Wenn man das zurückliegende Börsenquartal aus Schweizer Sicht mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl: Comeback. Hauptakteur war in erster Linie die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihrem Entscheid, den Franken-Mindestkurs gegenüber dem Euro nicht mehr zu verteidigen. Diese Aktion liess den Schweizer Aktienmarkt Mitte Januar vorübergehend um bis zu 15 Prozent in die Tiefe rasseln.

Doch die Schweizer Börse hat sich bemerkenswert zurückgekämpft. Mitte März erreichte der Swiss Market Index (SMI) den Stand vor dem SNB-Schock wieder. Aktuell beträgt das Jahresplus des SMI 2 Prozent – trotz der ursprünglich vielerorts beklagten Frankenstärke. Mit verantwortlich für dieses Comeback war auch die Liquiditätsschwemme der Europäischen Zentralbank und der Anlagenotstand aufgrund des Tiefzinsumfeldes.

Unterschiedliche Erfolgsfaktoren

Im Leitindex stechen insbesondere drei Aktien heraus: Adecco, Swiss Re und Swisscom. Sie avancieren alle zwischen 17 (Adecco) und 9 Prozent (Swisscom). Doch die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Der Westschweizer Stellenvermittler Adecco legte nicht nur überzeugende Quartalszahlen vor. Gut kam bei den Anlegern vor allem auch die im Januar und Februar beobachtete Wachstumsbeschleunigung an. Adecco profitiert dabei direkt von der anziehenden Konjunktur in Europa und speziell in Frankreich. Das Unternehmen gilt deshalb stets auch als Frühindikator für das europäische Wachstum.

Ebenfalls sehr beliebt ist die Aktie von Swiss Re (siehe Tabelle). Der Haupttreiber sei die einem Monat fällige hohe Dividendenausschüttung von 7,20 Franken, sagen Marktbeobachter. Aktuell steht der Titel bei 94,40 Franken. Fundamentale Daten treten deshalb vorerst in den Hintergrund, auch wenn aufgrund des intensiven Preiskampfes im Rückversicherungsgeschäft das Umfeld in den kommenden Monaten und Jahren herausfordernd bleiben dürfte.

Bei Swisscom liegen die Gründe für den Börsenerfolg anderswo. Der heimische Telekomriese ist wenig vom erstarkten Franken betroffen, wie bereits während des SNB-Gewitters klar wurde. Zudem wartet auch Swisscom im April mit einer attraktiven Aktionärsausschüttung auf. Aber: Der Konkurrenzkampf mit Sunrise und Orange wird in Zukunft zunehmen. Sunrise wagte im Februar den Gang an die Börse und Orange Schweiz ist neu in den Händen des französischen Unternehmers Xavier Niel, der für aggressive Preispolitik bekannt ist.

Uhren und Öl am Schluss

Anders sieht es bei den Underperformern aus, allen voran Transocean. Der Betreiber von Ölbohrplattformen ächzt unter der Last des tiefen Ölpreises. Seit Monaten haben die Börsianer jegliches Vertrauen in die Transocean-Aktien verloren. Ob das in Zug angemeldete Unternehmen den Turnaround das Steuer noch einmal herumreissen kann, ist ungewisser denn je.

Auch wenig Gefallen finden die Anleger an den beiden Luxusgüterunternehmen Richemont (-10 Prozent) und Swatch (-6 Prozent). Sie leiden unter dem starken Franken und der Wachstumsschwäche in den asiatischen Märkten. Insbesondere für Swatch ist entscheidend, wie stark die Konkurrenz durch sogenannte Smartwatches sein wird und wie Nick Hayek sein Unternehmen in diesem Markt positionieren kann.

Biotech-Aktien im Hoch

Am breiten Markt sind die Kursausschläge wie gewöhnlich heftiger – in beide Richtungen (siehe Tabelle). Ganz oben spielt sich gerade wieder einmal ein Biotech-Märchen ab. Noch vor wenigen Monaten stand Cytos kurz vor dem Aus, die Aktie bei 9 Rappen. Weil der Konkurs vorerst abgewendet werden konnte, stieg der Titel auf bis zu 1,60 Franken. Der Gewinn im laufenden Jahr in Prozent: satte 540 Prozent. Weitere Biotech-Titel sind ebenfalls von viel Fantasie getrieben: Evolva, Addex, Therametrics oder Basilea. Dieser Trend ist auch in den USA beobachtbar, wo sich ähnliche Aktien dem Rekordlevel der Dotcom-Blase nähern. Für Anleger heisst das: Investieren in Einzelaktien ist hochriskant, eher eignet sich der Kauf eines Fonds oder eines passiven ETF.

Bei Unternehmen wie Mobilezone oder Burkhalter zahlt sich ebenfalls die Verankerung in der Schweiz aus. Aber auch verschiedene exportorientierte Firmen schlagen sich im laufenden Jahr erstaunlich wacker. Dazu gehören ams (+29 Prozent) und u-blox (+24 Prozent), die mit ihren Halbleiterprodukten den Weltmarkt beliefern und davon profitieren, dass ein grosser Teil der Kosten im Ausland anfällt.

Als beste Finanzaktie am Schweizer Aktienmarkt setzt Leonteq ein Ausrufezeichen. Seit dem Börsengang im Oktober vor zwei Jahren hat sich der Börsenwert des Anbieters von strukturierten Produkten nahezu versechsfacht. Für viele Marktbeobachter gehört Leonteq zu den Gewinnern des Tiefzinsumfelds und der finanziellen Repression. Durch ihre technologisch hochwertige Plattform werden die Zürcher auch in Zukunft Wachstum generieren können. Bereits jetzt zeigt die Beliebtheit der Aktie an, in welche Richtung sich die Finanzindustrie entwickeln wird.

Die Top- und Flop-Aktien 2015 im SMI

Beste Titel in % Schlechteste Titel in %
Adecco +17 Transocean -23
Swiss Re +13 Richemont -10
Swisscom +9 SGS -8
Geberit +8 Swatch -6
UBS +7 ABB -2
Julius Bär +7 Roche -2
Novartis +5 Actelion -1
Zurich +5 Givaudan unv.
CS +4 Nestlé +1
Syngenta +3 Holcim +3

Die Top- und Flop-Aktien 2015 im SPI

Beste Titel in % Schlechteste Titel in %
Cytos +539 Alpha PetroVision -63
Air Tech +37 Schlatter -33
Leonteq +36 Bq Prof Gestion -30
Tamedia +33 Swmtl Holding -29
Evolva +33 Gottex -23
Addex +32 Perrot Duval -23
Mobilezone +30 AFG Arbonia -22
ams +29 Von Roll -21
Therametrics +29 Zwahlen & Mayr -21
APG +28 CI Com -19
Cie Fin. Trad. +26 Tornos -16
Kardex +24 Repower -16
u-blox +24 Aryzta -16
Burkhalter +22 Mikron -15
Comet +21 Valartis -14
Coltene +21 Schaffner -14
Forbo +20 CPH -13
Pax Anlage +19 Swissquote -13
Sika +19 Züblin -13
Autoneum +18 Perfect Hldg. -13

Quelle: cash.ch, Stand 30. März 2015 (10:45h)