippt hatten. Für Mai scheinen die Chancen für eine ebenfalls leichte Aufhellung gut zu stehen.

Das gelte angesichts des aufgekeimten Optimismus hinsichtlich der Handelskonflikte auch für die Einkaufsmanagerindizes am Donnerstag und das am Dienstag anstehende Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck.

Zum Wochenstart geht der Blick nach China

Die Unsicherheit werde in den kommenden Wochen aber Spuren in den Wirtschaftsdaten hinterlassen. «Wichtig ist, dass den Hoffnungen auf weitere Handelsdeals diese auch folgen – insbesondere innerhalb der von den USA gewährten 90-Tage-Aufschubfristen», sagt Greil.

Zum Wochenstart wird sich der Blick der Anleger nach China richten, wo die chinesischen Einzelhandelsumsätze und Daten zur Industrieproduktion im April veröffentlicht werden. Zum Abschluss der Woche stehen am Freitag das finale deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal sowie Japans Inflationszahlen auf der Agenda.

Bei den Unternehmen sind nur noch vereinzelte Bilanzen zu erwarten, stattdessen stehen einige Hauptversammlungen und Kapitalmarkttage an. So laden unter anderem Symrise, CTS Eventim, Puma, Fresenius Medical Care, Brenntag, Salzgitter und Porsche Automobil Holding ihre Aktionäre ein.

In der Schweiz veröffentlicht Swiss Life am 20. Mai ein Trading Update zum ersten Quartal. Zum Geschäftsverlauf in den ersten vier Monaten des Jahres äussersn sich Julius Bär und Galenica am 22. Mai. Tags zuvor veröffentlicht Ypsomed die Jahreszahlen.

(Reuters/cash)